Spielbericht
Sachsenpokal Finale, 28.05.2000
FC Erzgebirge Aue vs. VfB Leipzig 7:5 n.E.

7

n. E.

5

Erzgebirgsstadion Aue, Sonntag 28. Mai 2000
(Kick off 15:00 Uhr)


Freudentränen und Sektdusche im Lößnitztal


Erzgebirge Aue gewinnt Sachsenpokal gegen VfB Leipzig mit 7:5 im Elfmeterschießen

Torjäger Jörg Kirsten hat soeben den entscheidenden Elfmeter verwandelt. Danach brachen im Erzgebirgsstadion alle Dämme. FOTO: EBERHARD GLÄSER

Was lange währt, wird gut. Beim FC Erzgebirge Aue traf dies gestern den Nagel auf den Kopf. Um 17-31 Uhr schlenzte Jörg Kirsten mit dem letzten Elfmeter die Kugel ins Netz. Danach brachen im Lößnitztal alle Dämme. Die Fans stürmten den Rasen und freuten sich über den Gewinn des sächsischen Fußballpokals. „Wir sind natürlich glücklich, zumal wir den Pokal mit dem letzten Aufgebot geholt haben", schwärmte Gerd Schädlich nach dem Nervenkitzel vom Punkt. Spieler, Betreuer und Anhänger jubelten und sangen gemeinsam, als sie den Pott endlich hoch halten konnten. Nach zwei Niederlagen im Elfmeterschießen in den vergangenen beiden Jahren gegen den CFC und den VFC Plauen behielten die Auer diesmal gegen den VfB Leipzig die Nerven. Allen voran „Jockel" Kirsten, der in der Verlängerung zunächst die 2:1-Führung per Kopf erzielt hatte. Doch im Gegenzug leistete sich FCE-Keeper Sven Beuckert einen Patzer, als er einen Freistoß von Brestrich vor die Füße von VfB-Stürmer Markus Richter abwehrte und dieser zum Ausgleich abstaubte. „Der war noch abgefälscht, nicht leicht zu halten. Aber ich nehme das Ding voll auf meine Kappe", äußerte sich Beuckert anschließend selbstkritisch. Doch das siegbringende Duell entschied „Beucke" für sich. „Mir ist natürlich ein riesiger Stein vom Herzen gefallen", gab der Torhüter zu. Bei einer möglichen Niederlage im Elfmeter-Krimi hätte er wohl das denkbar ungünstigste Abschiedsgeschenk hinterlassen. Der Neu-Unioner ahnte aber die Ecke von Ronald Werner. Ausgerechnet der 36-jährige Leipziger Routinier versetzte mit seinem Missgeschick die lila Fanschar in Freudentaumel. Für Beuckert ergab sich dadurch ein anderes Problem. Bis auf die Socken und die Hose rissen die Anhänger dem Schlussmann die Kleider vom Leib. In die Freudentränen der Auer mischte sich schnell Sekt, in dem die Spieler nach dem Bad in der Menge noch duschten. Über die reguläre Spielzeit mochte man am liebsten den Mantel des Schweigens stecken. Ein Fehlpassfestival auf beiden Seiten ließ bei beiden Teams keinen Spielfluss erkennen. Die Gastgeber kämpften aber, und Beuckert machte schließlich seinen Fehler wieder gut. Dass sein künftiger Verein zur gleichen Zeit im ersten Aufstiegsspiel zur 2. Liga zu Hause nur 1:1 gegen Osnabrück spielte, interessierte ihn an diesem Tag überhaupt nicht. „Wenn nicht im ersten Anlauf, schafft es Union vielleicht im zweiten", blickte der 26-Jährige voraus. Sein Trainer Gerd Schädlich bedauerte den Abgang seines Leistungsträgers sehr. Doch in der Stunde des Erfolges kam dem Coach leicht ein lockerer Spruch über die Lippen: „Schade für Sven, dass er nicht dabei sein kann, wenn wir nächste Saison in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Bayern München spielen." Thomas Prenzel, Freie Presse, 29.05.2000


Aue: Beuckert - Tautenhahn (91. Reinold) - Sionko, Hasse - Heidler, Tomoski, Vasicek (V), Pagels (V/ 111. Terjek) - Nowacki (67. Zweigler), Isa, Kirsten (V)

VfB Leipzig: Koslowski - Reich (V) - Görke (V) , Jülich - Kronhardt (25. Kurth), Werner, Kipping, Rose (V) - Seifert (V/ 91. Rosenkranz), Brestrich (V) – Richter

Schiedsrichter: Kokel (Kamenz)

Tore: 1:0 Heidler (9.), 1:1 Kurth (66.), 2:1 Kirsten (104.), 2:2 Richter (105.)

Elfmeterschießen: 3:2 Isa, 3:3 Kipping, 4:3 Terjek, 4:4 Reich, 5:4 Vasicek, Werner - Beuckert gehalten, 6:4 Zweigler, 6:5 Jülich, 7:5 Kirsten

Zuschauer: 7500