Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

2. Fußball-Bundesliga 2012/13

Spielbericht

34. Spieltag - Sonntag, 19.05.2013 - 13:30

SV Sandhausen - FC Erzgebirge Aue 0:1 (0:0)


SV Sandhausen: Michael Langer - Julian Schauerte, Marco Pischorn, Daniel Schulz, Timo Achenbach - Nico Klotz (85. Nicky Adler), Tim Danneberg, Jan Fießer, David Blacha (83. Seyi Olajengbesi) - Andrew Wooten, Juho Mäkelä (83. David Ulm); Trainer: Hans-Jürgen Boysen

FC Erzgebirge Aue: Martin Männel - Kevin Schlitte, Marc Hensel, Tobias Nickenig, René Klingbeil - Fabian Müller, Nicolas Höfler, Michael Fink (61. Ronny König), Oliver Schröder, Mike Könnecke (69. Jan Hochscheidt) - Jakub Sylvestr (87. Kevin Pezzoni); Trainer: Falko Götz

Tore: 0:1 Jan Hochscheidt (79. / Oliver Schröder)

Schiedsrichter: Peter Sippel (München)

Zuschauer: 5250 (davon 2.500 Auer | Quelle: SVS)

Gelbe Karte: Timo Achenbach, Daniel Schulz, Tim Danneberg / Michael Fink (4.), Ronny König (6.)

Auer Glücksgefühle in Sandhausen

Solche Geschichten, wie am Pfingstsonntag in Sandhausen, schreibt nur der Fussball. Das war so ein Tag von dem man noch Jahre später sprechen wird. Mit einem 1-0 besiegten die Fußballer vom FC Erzgebirge Aue den bereits feststehenden Absteiger SV Sandhausen und sicherten sich damit eine weitere Spielzeit in der 2. Bundesliga.

Die Veilchen Fanseele fuhr brutal Achterbahn im 272. Zweitligaspiel der FCE-Geschichte. Jan Hochscheidt, Aues bester Saison-Torschütze, setzte sich am Sonntag in der 79. Minute selbst die Krone auf. Nein besser: er baute sich ein Denkmal für die Ewigkeit. Klar ging Trainer Falko Götz sehr grosses Risiko als er den späteren Helden in der 69. Minute einwechselte. Aber genau wie es der Trainer erklärte: „Wir hätten uns doch geärgert wenn wir es nicht versucht hätten“, hätten sich auch die Anhänger genauso geärgert, denn zu diesen Zeitpunkt führte Dynamo 2-1 gegen Regensburg und die Blicke gingen in regelmäßigen Abständen vom Handy aufs Spielfeld und zurück. Und wer keins hatte erfuhr es durch ganz einfaches Fragen im Block, der je länger das Spiel dauerte, von Minute zu Minute immer nervöser wurde. Schon zur Halbzeit, als es in beiden Stadien noch 0-0 stand, war die Spannung kaum auszuhalten. Bis dahin waren die Hausherren zwar die optisch bessere Mannschaft, aber die klareren Möglichkeiten hatten die ganz in orange spielenden Veilchen. Gleich dreimal scheiterte Sylvestr (6., 25. und 38.) am SVS-Keeper Langer. Starke Nerven waren gefragt.

Doch irgendwie hatte die Mannschaft um Kapitän René Klingbeil solche wie Drahtseile die gottseidank nicht rissen. Die Kunde vom 0-1 Rückstand Dynamos ließ den Gästeblock Anfangs der zweiten Hälfte förmlich explodieren. Doch Aue tat sich weiterhin schwer. Erst als von der Bank ganz klare Signale kamen ging ein Ruck durch die Mannschaft. Götz brachte König (61.) für den gelbbelasteten Fink und der traf zwei Minuten später nur die Querlatte. Doch dieses eine gottverdammte Tor wollte nicht fallen. Den unbändigten Siegeswillen den die Mannschaft jetzt auf den Platz folgen ließ, ging unter die Haut. Einige Spieler wußten um den Zwischenstand in Dresden, einige aber auch nicht. Sie rannten und sie kämpften um jeden Grashalm und um jeden Ball auf den Platz. Die 2.500 mitgereisten (übrigens Saisonrekord in fremden Stadien) Auer Schlachtenbummler spürten das und peitschten ihr Team ohne Rücksicht auf die Stimmbänder gnadenlos nach vorne als ginge es um Leben und Tod. Als dann Hochscheidt rein kam (69.) ging noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft. Janni war sofort nach seiner Einwechslung wie von der Kette gelassen und bei jeden nun folgenden Angriff hing er mit drin. Erst trifft Müller eine Eingabe von ihn nicht richtig (71.) und dann nimmt Sylvestr (74.) einen Freistoß von Hochscheidt direkt, der aber in der Abwehr hängen bleibt. Bei einem eigenen Versuch von Hochscheidt (77.) geht der Ball hoch übers Tor. Alle Bemühungen hätte Wooten (78.) im Keime erstickt. Sein kapitaler 20 Meter Knaller konnte Männel in grosser Manier aber übers Tor lenken. Ein Rückstand in dieser Phase hätte fatale Folgen gehabt. Was sich dann aber in der 79. Minute abspielte geht ohne Zweifel in die Auer Fußball Geschichte ein.

Eine Schröder-Flanke aus halblinker Position hatte SVS-Keeper Langer bereits in beiden Händen, als Hochscheidt kam und den Ball mit einem Kopfstoß in das Netz beförderte. Während einige im Stadion von einem Foulspiel ausgingen, deutete Schiri Sippel zur Mittellinie und gab den Treffer. Sandhausen Trainer Boysen: „Der Schiedsrichter bot eine einwandfreie Leistung, mit Ausnahme von dieser Entscheidung. Da lag er komplett falsch, zum Leidwesen von uns und Dynamo Dresden. Sonst hätte das Spiel 0-0 geendet“. Der SV-Trainer nannte diesen Treffer als ein Spiegelbild für die gesamte Saison, „die oftmals unter keinem guten Stern stand".

Aue schaukelte die verbliebene Spielzeit plus den drei Minuten Nachspielzeit irgendwie über die Runden. Bis auf einen Kopfball von Pischorn (86.) brannte hinten nichts mehr an. König knallte noch einen guten Versuch links neben das Tot (90. +2) dann erlöste Sippel endlich die Auer Fans.

Für Aues Trainer Falko Götz war es das erste Erfolgserlebnis mit der Mannschaft: „Wir hatten ein klares Ziel vor Augen und mußten nur gewinnen. In der 1. Halbzeit spielten wir noch eine kontrollierte Offensive". Der scheidende SV-Trainer Hans-Jürgen Boysen hatte natürlich unterschiedliche Gedankengänge, „denn wir wollten uns mit einem Sieg aus der zweiten Liga und unseren Fans verabschieden". Läuferisch und vom Einsatzwillen hatte er trotz der Niederlage bei seinen Schützlingen nichts zu beklagen „und hätte wir diesen Treffer nicht bekommen, hätten wir zumindest einen Punkt erzielt". (Burg)