Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

2. Fußball-Bundesliga 2016/17

Spielbericht

24. Spieltag - Freitag, 10.03.2017 - 18:30

FC Erzgebirge Aue - Karlsruher SC 1:0 (1:0)


FC Erzgebirge Aue: Martin Männel - Fabian Kalig, Louis Samson, Steve Breitkreuz - Calogero Rizzuto, Christian Tiffert, Mario Kvesic (67. Clemens Fandrich), Sebastian Hertner - Dimitrij Nazarov, Pascal Köpke (85. Fabio Kaufmann), Cebio Soukou (65. Nicky Adler); Trainer: Domenico Tedesco

Karlsruher SC: Dirk Orlishausen - Matthias Bader, Figueras Jordi (82. Charalampos Mavrias), Benedikt Gimber, Enrico Valentini - Moritz Stoppelkamp, Franck Kom, Grischa Prömel (65. Hiroki Yamada), Jonas Meffert, Dimitris Diamantakos (75. Oskar Zawada) - Stefan Mugosa; Trainer: Mirko Slomka

Tore: 1:0 Dimitrij Nazarov (Foulelfmeter, 36. / Pascal Köpke)

Schiedsrichter: Robert Schröder (Hannover)

Zuschauer: 7650

Gelbe Karte: Christian Tiffert (3.), Nicky Adler (5., gesperrt), Sebastian Hertner (4.) / Dirk Orlishausen

Veilchen jubeln bei Trainerpremiere

Aues neuer Trainer Domenico Tedesco feierte am Freitag-Abend einen nahezu perfekten Trainer-Einstand beim FC Erzgebirge Aue. Denn mit dem wichtigen 1-0 im Abstiegsduell gegen den Kontrahenten Karlsruher SC sorgte Tedesco bei den abstiegsgefährdeten Veilchen für neue Hoffnung im Kampf um den Verbleib in der 2. Fußball-Bundesliga. Und das nur zwei Tage nach seiner Verpflichtung am Mittwoch zuvor. Einstand gelungen und ein Eintrag ins Auer Geschichtsbuch allemal. Immerhin war den letzten sieben Trainern zuvor, die im Auer Lötznitztal anheuerten, ein Sieg in ihrem Ersten Spiel für die Lila-Weißen nicht gelungen. Lediglich Heiko Weber April 2008 (3-3 Köln/h), Rico Schmitt Juli 2009 (0-0 in Offenbach) und Pavel Dotchev Juli 2015 (0-0 Osnabrück/h) schafften bei ihren jeweiligen Einstand für die Veilchen ein Remis. Seitz (2008), Baumann (2012), Götz (2013) und Stipic (2014) verloren bei ihrer Premiere. Der letzte der dies noch schaffte war Gerd Schädlich am 1. Spieltag der Saison 1999/00 mit einem 3-1 Sieg beim VfL Halle 96. Für den erst 31-jährigen Auer Trainer war die Atmosphäre im Stadion, nach eigener Aussage, gigantisch.

Nachdem Trainer Tedesco in den ersten Trainingseinheiten einen brutalen Willen bei seinem neuen Team ausgemacht hatte, stellte er seine Mannen im ersten Spiel unter seiner Regie vor neue taktische Aufgaben. Er ließ in der Abwehr mit einer Fünfer-Kette spielen, die bei Ballbesitz zu einer Dreier-Formation wurde. Auch in der variablen Offensive sollten der Sturm mit Köpke, Nazarov und Soukou immer wieder mal die Positionen tauschen. Das zahlte sich über weite Strecken der Partie letztendlich aus, auch wenn nach fünf Partien ohne Sieg natürlich noch nicht alles wie geschmiert lief. Egal, so geht Abstiegskampf - und dieser sieht nicht schön aus. Beide Mannschaften begannen verhalten und gingen kaum Risiko ein. Denn weder Aue noch Karlsruhe wollten früh in Rückstand geraten. So entwickelte sich eine zunächst zähe und höhepunktarme Partie. Eine erste Halbchance bot sich Soukou (9.), der im Laufduell Gimber stehen läßt aber KSC-Keeper ist schnell draußen und klärt außerhalb des Strafraumes per Fußabwehr. Der KSC tauchte per Eckball (Diamantakos) zum ersten Mal beim Gastgeber in deren Strafraum auf. Gimbers Kopfballverlängerung fand jedoch am langen Pfosten keinen Abnehmer (12.). Trotz des neuen Systems, in dem Samson hinten in der Abwehrkette als verkappter Libero agierte, klappte das Zusammenspiel bei den Auern immer besser. Aue blieb auffällig bissig und hoch konzentriert. Wenn man den Ball erobert hatte wurde schnell versucht nach vorn in die Spitze zu spielen. So hatte man vor dem gegnerischen Tor mehr Chancen als die Gäste zu verzeichnen. Soukou (18.) verpaßte eine Köpke-Eingabe ganz knapp und Köpke (23.) selber scheiterte mit einer 13m Schußchance an Orlishausen. Auch ein Distanzschuss von Tiffert (29.) und ein Kopfball von Köpke (32.) stellten den 34-jährigen KSC-Schlußmann nicht vor ernsthafte Probleme. Das passierte dann aber drei Minuten später. Vom Ex-Karlsruher Nazarov schön per Direktweiterleitung eines weiten Balles von hinten (Samson) in Szene gesetzt, drang der Ex-Karlsruher Köpke nach Zweikampf mit Figueras in den Strafraum ein und ging beim Versuch, Orlishausen zu umspielen, zu Boden. Schiedsrichter Schröder zeigte auf den Punkt. Nazarov schnappte sich den Ball, trat an und verwandelte hart und platziert unten links zum umjubelten 1-0 nach 36 Minuten. Orlishausen hatte die Ecke zwar geahnt, war aber gegen den platzierten Schuss seines ehemaligen Teamkollegen machtlos. „Beim Elfer habe ich mir keine Gedanken gemacht. In meiner KSC-Zeit habe ich ja auch ein paar Elfer im Training gegen Dirk geschossen. Im Prinzip habe ich die Ecke vorher im Kopf und ziehe dann das Ding durch“, so der glückliche Siegtorschütze zu der Elferszene. Die Gäste konnten in dieser Phase nur durch den Ex- Auer Mugosa für etwas Entlastung sorgen (27.), der nach guter Vorarbeit von Prömel und Stoppelkamp dann rechts am Kasten vorbeischoss. Hertner hätte kurz vor der Pause (45.) den knappen Vorsprung beinahe noch ausgebaut. Eine weite Eingabe von Rizzuto nahm er direkt am langen Pfosten, doch der Ball ging am Ende rechts vorbei. Damit ging es in die Kabine. Erst zum vierten Mal schaffte es Aue, in dieser Saison mit einer eigener Führung zum Pausentee. Ein seltenes Glücksgefühl für die Veilchen.

Nach dem Seitenwechsel kamen die Karlsruher zwangsläufig besser ins Spiel. Kom (49.) und Mugosa (50.) zielten weit vorbei. Trotzdem drängte der KSC mit viel Ballbesitz die Auer immer weiter in die eigene Hälfte, allerdings ohne die ganz große Torgefahr auszustrahlen. Die FCE-Abwehr kämpfte zudem aufopferungsvoll und gestattete den Gästen wenig. Die beste Möglichkeit zum Ausgleich vergab Mugosa, der nach Valentinis Vorlage nur um wenige Zentimeter am linken Pfosten vorbeiköpfte (70.). Die Auer ihrerseits setzten zwar nun auf Konter, konnten sich aber nicht wirklich befreien. Bei der einzigsten Außnahme zögerte Nazarov (62.) in guter Position zu lange. Aues Trainer Tedesco brachte wenig später mit Adler und Fandrich auch frische Kräfte. Doch Aue verlagerte sich auf die pure Verteidigung der Führung, während der KSC in der hektischen Schlussphase den Druck erhöhte. Einen Eckball von Diamantakos nahm Valentini (75.) direkt, doch der Ball ging hoch übers Auer Tor. In der turbulenten und hektischen Schlussphase mit vielen Fouls und Rangeleien, stand des Auer Publikum wie in alten Zeiten, wie ein Mann hinter ihrer Mannschaft. Zum Sinnbild mutierten in den Schlussminuten die beiden Verteidiger Kalig und Breitkreuz. Bei einem Eckstoß waren die beiden mit den Köpfen zusammengestoßen und hatten sich dabei jeweils eine klaffende Platzwunde zugezogen und mussten minutenlang behandelt werden. Weil Tedesco schon dreimal gewechselt hatte, mussten die Veilchen kurzzeitig in doppelter Unterzahl spielen. Kalig und Breitkreuz kehrten aber schließlich mit dicken Kopfverbänden auf den Platz zurück und halfen mit, die Führung mit dem Glück und Geschick des Tüchtigen über die Zeit zu retten. Die Hoffnung ist zurück im Lößnitztal. (Burg)

Trainerstimmen

Mirko Slomka (Karlsruhe): "Glückwunsch an den FC Erzgebirge Aue, der in der Defensive eine starke Leistung geboten hat. Wir haben in der zweiten Halbzeit zwar dominiert, aber keine richtigen Mittel gegen dieses Abwehrbollwerk gefunden. Abgesehen davon, dass es kein Elfmeter war, sind wir über das Ergebnis alle sehr enttäuscht. Aber das ist Abstiegskampf"

Domenico Tedesco (Aue): "Wir haben heute ein Spiel mit zwei unterschiedliche Halbzeiten gesehen. In der ersten haben wir kaum Chancen zugelassen, nach der Pause hat uns der KSC zugestellt und war besser. Wir haben das Spiel heute nicht aufgrund irgendwelcher taktischen Geschichten gewonnen, sondern lediglich mit harter Arbeit, Leidenschaft und guten Zweikämpfen ."