Spielbericht
28. Spieltag, 26.04.2003
FC Erzgebirge Aue vs. SG Wattenscheid 09 3-2

3

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Erzgebirgsstadion Aue, Sonnabend 26. April 2003
(Kick off 14.00 Uhr)

Petkov ein Meister seines Fachs


Aue gewinnt packendes Spitzensiel gegen Wattenscheid 3:2 – FCE Torhüter rettet Sieg
Als Schiedsrichter Frank Fleske am Sonnabend in der 92. Minute die Regionalliga-Partie zwischen dem FCE Aue und Wattenscheid 09 endlich abpfiff, kannte der Jubel im Erzgebirgsstadion keine Grenzen mehr. 6.000 begeisterte Zuschauer feierten den glücklichen 3:2 (1:2)-Erfolg, der das momentan beste Team Sachsens weiter von der 2. Liga träumen lässt. „Wir haben nach beiden Führungstreffern nicht konsequent genug gespielt und hatten auch nach dem 2:3 noch klare Chancen für den Ausgleich. Aber so ist der Fußball", zeigte sich Gästetrainer Hannes Bongartz als fairer Verlierer: „Gerd, nun muss ich dir auch mal gratulieren", meinte er in Richtung seines strahlenden Auer Kollegen. FCE-Coach Schädlich hatte zuvor mit seiner Elf fünfmal gegen die SG 09 verloren. Die Gäste zeigten in diesem packenden Spitzenspiel den technisch besseren Fußball und hätten wie in den Vorjahren die Auer frühzeitig aus allen Träumen reißen können. Doch aus drei glasklaren Konterchancen in den ersten 20 Minuten sprang nur der Treffer von Homola (10.) heraus. Die Auer legten ihre Nervosität erst spät, aber nicht zu spät ab. Nach zwei Standards verhinderte SG-Torwart Jacob bei Kopfbällen von Heidrich (3 2.) und Noveski (34.) den Ausgleich. Der fiel in der 35. Minute, als Broum einen schönen Angriffszug über Heidrich und Jank erfolgreich abschloss. Sekunden vor der Pause aber konterten die Rand-Bochumer erneut blitzschnell. Noveski ging gegen Halil Altintop nicht energisch genug zu Werke, Der Türke hämmerte den Ball unhaltbar zu seinem 18. Saisontor unter die Latte (44.). „Wir haben in der ersten Halbzeit die Tore gefressen, die wir nicht fressen wollten, und uns um den Lohn der Arbeit gebracht", meinte Heidrich nach der Partie, die in der 51. Minute kippte. Der (verzögerte) Elfmeterpfiff von Schiri Fleske erh!tzte die Gemüter auf Seiten der Gäste. „Natürlich war es ein Foul", sagte der Betroffene, Petr Grund und die Fernsehbilder gaben ihm recht. Matlik hatte den Tschechen am Fuß getroffen. „Als Kapitän muss ich Verantwortung übernehmen", betonte Grund und verwandelte sicher zum 2:2. Als Wattenscheid nun die Initiative übernahm, zeigte sich, warum die Auer momentan so stark sind. Mit Glück, Geschick und hohem kämpferischen Einsatz wehrten sie sich tapfer. Torhüter Petkov rettete gege dem frei stehenden Grauer großartig (55.). Kurz darauf krachte ein Schuss von Halil Altintop an den rechten Pfosten. Und in der Nachspielzeit zeigte sich Petkov erneut als ein Meister seines Fachs, als er mit eine Glanztat gegen Kiral den sechsten Auer Sieg in Folge rettete. Das 3:2 hatte Shubitidze, der am Sonnabend sein bestes Spiel im Veilchen-Trikot machte, in der 69. Minute glänzend vorbereitet: Auf der rechten Seite bediente er Gregor Berger mit einem Pass in die Tiefe. Die maßgenaue Flanke des Ex-Plaueners hämmerte Jank mit einem Direktschuss zunächst an den Innenpfosten. Von dort sprang der Ball ins Tor. Aber das Glück des Tüchtigen hatten sich die Erzgebirger am Sonnabend redlich verdient.
Olaf Meriovsky, Freie Presse, Montag 28. April 2003

Prickelndes Wechselbad der Gefühle


FC Erzgebirge Aue bezwingt SG Wattenscheid mit 3:2 (1:2) — 6.000 Zuschauer im Erzgebirgsstadion erleben tolles Spiel
Wahnsinn! So lautete am Sonnabend einer der häufigsten Kommentare zum 3:2-Sieg des FC Erzgebirge Aue über die SG Wattenscheid. Und tatsächlich boten beide Teams eine Wahnsinnspartie. Im Verlauf von 90 wahnsinnig spannenden Minuten schickten sie die 6.000 Zuschauer im Lößnitztal durch ein Wechselbad der Gefühle, das seinesgleichen sucht und allen Ansprüchen an ein Spitzenspiel genügte. „Ich kann noch gar nicht wieder denken", sagte Russi Petkov Sekunden nach dem Schlusspfiff. „Wir haben gegen Wattenscheid immer verloren und heute so ein wichtiger Sieg. Dazu diese Stimmung — ein Wahnsinn. Jetzt hoffen wir in Essen zumindest auf einen Punkt." Unterdessen standen die Fans auf den Bänken und skandierten: „Russi Petkov, Russi Petkov…" Verdientes Lob für den FCE-Torhüter, der sich erneut als Fels in der Brandung erwies. Gemeinsam mit seinen Mannschaftskameraden sorgte der 26-Jährige dafür, dass mehr als ein Hauch von Aufstiegsatmosphäre durchs Erzgebirgsstadion wehte. Besonders als Ronny Jank in der 69. Minute die tolle Vorarbeit von Marco Kurth, Khvicha Shubitidze und Gregor Berger zum 3:2 genutzt hatte, hielt es kaum noch einen auf den Sitzen. Die Spannung waberte förmlich in Schwaden durchs Rund und entlud sich im kollektiven Jubelschrei, als endlich der herbeigesehnte Schlusspfiff ertönte. „Man bekommt auf dem Platz genau mit, wenn die Fans richtig Gas geben. Wir wollen ihnen etwas davon zurückgeben, das ist uns heute gelungen", freute sich Marco Kurth. Der steht wie kaum ein anderer für die kämpferische Leistung der Auer. Die bissen sich nach nervösem Beginn förmlich zurück ins Spiel. „Es war ein schwerer Fehler von mir, der zum führte", blickte der Mittelfeldwühler auf die zehnte Minute zurück. Sein Ballverlust am gegnerischen 16er leitete einen Konter ein, den Jiri Homola erfolgreich abschloss. Während der FCE versuchte, den Schock zu verdauen, folgten weitere gefährliche Nadelstiche der Gäste. Doch die Lila-Weißen ackerten und wurden in der 36. Minute belohnt. Matthias Heidrichs weiter Pass erreichte Ronny Jank. Der setzte sich an der Grundlinie wunderbar durch und flankte genau auf den Kopf von Rostislav Broum. Aus was für einem Holz diese Auer Mannschaft geschnitzt ist, zeigte sich aber vor allem daran, wie sie das bittere kurz vor Pause durch Halil Altintop wegsteckte. Nur sieben Minuten waren in Hälfte zwei gespielt, als Petr Grund im Strafraum gelegt wurde. Nach kurzem Zögern schoss der Gefoulte selbst und verwandelte sicher. „Natürlich war es ein komisches Gefühl, aber als Kapitän muss ich in so einer Situation die Verantwor- tung übernehmen", kommentierte der Tscheche die Szene. Im Anschluss an das 2:2 hatte der FCE auch das Glück des Tüchtigen, als Halil Altintop nur den Pfosten traf (57.). Letztlich jedoch verdienten sich die Veilchen mit ihrem unglaublichen Kampfgeist das 3:2 und damit den Sieg über eine mit exzellenten Fußballern besetzte Wattenscheider Elf redlich. Marco Kurth: „Wir haben als Team Moral bewiesen, schließlich können wir nur gemeinsam gewinnen, um das fast Unmögliche zu schaffen." Manndecker Nikolce Noveski verband seinen Dank an die Fans mit einer Bitte: „Ich hoffe, jetzt kommen zu jedem Heimspiel so viele."
Kjell Riedel, Freie Presse-Lokalsport Aue, Montag 28. April 2003

Petr Grund (Aue) erzielt per Elfmeter das 2:2, vorn Torhüter Christoph Jacob. Foto: Kruczynski


Erster Sieg gegen Wattenscheid im sechsten Anlauf


Vor toller Kulisse und euphorischer Stimmung von den Rängen wankten zwei Serien. Aue konnte auf fünf Siege in Folge (vier ohne Gegentor) zurückblicken, während die SG Wattenscheid, schon fast ein Angstgegner des FCE, hatte fünf Siege in fünf Spielen gegen Aue vorzuweisen. Und es begann wie immer gegen die 09-er. Nach gerade mal zehn Minuten tauchten die Gäste zum ersten Mal im Strafraum der Auer auf, nach Vorarbeit der beiden Altintop-Brüder schlug Homola aus spitzem Winkel den Ball in Richtung Tor. Dieser berührte noch den Pfosten und zappelte im Netz. Gegen die sehr defensiv eingestellte Truppe zeigten sich die Erzgebirger davon jedoch unbeeindruckt und kämpften sich nach vorn. Es folgten viele Standarts, die diesmal jedoch nicht genutzt wurden. So musste also aus dem Spiel heraus was passieren: Ronny Jank legte in der 36. fast von der Grundlinie auf Broum ab, der am langen Pfosten den vielumjubelten Ausgleich erzielen konnte. Das Spiel war weiter auf sehr hohem Niveau, die Gäste spielerisch besser doch bei den Hausherren zogen alle an einem Strang und kämpften um jeden Ball. Umso bedauerlicher, dass nur eine Minute vor der Pause doch wieder ein Rückstand folgte, der eigentlich unnötig war. Fast mit Ansage rannte Halil Altintop mit Ball über den halben Platz, während Bewacher Noveski letztlich zuschauen konnte, wie der zukünftige Schalker abzog (44.).

Nach dem Wechsel stellte Gerd Schädlich die zuletzt erfolgreiche Abwehr etwas um, da die Wattenscheider mit nur einer Spitze abgierten, blieb Jasarevic in der Kabine, Jendrossek sollte jetzt für noch mehr Druck nach vorn sorgen. Nach einem Foul an Grund entschied Schiri Flese, der schon das Hinspiel leitete, auf Elfmeter. Eine Entscheidung, die Gästechoach Hannes Bongartz nicht verstehen konnte. Dabei war sie durchaus vertretbar. Der Auer Kapitän trat als gefoulter selber an und verwandelte sicher zum 2:2 Ausgleich (51.). Wenig später brachte Bongartz mit Löbe einen weiteren Offensivmann, das Spiel nun offener. Doch auch davon schien die Schädlich-Elf zunächst unbeeindruckt. Nach einem schönen Spielzug bediente Gregor Berger von rechts den einlaufenden Jank, der am kurzen Pfosten völlig überraschend seine Chance zum Führungstor nutzen konnte (69.). Im Anschluss wurde nahezu Einbahnstraßenfußball gespielt, ein ums andere Mal war die Auer Hintermannschaft in höchster Bedrängnis und hatten oft das Glück auf ihrer Seite. Um so erfreulicher als der Schlusspfiff ertönte und Aue noch immer mit einem Tor vorn lag. Riesenjubel im Lößnitztal, man hatte das Gefühl der mögliche Aufstieg sei schon geschafft! In jedem Fall eine tolle Sache, dass Aue nun schon zum zweiten Mal in Folge vor großer Kulisse daheim begeistern konnte! Dies hob auch Präsident Leonhard nach dem Spiel hervor, der seiner Mannschaft ein tolles Zeugnis ausstellte und auch noch einmal hervorhob, dass der FCE in einer sehr erfolgreichen Woche erneut ohne Auflagen die Lizenz für die Regionalligasaison 2003/04 erhalten hat (2,2 Mio. Euro Etat) und zudem auch für die zweite Liga spielberechtigt wäre (6,2 Mio. Euro Etat). Ohne das Wort Aufstieg in den Mund zu nehmen, sprach er vom einem Traum, der vielleicht wahr werden könnte. Tatsächlich dürften selbst die größten Pessimisten langsam Augen und Ohren auf Aue gerichtet haben, mit einer sehr guten Ausgangssituation zeigt sich die Schädlich-Truppe in Topform und dürfte mit geschwollener Brust nach Essen fahren. Ein bisschen Aufstiegsluft kann bis Dienstag geschnuppert werden, befindet man sich doch zumindest bis dahin auf Platz 2. Und was sagten die Gäste? - Bongartz zeigte sich als Sportsmann, in Übereinstimmung mit Gerd Schädlich sprach er von einem würdigen Spitzenspiel. Die Entscheidung von Schiri Flenske vor dem Ausgleich wollte er nicht kommentieren. (Kay)

Aue: Petkov - Emmerich - Jasarevic (46. Jendrossek), Noveski, - G. Berger, Heidrich, Kurth (78. F. Berger), Grund - Jank, Broum - Shubiditze

Wattenscheid: Jakob - Grauer - Matlik (88. Kiral), Baumann, Köster (75. Dikthear) - Teichmann (60. Löbe), Stuckmann, Hamit Altintop, Ehrhard - Halil Altintop, Homola

Schiedsrichter: Frank Fleske (Schönow)

Zuschauer: 6.000

Tore: 0:1 Homola (10.), 1:1 Broum (36.), 1:2 Halil Altintop (44.), 2:2 Grund (51./FE), 3:2 Jank (69.)