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Das Liga Abenteuer der Zweiten von Wismut Aue

Ende April 1986 fiel eine Vorentscheidung gegen die Zweite Mannschaft von Wismut Aue. In einem Nachholespiel aus der 25. Runde verloren die Schützlinge von Trainer Heinz Häcker vor 1.000 Zuschauern mit 0-1 auf den Lindenberg in Weimar. Torschütze Andreas Kretzer (70.) besiegelte da schon, so gut wie sicher, den Abstieg der Auer in der DDR-Liga Staffel B 1985/86. Vier Tage später kam mit einem 0-3 bei Dynamo Dresden II eine weitere Niederlage hinzu. Die 15. im Saisonverlauf. Da hatte das Schlußlicht Wismut Aue II nun bereits vier Zähler Rückstand zum Vorletzten und zu zum rettenden Platz 15, den Motor Suhl (Oberliga Absteiger 1985) innehatte, waren es gar schon fünf Punkte. Am Saisonende standen insgesamt 21 Niederlagen auf dem Konto.
Dabei war die Welt für den Aufsteiger Mitte November 1985 noch halbwegs in Ordnung. Nach einem 2-1 Heimsieg über Glückauf Sondershausen standen die Auer mit bis dahin 3 Siegen, 3 Remis und 6 Niederlagen auf dem 14. Rang und damit über den Strich. Doch danach ging es stetig abwärts. Es sollte nur noch ein Sieg bis zum 34. und letzten Spieltag dazukommen.

Mit der Saison 1984/85 schuf der DFV (Deutsche Fußball-Verband) der DDR wieder die Möglichkeit, daß die 2. Mannschaften der Oberliga-Kollektive bis in die DDR-Liga (die zweithöchste Fußballklasse) aufsteigen können. Dadurch gibt es für junge talentierte Spieler größere Bewährungsmöglichkeiten, um sich für höhere Aufgaben anzubieten. Dafür wurde nach der Saison 1983/84 die Liga auf nur noch zwei Staffeln mit je 18 Mannschaften verkleinert. Davor waren es seit 1971/72 fünf Staffeln mit jeweils 12 Mannschaften. 60 Mannschaften insgesamt bedeuteten kein so großes 2. Liga Niveau. In den 40 Jahren ihres Bestehens wurde die DDR-Liga gleich sechsmal umstrukturiert, spielte zwar meistens mit zwei Staffeln, dazwischen aber auch mit einer, drei oder fünf Staffeln.

In den Siebziger Jahren mischte auch Wismut Aue II in der zweithöchsten Liga mit. In den Spieljahren 1971/72 und 1972/73 (jeweils in der Staffel D) belegte man zuerst als Aufsteiger einen 4. Platz, um darauf als Elfter dann abzusteigen. Nach einem Jahr in der Karl-Marx-Städter Bezirksliga kehrte man jedoch 1974/75 umgehend wieder zurück. Ein 8. Platz und ein 5. Platz 1975/76 waren im Prinzip keine schlechten Plätze gegen die zum Teil alten Liga-Hasen Energie Cottbus, Motor Werdau, Wismut Gera, Chemie Böhlen oder Aktivist Schwarze Pumpe aus Hoyerswerda. Langjährige Spieler von Wismut Aue wie Torwart Weißflog, Harald Mothes, Wolfgang Höll oder die Körner Zwillinge Jürgen und Wolfgang holten sich hier ihr Rüstzeug für den späteren Oberliga Alltag. 1975/76 wurden die 2. Mannschaften der Oberligateams zum Saisonende aus der DDR-Liga ausgegliedert. Darunter auch Wismut Aue II. Für die ging dann in der drittklassigen Bezirksliga weiter. In den folgenden 8 Spielzeiten gab es für Aue II in der Bezirksliga immer einstellige Platzierungen, bis dann in der Saison 1984/85 der grosse Wurf gelingen sollte.

Von Saison Beginn an im Bezirk Karl-Marx-Stadt keinesfalls als Favorit angesehen, setzten sich

Foto aus der Fuwo Nr. 32/85 vom August 1985. Foto: Archiv Burg

die Männer um Kapitän Peter Georgi dennoch durch. Vor allem, weil die Favoriten FCK II, Werdau und auch Zwickau II zu unbeständig agierten. „So behielten wir immer Tuchfühlung, ließen die Konkurrenz nicht aus den Augen. Zwei gleichgute Halbserien gaben am Ende zu unseren Gunsten den Ausschlag", schätzte Trainer Häcker ein. Zuhause im Lößnitztal hatten die Häcker-Schützlinge eine makelose Bilanz und gaben insgeamt nur vier Punkte (jeweils 1-1) gegen Wismut Crossen, Geologie Freiberg, Motor Zschopau und Empor Sosa ab. In der Schlußphase der Meisterschaft kam dann noch einmal Spannung auf, weil der viele Wochen die Tabelle anführende FCK II von Aue eingeholt und überholt wurde. Drei Runden vor Schluß gab es für Aue noch eine Zittereinlage, durfte doch das Duell gegen den FCK II, der punktgleich, aber mit dem weitaus besseren Torverhältnis nach Aue kam, nicht verloren werden. Nach dem 2-1 Erfolg waren die 1.000 Zuschauer, ansonsten kamen so zwischen 200 und 600 schier aus dem Häuschen. Somit wurde am Ende Aue II verdienter Titelträger, da sich die Mannschaft am stabilsten zeigte und in der Rückrunde peinliche Ausrutscher vermied. Anders der FCK II der zeitweilig mit vier Zählern Vorsprung das Sechszehnerfeld anführte, aber auf Grund zu vieler Besetzungsvarianten und damit verbundener unangenehmen mangelnder Konstanz Punkteinbußen erlitt, die peinlich waren (2-4 in Sosa, 0-1 bei Ascota KMST, 1-1 gegen die TH KMST oder 2-2 in Lößnitz). „Nach dem zweiten Rang des Vorjahres drei Zähler hinter dem FCK II, wollten wir es diesmal unbedingt wissen. Unsere Zielstellung lautete: Bezirksmeistertitel und Aufstieg", gab Heinz Häcker, unumwunden zu. Der damals 35jährige, in der Oberliga mit einem 45- minütigen Einsatz am 25. Spieltag der Saison 1973/74 im Heimspiel gegen Energie Cottbus, war seit 1977 im Nachwuchs und seit 1983 bei der Zweiten von Aue Trainer. Von 1976 bis 1981 absolvierte er ein Fernstudium als Diplomsportlehrer. In der DDR war die Ausbildung zum Diplom-Trainer mit Universitätsdiplom die Voraussetzung für eine hauptberufliche Tätigkeit im Leistungssport. „Vor dem Fernstudium hatte ich eine 2-jährige Vorbereitung an der TU in Karl-Marx-Stadt“, berichtete der heute 71-jährige Häcker. Bevor er als Trainer in Aue anfing spielte er in der Zweiten Mannschaft von Wismut Aue u.a. in der Liga, der Zweithöchsten Klasse damals. Auf insgesamt 60 Spiele und 7 Tore kann er in drei Saison 1972/73, 1974/75 und 1975/76 verweisen.

Unterstützt wurde er vom ehemaligen Oberligaschlußmann Uli Ebert und Mannschaftsleiter Volker Decker der selbst Anfang der 1970er Jahre für die Zweite von Aue in der DDR-Liga auflief. „Wenn es klappte durfte wir sogar zu unseren Auswärtsspielen mit dem Oberliga Bus fahren. Fahrer war Martin Schwerdt. Da waren wir schon stolz wenn wir mit diesen Bus fahren durften. Ansonsten bekamen wir einen guten Reisebus von der Wismut gestellt“, erinnerte sich Decker an die alten Zeiten.

Hinweis aus dem Programm gegen Sachsenring Zwickau vom 30. April 1986. Foto: Archiv Burg


In der zweiwöchigen Aufstiegsrunde im Juni 1985 wirkte die Elf lange nicht souverän. Die 15 Bezirksmeister spielten in 3 Gruppen a` fünf Mannschaften insgesamt 6 Aufsteiger für die beiden Liga-Staffeln A und B aus. Aue bekam es mit den Siegern aus den Bezirksligen Cottbus (Lok Cottbus), Dresden (Fortschritt Neustadt), Gera (Fortschritt Weida) und Suhl (Chemie IW Illmenau) zu tun. „Speziell nach der 2-3 Heimniederlage gegen Fortschritt Weida bekamen einige noch Nervenflattern. Das Spiel fand wegen Reparatur Arbeiten am Rasen im Auer Stadion in Lößnitz statt. Trainer von Weida war damals Lutz Lindemann. Auch in Neustadt beim 1-1 Punktgewinn, der erst kurz vor Schluß mit einem verwandelten Handstrafstoß von W. Körner (88.) erzielt wurde, mußten wir bange Minuten überstehen, waren auch mit Fortuna im Bunde", gab der Trainer Häcker ehrlich zu. So mußte das letzte Spiel entscheiden: Aue II brauchte einen Sieg gegen Ilmenau. Er gelang am Ende mit 1-0 Sieg für den W. Körner sorgte. Heinz Häcker freute sich: „Weil sich alle noch einmal steigerten, wir spielerisch wohl die überzeugendste Vorstellung boten. Und Zwei Spieler kamen extra aus dem Urlaub (Torwart Jens Schmidt und Uwe Naumann) um bei diesen entscheidenden Aufstiegsspiel mitzuspielen.“ Auch war etwas Glück dabei, weil sich Weida und Neustadt im Parallelspiel 3-3 trennten.


Keine Frage, daß die Auer Oberligaelf mit dieser Ausbildungsmannschaft in der zweithöchsten Spielklasse einen besseren Unterbau erhielt. „Das war eine angenehme Überraschung in einem für uns so erfolgreichen Jahr. Wir haben die Mannschaft kaum mit Spielern aus der Oberliga besetzt, freuen uns um so mehr, daß es die junge Vertretung dennoch schaffte“, meinte der damalige BSG-Sektionsleiter Richard Velek. Im Prinzip war die Liga Ansporn für die sogenannte 2. Reihe. Man konnte sich als Spieler schon empfehlen.
Obwohl nach der 1. Halbserie in der Liga Staffel B die Zweite von Aue schon am Tabellenende rangierte, war das rettende Ufer noch durchaus in Sichtweite. Zu den Mannschaften wie Motor Suhl, Chemie IW Illmenau oder Buna Schkopau hatte man Punktemäßig noch Kontakt. Doch in der Rückrunde kamen nur noch 6 Punkte dazu die am Ende natürlich nicht reichten. Nach einem 2-1 Auswärtssieg in Suhl am 21. Spieltag (Mitte März 1986) sollten dann nur noch 3 Unentschieden dazu kommen. Trotz oftmals sehr guter Kritiken wurde man letzter mit 17:51 Punkten. In der Heimbilanz-Tabelle belegte man mit nur 8:26 Punkten (1/6/10) ebenfalls nur den letzten Platz. Auswärts lief es etwas besser. Die Heimspiele fanden meistens auf Platz 2 im Stadiongelände gleich hinter dem Stadionbad statt. Gegen Weimar (Oktober 1985) und gegen Erfurt II (April 1986) durfte im Stadion gespielt werden. Insgesamt sahen 5.725 Zuschauer die 17 Heimspiele. Im Durchschnitt waren dies 336 je Spiel.
Der Aufstiegskampf war zeitig entschieden. Fortschritt Bischofswerda holte sich souverän den Ersten Platz vor dem HFC Chemie und Chemie Böhlen. Die Schiebocker schafften damit zum ersten Mal den Sprung in die Oberliga. Unten erwischte es am Schlußtag Motor „Fritz Heckert" Karl-Marx-Stadt (nach achtjähriger Ligazugehörigkeit) und den FC Rot- Weiß Erfurt II. (Burg)

Geschrieben von Burg am 25.04.2021, 16:50   (1366x gelesen)