FC Erzgebirge Aue: Jörg Weißflog - Frank Rietschel, Volker Schmidt, Detlef Müller - Frank Wimberger (57. Jörg Leonhardt), Ronald Färber, Mirko Reichel, Boris Lucic - Jan Schmidt, Daniel Sonner (57. Francis Makaya), Mirko Ullmann; Trainer: Lutz Lindemann
FV Zeulenroda: Jörg Reichenbach - Jens Riedel, Marco Jähnisch, Thomas Effenberger, Mike Baumann, Heiko Riedel - Marco Wagner (89. Rene Greyer), Stefan Gerlach, Milan Havlik - Jens Sander, Robby Boucherifi; Trainer: Olaf Distelmeier
Tore: Fehlanzeige
Schiedsrichter: Burkhard Pleßke (Coppanz)
Zuschauer: 1000
Gelbe Karte: Detlef Müller, Daniel Sonner / Thomas Effenberger, Marco Jähnisch, Milan Havlik
Gelb/Rote Karte: Mirko Ullmann (89., absichtliches Handspiel) / -
Auer "mit Kopf im Schnee"
Die angestrebte Rehabilitierung nach der schmerzlichen Auswärtsniederlage in Markkleeberg fiel am Sonnabend buchstäblich in den Schnee. Der Tabellenletzte, FV Zeulenroda, nutzte den etwa fünf Zentimeter hohen Schneebelag, um seine kämpferischen Tugenden in die Waagschale zu werfen, während die heimische Elf erneut keine spielerischen Glanzpunkte setzen konnte.
 Kopfball von Jan Schmidt (Aue, rechts), hinten links Boris Lucic (Aue). Foto: Frank Kruczynski
Ohne den verletzten Amadou, aber dafür wieder mit Stammlibero Volker Schmidt, versuchte Aue sofort, das Zepter in die Hand zu nehmen. Chancen durch Färber mit einem 20-Meter-Freistoß und durch Jan Schmidt mit einem attraktiven Fallrückzieher machte der gute Gästetorhüter Reichenbach zunichte. Da sich die Gäste aus Zeulenroda zudem nicht nur auf die Defensive beschränkten, sondern mutig nach vorn spielten, gab es nicht das von vielen erwartete Spiel auf ein Tor. So hatte Schlußlicht Zeulenroda durchaus auch eigene Chancen. In der 12. Minute zum Beispiel, als Gerlach zum Kopfball hochstieg. Und kurze Zeit später auch durch den Ex-Auer Milan Havlik, der Weißflog mit einem direkten Freistoß prüfte. Den schwierigen Bodenverhältnissen schuldend, verflachte das Spiel zusehends, so daß sehenswerte Aktionen Mangelware blieben. Verbissen geführte Zweikämpfe, vornehmlich in der Mittelfeldzone, prägten das Spiel bis zur Halbzeitpause. Die Auer Sturmspitzen Ullmann und Jan Schmidt erfreuten sich einer Manndeckung. Auch Lucic und Sonner setzten keine entscheidenden Akzente in Richtung gegnerisches Tor.
Nach dem Pausentee erhöhte Aue nochmals den Druck nach vorn. Färbers gefährliche Eingabe konnte jedoch nicht zum Torerfolg genutzt werden. Und auch ein Lucic-Kopfball verfehlte knapp das gegnerische Tor. Die Einwechselungen von Jörg Leonhardt und Francis Makaya belebten anfangs noch einmal das Offensivspiel der Lindemann-Elf, die aber auch im Abwehrbereich stets auf der Hut sein mußte. Denn in der 58. Spielminute tauchten urplötzlich die gefährliche Sturmspitze Boucherifi und Sander mit einem Konter vor Weißflog auf. Hier mußte der erfahrene Auer Keeper gleich zweimal toll reagieren, um ein Gästetor zu verhindern. Im weiteren Verlauf prüfte Leonhardt den Gästetorwart mit einem scharfen 15-Meter- Flachschuß und wenig später mit einer gefährlichen Eingabe von der Grundlinie. Beide Male reagierte Zeulenrodas Keeper Reichenbach reaktionsschnell.
Als in der 82. Minute ein gegnerischer Verteidiger einen Färber-Schuß für seinen bereits geschlagenen Torwart noch vor der Torlinie ins Aus schlagen kann, ahnten viele Zuschauer bereits, daß auch in dieser Partie kein Treffer gelingen wird. Vieles erinnerte bei der Angriffsgestaltung an die Markkleeberg-Niederlage. Ideenlosigkeit und zum Spielende hin sogar Hilflosigkeit waren bei Aue nicht zu übersehen. Keiner faßte sich mal ein Herz und wagte ein Dribbling in den Gästestrafraum. Vorstöße über die Außenpositionen wurden viel zu wenig genutzt, so daß die tapfer kämpfenden Gäste letztendlich vor keine großen Probleme gestellt wurden. Ein zudem sicher wirken- der Torwart aus Zeulenroda gab sich keine Blöße. Kennzeichnend für das angekratzte Nervenkostüm der Auer war die letzte Spielminute. Eine hohe Flanke in den Gästestrafraum versuchte Ullmann mit der Hand ins Zeulenrodaer Tor zu befördern. Logische Konsequenz des sicher leitenden Referees war die Gelb-Rote Karte für den Stürmer, nachdem Ullmann kurz zuvor wegen Meckerns bereits eine Verwarnung kassiert hatte. Er wird den Auern im nächsten Auswärtsspiel bei den Amateuren von Chemnitz sehr fehlen. Am Ende der zerfahrenen Partie gab es einen verdienten Punkt für den Außenseiter, der mit Riesenjubel gefeiert wurde. Jürgen Ullmann, Freie Presse, 14.02.1994
Wellental
Aus meiner Sicht, von Jürgen Ullmann
Es gab nicht wenige Fußballfreunde, die da meinten, das im Dezember präzisierte Saisonziel "Staffelsieg in der Amateuroberliga" sei unrealistisch. Obgleich die Saison erst am Schlußtag abgerechnet wird, kann man heute bereits sagen, daß der Angriff auf die Tabellenspitze fehlgeschlagen ist. Das Spiel in Markkleeberg und der neuerliche Punktverlust gegen Schlußlicht Zeulenroda belegen klar, daß man von der Vorjahresform weit entfernt ist. Ähnlich wie zu Saisonbeginn mußte man auch nach der Winterpause erneut drei Pluspunkte abgeben. Dabei ist die Ursache keineswegs in der Vorbereitung auf die Punktspiele zu suchen. Mir scheint, daß viele, vor allem die jüngeren, Spieler den Druck des "unbedingten Gewinnenmüssens" nicht verkraften. Solche Situationen kann man eh nur mit über Jahre eingespielten Mannschaften meistern. Hier besitzt der Erzkonkurrent Zwickau den entscheidenden Vorteil. Lob für den Mut, den Angriff auf die Tabellenspitze zu versuchen. Aber man ist derzeitig sowohl spielerisch als auch gedanklich dieser Aufgabe nicht gewachsen. Völlig falsch liegen aber jene, die da eine Krise im Club herbeireden wollen. Man wird jetzt, und da gehört das volle Vertrauen zu Trainer Lindemann dazu, kontinuierlich weiterarbeiten und die sportlichen Niederlagen sachlich verarbeiten.
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