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Auer Fussball historisch – Freundschaftsspiele im August 1960

Anfang August im Jahr 1960 trug der SC Wismut Karl-Marx-Stadt zwei interessante Freundschaftsspiele unmittelbar vor Beginn der Meisterschaftsrückrunde 1960 aus. Das Spieljahr 1960 war das letzte, was man analog dem Kalenderjahr spielte. Man hatte den Frühjahr-Herbst-Rhythmus ursprünglich von der Sowjetunion übernommen, wo dieser Spielrhythmus witterungsbedingt aufgrund der strengen Winter notwendig war. Ab 1961 wurde diese Anpassung (seit 1955) wieder rückgängig gemacht. Der SC Wismut hatte sich am Dienstag, 2. August 1960 den sechsmaligen österreichischen Meister First Vienna FC 1894 ins Auer Otto-Grotewohl-Stadion eingeladen. Vienna ist der älteste und zugleich einer der erfolgreichsten österreichischen Fußballvereine. Der Wiener Verein wurde am 22. August 1894 mit den Vereinsfarben Blau-Gelb gegründet und trägt seit 1899 ihre Spiele auf der Hohen Warte, einer Erhebung im Wiener Bezirk Döbling, aus. Das Heimstadion der Vienna war zeitweise mit einem Fassungsvermögen von 85.000 Zuschauern das größte Stadion auf dem europäischen Kontinent und Heimstätte der österreichischen Nationalmannschaft. Die Vienna gewann in ihrer Geschichte den österreich-ungarischen, den österreichischen und den deutschen Pokalwettbewerb. Höhepunkt der Vereinsgeschichte war der Sieg im Mitropapokal 1931, dem Vorläufer des Europapokals, wobei die Mannschaft als einzige in der Geschichte des Wettbewerbes ungeschlagen blieb.

Die 20.000 Zuschauer spendeten mehrmals begeistert spontan Beifall, denn ihre Mannschaft spielte gegen die Österreicher zielstrebig, torgefährlich, abgeklärt und selbstsicher auf. Der Drang zum Tor war in den ersten Minuten schon zweimal von Erfolg gekrönt. Willy Trögers Flankenlauf mit anschließender Eingabe konnte Dieter Erler mit wuchtigen Kopfball zur Führung vollenden (9.). Kurt Viertel ließ nur vier Minuten später mit einem kraftvollen Schuß das zweite Tor folgen. Auffällig in den Wismut Reihen Manfred Kaiser, der sich in den letzten Wochen wieder zu alter Form aufgeschwungen hatte. Er leistete ein unerhörtes Pensum, teilte klug die Räume auf und imponierte mit seinem direkten Spiel. Aber auch Siegfried Wolf und Dieter Erler schoben sich mit ihren großartigen Leistungen in den Vordergrund. Als Klaus Zink nach 58 Minuten das 3-0 besorgte, war dies eine kleine Vorentscheidung gegen keineswegs schwache Österreicher die ihre Klasse dann im zweiten Abschnitt demonstrierten. Der hervorragende Helmut Senekowitsch schwang sich immer mehr zum entscheidenen Mann in den Reihen der Gäste auf. Prachtvolle Pässe und wunderbare Einzelaktionen waren von ihm zu bewundern. Das Ehrentor zum 3-1 (61.) Endstand ging auf seine Kappe. Senekowitsch brachte später als Trainer das österreichische Nationalteam zur Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien, wo der berühmte 3-2 Sieg über Titelverteidiger Deutschland gelang.

Zwei Tage nach dem Spiel in Aue ging es am Donnerstag, 4. August 1960 nach Hof. Der FC Bayern

Deutsch-deutsches Duell ein Jahr vorm Mauerbau.

Hof feierte 50-jähriges Jubiläum und hatte sich ins Stadion Grüne Au den SC Wismut Karl-Marx-Stadt eingeladen. Die Gäste gewannen gegen den Vertreter aus der bundesdeutschen Oberliga-Süd mit 2-1. Die Tore vor 5.000 Zuschauern für Wismut erzielten Siegfried Wachtel (7.) und Klaus Zink (33.). Der Meister von 1959 war taktisch und kämpferisch gut auf den Gegner eingestellt und erhielt beim Abgang den ungeteilten Beifall der Hofer Zuschauer. Die bundesdeutsche Oberliga war bis zur Einführung der Bundesliga 1963 die höchste Spielklasse im anderen Teil von Deutschland. Bayern Hof stieg 1959 in die Staffel Süd auf und belegte 1959/60 als Neuling einen 13. Platz. Gegner waren damals die Münchener Bayern, VfB Stuttgart, 1.FC Nürnberg oder Eintracht Frankfurt.

Weitere drei Tage später am Sonntag, 7. August 1960 erfolgte der Anpfiff zur 2. Halbserie in der DDR-Meisterschaft 1960. Der SC Wismut unterlag im Heimspiel gegen den SC Chemie Halle mit 0-2. Als Vierter, mit nur 4 Punkten Rückstand auf den Ersten Motor Zwickau, lag man noch aussichtsreich im Rennen um die Meisterschaft. Zwei weitere Niederlagen in Jena (0-1) und bei Brieske Senftenberg (0-3) verhinderten jedoch dieses Vorhaben. Am Saisonende belegte der SC Wismut den fünften Rang. Negativ waren in diesen Spieljahr die Zuschauerzahlen. Wismut hatte von allen Mannschaften in der Meisterschaft die drittwenigsten Zuschauer (Ø 5.300) zu hause. Nur Dynamo Berlin und Breiske Senftenberg hatten noch weniger. (Burg)
Geschrieben von Burg am 08.09.2020, 19:20   (1372x gelesen)