Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

2. Fußball-Bundesliga 2021/22

Spielbericht

32. Spieltag - Samstag, 30.04.2022 - 20:30

SV Darmstadt 98 - FC Erzgebirge Aue 6:0 (4:0)


SV Darmstadt 98: Marcel Schuhen - Matthias Bader, Patric Pfeiffer, Thomas Isherwood, Fabian Holland - Klaus Gjasula (84. Jannik Müller), Tobias Kempe - Braydon Manu (61. Mathias Honsak), Tim Skarke (68. Frank Ronstadt) - Phillip Tietz (68. Marvin Mehlem), Luca Pfeiffer (84. Emir Karic); Trainer: Torsten Lieberknecht

Kader: Morten Behrens, Clemens Riedel, Nemanja Celic, André Leipold

FC Erzgebirge Aue: Philipp Klewin - Anthony Barylla (70. Tom Baumgart), Sören Gonther, Malcolm Cacutalua, Dirk Carlson - Soufiane Messeguem (70. Florian Ballas), Sam Schreck - John-Patrick Strauß (46. Clemens Fandrich), Dimitrij Nazarov, Ben Zolinski (85. Jannis Lang) - Nikola Trujic (46. Jan Hochscheidt); Trainer: Pavel Dotchev

Kader: Tim Kips, Philipp Riese

Tore: 1:0 Luca Pfeiffer (16.); 2:0 Tim Skarke (18.); 3:0 Braydon Manu (19.); 4:0 Tim Skarke (39.); 5:0 Mathias Honsak (74.); 6:0 Tobias Kempe (90.)

Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)

Zuschauer: 13850 (davon 380 Auer Fans)

Aue geht in Darmstadt unter und steigt ab

Erzgebirge Aue ist nach 2008 und 2015 zum dritten Mal aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Am Ende wurde es noch einmal ganz bitter: Was sich seit Wochen bereits andeutete, wurde am Samstagabend zur Gewissheit. Das Team von Pavel Dotchev präsentierte sich am Darmstädter Böllenfalltor völlig desolat und steigt folgerichtig sang- und klanglos ab. Dabei hatte sich der Abstieg bereits lange angedeutet. Die Auer steckten von Saisonbeginn an im Tabellenkeller fest und konnten ihren ersten Sieg der Saison erst am elften Spieltag gegen den ebenfalls bereits feststehenden Absteiger FC Ingolstadt erzielen. „Zu meiner Mannschaft kann ich nichts sagen, weil wir gar nicht auf dem Platz waren und zu viele Fehler gemacht haben. Drei Tore in drei Minuten, so etwas habe ich noch nie erlebt. Ich schäme mich für unsere Leistung“, sagte ein völlig konsternierter Dotchev nach dem Spiel. Auch Dimitrij Nazarov fand klare Worte. „Wir haben heute nicht gezeigt das wir in der Liga bleiben wollen.“ Innerhalb von 158 Sekunden stellten L. Pfeiffer, Skarke und Manu zwischen der 16. und 19. Minute auf 0-3 gegen Aue. Mit dem drohenden Abstieg vor Augen schafften die Mannen aus dem Erzgebirge es nicht mehr, sich dagegen zu stemmen.

Aues Coach Pavel Dotchev hatte seine Startelf nach dem Rostock-Spiel etwas umbauen müssen, da Owusu mit seiner fünften Gelben Karte ausfiel und Jonjic sowie Majetschak im Kader fehlten. Strauß, Gonther und Barylla liefen dafür auf. Die Veilchen hätten nur mit einem Dreier das letzte Fünkchen Hoffnung am Leben halten können, die Lilien hatten ihrerseits die Möglichkeit, mit einem Dreier auf Rang zwei zu springen. Und dementsprechend motiviert begannen die Darmstädter auch, setzten die Gäste früh unter Druck und offenbarten krasse Qualitätsunterschiede zwischen beiden Mannschaften. Diese zeigten sich auch in einer Reihe individueller Fehler der Auer Hintermannschaft unter Druck, die Lilien nutzten diese eiskalt aus und sorgten durch Luca Pfeiffer (16.), Skarke (18.) und Manu (19.) innerhalb von weniger als drei Minuten für Partystimmung am Böllenfalltor. Aue fiel in dieser Phase völlig auseinander und hatte Glück dass Darmstadt vor der Pause nur noch einmal traf. Nach einem Ballverlust im Mittelfeld setzt kein Auer Spieler so richtig nach. Manu hängt gleich drei Gegenspieler ab und könnte es prinzipiell alleine machen. Stattdessen hat er noch das Auge für den freien Skarke und legt seinem nachgerückten Mitspieler, der das Leder aus kurzer Distanz nur noch über die Linie drücken muss, den Treffer zum 4-0 auf (39.). Der FCE schwamm dem Pausenpfiff förmlich entgegen. Die Lilien spielen nach Balleroberungen weiterhin mit erbarmungslosem Tempo nach vorne. Bei diesen Spielstand mehr als logisch. Der Pausenpfiff war dann wie eine Erlösung für die Gäste aus dem Erzgebirge.

Die eingewechselten Hochscheidt und Fandrich sollten mit ihrer Routine nach dem Seitenwechsel für Ruhe sorgen. Der Plan ging Anfangs auf. Aue war kämpferisch deutlich besser im Spiel und peppte die unterirdische Zweikampfquote des ersten Durchgangs auf. In der 65. Minute lag sogar der Ehrentreffer in der Luft. Nach butterweicher Hochscheidt-Eingabe köpfte Zolinski knapp am rechten Pfosten vorbei. Das war im Prinzip die einzige nennenswerte Auer Chance. Darmstadt-Coach Lieberknecht wechselte aufgrund der klare Führung munter durch, was dem Spielfluss nicht sonderlich zugute kam, aber dem Stammpersonal so etwas Luft für die entscheidenden Spiele der Saison verschaffen sollte. Etwa eine Viertelstunde vor dem Ende der Partie packte der SVD dann noch einen darauf: Luca Pfeiffer dringt rechts in den Sechzehner ein, umkurvt Klewin und könnte eigentlich locker im leeren Tor einschieben. Stattdessen legt er aber auf den eingewechselten Honsak quer, der sich bedankt und den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückt. In der Schlussminute erzielte T. Kempe per Freistoß den 6-0 Endstand (90.). Der Ex-Auer verlädt Klewin bei dem ruhenden Ball aus 21 Metern komplett. Der Auer Keeper macht einen Schritt in die falsche Ecke und kann anschließend nur zuschauen, wie der Ball unten rechts in seinem Kasten einschlägt. Zwar agierten die Darmstädter im zweiten Durchgang bisweilen mit angezogener Handbremse, konnten aber auch mit ruhigem Spiel noch nachlegen. Auch in der Höhe geht der Heimsieg gegen blasse Auer völlig in Ordnung. Nach November 2010 (in Cottbus) und Dezember 2011 (in Bochum) war dies das dritte 0-6 Debakel in der 2. Bundesliga. (Burg)

Trainerstimmen

Pavel Dotchev (Aue): "Wir haben noch nicht mit der Mannschaft gesprochen, die Kabine ist klein und die Mannschaft ist verteilt. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Sie können sich vorstellen, wie die Stimmung bei uns ist. Wir haben in dem Spiel wie Absteiger gespielt - da müssen wir nicht drumherum reden. Es ist jetzt Fakt und die Tabelle lügt nicht. Darmstadt hat wie ein Aufsteiger gespielt und wir wie ein Absteiger. Es tut weh und ich muss mich für diese desolate Leistung bei unseren Fans entschuldigen. Gegen Bremen wird eine andere Mannschaft auftreten. Wir müssen enger zusammenrücken und überlegen, welche Spieler noch ein Thema für uns sind."

Torsten Lieberknecht (Darmstadt): "Es war ein herausragendes Spiel vor einer herausragenden Kulisse, das wir verdient gewonnen haben. Wir haben von Beginn an die nötige Wucht auf den Platz bekommen und wollten mit unserem aggressiven Anlaufen das Auer Aufbauspiel verhindern. Dazu waren die Jungs sehr gierig – erst das 1:0, dann der Doppelschlag. Das hat die Auer gebrochen. Ihnen allerdings gilt heute mein Mitgefühl. Aue war ein Gesicht der 2. Liga und wird es auch bald wieder sein. Für mich ist trotz des Sieges die schönste und wichtigste Erkenntnis, dass die Mannschaft selbst bei diesem Spielstand seriös geblieben ist und den Gegner respektiert hat. Das gilt auch für das Darmstädter Publikum. Wir sind alle bei uns geblieben, es gab kein Häme. Jetzt wollen wir einfach weitermachen, mit Düsseldorf kommt am nächsten Freitag ein absolutes Vollbrett."