Eröffnungsspiel Allianz-Arena München (1860 vs. Nürnberg)

Eröffnung der Allianz-Arena: TSV 1860 München 1860 vs. 1. FC Nürnberg

Mailand, Madrid oder Manchester waren gestern, seit dem 30.05. besitzt München die Nummer 1 unter den Fußballstadien!(?) Kaum einem Stadion in Deutschland eilte schon Wochen bzw. Monate vor seiner Eröffnung der Ruf voraus, dass modernste und schönste Fußballstadion Deutschlands, Europas oder gar der Welt zu sein, wie der „Allianz-Arena“ in München.
Da man in München kein gewöhnliches Stadion erschaffen wollte, sondern ein „neues Wahrzeichen für die bayrische Landeshauptstadt“ (Zitat Franz B.) entstehen sollte, wurde vor den Toren München`s, innerhalb von 31 Monaten, ein architektonisch einzigartiges Stadion erbaut.
Entstanden ist ein reines Fußball-Stadion für 66000 Zuschauer, darunter befinden sich 2200 „Business-Seats“ sowie, auf 106 Logen aufgeteilt, 1374 Logen-Plätze. Umhüllt wird die neue Arena von einer Kunststoffhülle mit 2874 Luftkissen, die z.T. mit Leuchtstoffröhren beleuchtet werden können, blau bzw. rot an den Spieltagen der beiden Hausherren. Unter dem Stadion wurde zeitgleich die größte Parkgarage Europas, für ca. 11000 Pkw`s, errichtet.
Zur offiziellen Eröffnungsfeier der 340 Millionen € teuren (!) „Allianz-Arena“ traf der „Juniorpartner“ TSV 1860 München in einem bayrischen Derby auf den „Club“ aus Nürnberg. (Für die Bayern-Fans -und Verantwortlichen- war dieses Spiel nicht mehr als die Generalprobe für ihre Premiere am nächsten Tag.) Obwohl die Partie seit Wochen als komplett ausgebucht galt, war das Stadion zum „Opening“ überraschenderweise mit 64000 Zuschauer nicht ausverkauft. Der Grund lag wohl (irgendwie passend zu diesem Stadion) an einem Sponsor, der 2000 Karten nicht an den Mann gebracht hatte.
Um vorab schon einmal die Sicht der Dinge aus dem Blickfeld zu erleben, wie bei`m Auftritt der Wismut-Elf in der kommenden Saison, erwarb ich eine Karte für den Gäste-Stehplatzblock. Der Preis für das Eröffnungsticket lag bei 24 €, inklusive 10 € Guthaben für die Bezahlvorgänge in der Arena. Da, ähnlich der Arena „Auf Schalke“, auch in München ab sofort die Bratwurst, das Bier usw. Bargeldlos (mit der vorher aufgeladenen „Arenacard“) bezahlt wird.
Egal ob man die Architektur des Stadion für gelungen hält oder nicht, beeindruckend ist es auf jeden Fall, wenn man vor dem „Raumschiff“ (Zitat: H. Cerny) steht. Betritt man die Arena, ist, zumindest im Unterrang-Bereich (wo sich die Stehplätze befinden), alles in wenig ansprechenden, dezenten Betongrau gehalten. Zutritt zum Mittel- bzw. Oberrang wird einem nur mit einer gültigen Eintrittskarte für diese Bereiche gewährt. Jederzeit kann man dagegen in der „Markenwelt“ (zw. Unter- & Mittelrang) z.B. im Löwen bzw. FCB Fan-Shop oder in einem T-Com Laden ein paar Euro`s los werden. Da ich jedoch nicht zum einkaufen gekommen bin, begab ich mich in das Herzstück, in das Stadioninnere. Hier wird die „Allianz-Arena“ ihren Ruf als reines Fußballstadion vollauf gerecht. Die Sicht auf das nahe Spielfeld ist perfekt, man fühlt sich „mittendrin statt nur dabei“. Auch wenn die Stimmung während des Eröffnungsspieles nicht das hielt was das Stadion hergibt (dies lag wahrscheinlich daran, dass die `Sechziger ihrer Giesinger Heimat, dem Grünwalder-Stadion, während der Partie noch die ein oder andere Träne nachweinten), kann man sich sehr gut vorstellen, was für eine Atmosphäre in diesem Fußballtempel entstehen kann.
Das traditionsreiche Derby zwischen den Löwen und dem Club war leider kein Fußball-Leckerbissen. Wieder einmal bekam man bestätigt, dass es für deutsche Mannschaften schwierig ist, Spielspaß zu verbreiten und einfach nur Fußball zu spielen. Zur Freude der meisten Zuschauer gewannen die Gastgeber ihr erstes Spiel im neuen Stadion mit 3:2 (Premieren-Torschütze war Löwe P. Milchraum), da die Nürnberger in der 2. Halbzeit hauptsächlich Spieler aus der 2. Reihe einwechselten und dadurch nicht nur ihre Überlegenheit aus der 1. Hälfte, sondern auch die 2:1 Pausenführung verspielten.
Rund um die Partie fand die große Eröffnungsfeier des TSV 1860 München statt, welche von Sportschau-Frau Monica Lierhaus und dem bekennenden Löwen-Fan Ottfried Fischer moderiert sowie von der „Spider Murphy Gang“, „Right Said Fred“ und „Status Quo“, mehr oder weniger begeisternd, musikalisch begleitet wurde. Wie man es im religiösen Bayern erwarten konnte, wurde die Arena, nachdem sie München`s OB Ude für eröffnet erklärt hatte, von einem katholischen Bischof und einer evangelischen Bischöfin gesegnet.
Bei all der Freude rund um den Premierenabend, muss man einige Dinge etwas kritisch betrachten. Was wahrscheinlich die wenigsten gestört hat, aber für die Betroffenen sehr überraschend und ärgerlich war, ist die Erkenntnis, dass auf den unteren Plätzen der Regenschirm (bei entsprechendem Wetter) zur Grundausstattung gehören sollte. Das Lachen verging nach dem Spiel auch den Benutzern der Parkgarage. Bis zu 2 h mussten viele Autofahrer ausharren, um das Arena-Gelände verlassen zu können. Dies lang z.T. daran, dass sich einige die Parkgebühr von 5 € nicht mehr „leisten“ konnten. Da auch hier mit der „Arenacard“ bezahlt werden muss, sollte man sich vorausschauend noch ein Restguthaben zurückhalten. Als schwierig gestaltet sich auch die Gratwanderung zwischen Fußball und Kommerz rund um die „Allianz-Arena“. Charakteristisch dafür begann die 2. Halbzeit vor fast leeren „Business-Seats“, scheinbar waren die Häppchen attraktiver als das Spiel ..., die Löwen Fans in der Nordkurve hatten für diese „Fans“ nur hämische Gesänge übrig.
Ob dieser selbsternannte Fußballtempel nun das modernste und schönste Fußballstadion Deutschlands, Europas oder gar der Welt ist, muss jeder selbst beantworten. Die Voraussetzungen, dass der Gastauftritt der Wismut-Elf in der „Allianz-Arena“ das vermutlich interessanteste und (hoffentlich) stimmungsvollste Auswärtsspiel unserer Mannschaft in der kommenden Saison werden wird, sind auf jeden Fall gegeben.

Glück-Auf ALEX