Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1999/00

Spielbericht

16. Spieltag - Samstag, 04.12.1999 - 13:00

Rot-Weiß Erfurt - FC Erzgebirge Aue 2:1 (1:0)


Rot-Weiß Erfurt: Steffen Kraus - Andre Tews, Heiko Nowak, Jens Große - Danny Bach (75. Piet Schönberg), Norman Loose, Heiko Cramer, Nico Scheller, Marco Engelhardt - Clemens Fritz (89. Gabor Nagy), Petr Nemec (55. Sandi Valentincic); Trainer: Jürgen Raab

FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Hagen Schmidt, Udo Tautenhahn, Enrico Barth - Peter Heidler, Marek Nowacki (55. Marian Pagels), Borislav Tomoski (68. Holger Hasse), Radek Sionko (68. Steffen Binke), Petr Grund - Harun Isa, Jörg Kirsten; Trainer: Gerd Schädlich

Tore: 1:0 Nico Scheller (16.); 2:0 Clemens Fritz (85.); 2:1 Jörg Kirsten (86.)

Schiedsrichter: Andy Ruzik (Tangermünde)

Zuschauer: 1649

Gelbe Karte: - / Enrico Barth, Holger Hasse (4.), Udo Tautenhahn (2.), Radek Sionko (2.)

Gelb/Rote Karte: - / Hagen Schmidt (49., wiederholtes Foulspiel)

Veilchen verteilen bereits großzügig Geschenke

Die nach der viel diskutierten und noch nicht geklärten Havarie kurzfristig von ihren Lampenkronen befreiten vier Flutlichtmasten des Erfurter Steigerwaldstadions stehen noch. Die das Gelände umsäumenden Bäume auch. Von den am Samstag angereisten Gästen aus Aue wurden währen der 90 Minuten jedenfalls keine ausgerissen. Dafür riss nach der 1:2-Niederlage die stolze Auer Serie von sieben Siegen in Folge. Im Gegensatz dazu hielt die der Rot-Weißen, die zum siebten Mal hintereinander alle drei Punkte im eigenen Stadion behielten. Völlig zu Recht, auch aus Sicht des Gäste-Coaches Gerd Schädlich, der den Erfurter Akteuren "die größere Einsatzfreudigkeit und vor allem entschieden mehr Entschlossenheit in den Zweikämpfen" attestierte. Einigen seiner Spieler unterstellte er dagegen, "offensichtlich bereits das Weihnachtsfest im Kopf gehabt und entsprechend großzügig Geschenke an den Gegner verteilt" zu haben. Dabei starteten die Erzgebirger recht selbstbewusst in die Partie. Ihre ersten Aktionen strotzten geradezu vor Selbstvertrauen, ihre Mittelreihe beherrschte die Szenerie, ein Führungstor schien nur eine Frage der Zeit. Das fiel dann auch, allerdings auf der Gegenseite, und bedeutete zugleich das Ende aller Gäste-Herrlichkeit. Engelhardt hatte einen Freistoß in den Strafraum getreten, wo sich keiner der dort zahlreich postierten Auer Akteure für den aus Nahdistanz so gut wie unbelästigt einschießenden Scheller verantwortlich fühlte. Danach verlief das Geschehen bis zur Pause noch halbwegs ausgeglichen. Nach Schmidts Feldverweis (49.), eine der zahlreichen umstrittenen Entscheidungen von Schiri Ruzik, änderte sich das dann grundlegend. Die Rot-Weißen starteten jetzt ganze Serien kreuzgefährlicher Konterzüge. Einer davon führte durch Fritz, der zuvor bereits mit zwei guten Möglichkeiten am toll reagierenden Beuckert gescheitert war (74./79.), kurz vor Ultimo zum vorentscheidenden 2:0. Im Gegenzug gelang Kirsten zwar mit sehenswertem 16-m-Direktschuss noch der Anschluss, aber zu mehr reichte der viel zu spät angesetzte Schlussspurt der Gäste nicht. Gerhard Weigel, Freie Presse, Montag 06. Dezember 1999

Busfahrer leidet mit

Die Serie von sieben gewonnenen Regionalliga-Spielen in Folge ist für den FCE am Sonnabend in Erfurt zu Ende gegangen. Gegen den ebenfalls nur mittelmäßig spielenden FC Rot-Weiß wurde 1:2 verloren. Es kam aber, wie es kommen musste. Denn bis auf Sven Beuckert, Enrico Barth, Jörg Kirsten und mit Abstrichen Udo Tautenhahn standen alle anderen mehr oder weniger neben sich. Besonders Borislav Tomoski enttäuschte. Einer, der sich immer besonders über Niederlagen ärgert, ist Aues Busfahrer Michael Schreier. Der 45-jährige Schlemaer chauffiert die Veilchen seit 1994 durchs Land. Die schönste Zeit war nach seinen Worten die Saison 1996/97, als man unter Trainer Lutz Lindemann einen hervorragenden zweiten Platz belegte und nur Energie Cottbus den Vortrittlassen musste. "Wir fuhren von Sieg zu Sieg, hätten sogar beinahe in Cottbus gewonnen", blickt Schreier zurück, der neben den Veilchen in den vergangenen Jahren auch die Handballer des EHV fuhr. Etwa 100.000 Kilometer legt der Ingenieur-Ökonom jährlich mit seinem Bus von Schlema aus, wo sich sein Firmensitz befindet, zurück. Oftmals wird schon freitags vor einem wichtigen Spiel losgedüst und irgendwo unterwegs übernachtet. Da passiert es auch mal, dass der Bus wegen einer Panne stehen bleibt. "Zum Glück ist dies erst einmal geschehen. Da bin ich aber nicht selbst gefahren", sagt Schreier, der sich sehr lobend über die große Familie FCE äußert. "Man spürt ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl im und um den Verein. " Ein besonders gutes Verhältnis hat Michael Schreier zu Lutz Lindemann und Steven Zweigler. Letzterer durfte bis vorige Saison immer neben dem Fahrer sitzen. Bis Frank Lieberam - der übrigens am Samstag in Erfurt an der Anzeigetafel als Aues Trainer präsentiert wurde - dies untersagte. Als Fahrer hat der Vater von zwei Kindern aber noch andere Funktionen inne. Zum Beispiel kümmert er sich um die kulinarische Versorgung und die Getränke im Bus. "Die Spieler sind alle sehr sachlich und bei Niederlagen merkt man allen die große Enttäuschung an", sagt Schreier. So auch am Samstag, als es die Auer versäumten wenigstens einen Punkt im letzten Auswärtsspiel des Jahrtausends aus Thüringen zu entführen. Stefan Unger, Freie Presse-Lokalsport Aue, Montag 06. Dezember 1999

Formloch wegen Weihnachten

Isa kriselt * Einwechsler schwächeln * Schädlich laut genug für "Spion" Bach

Lila-weiß passte diesmal ganz und gar nicht zu den "Veilchen". Braun-Oliv wäre angebrachter gewesen. Tarnfarbe! Denn Aue versteckte sich beim 1:2 in Erfurt, so gut es ging. Radio-Altmeister Wolfgang Hempel hatte die Gäste herzlich in "seinem" Stadion begrüßt: "Ich höre, Ihr habt einen Lauf?" Trainer Gerd Schädlich entgegnete schmunzelnd: "Reden wir nach dem Spiel weiter!" Schädlichs Miene verfinsterte sich dann schnell, denn seine Elf wusste ihre Stärken gekonnt zu verbergen. Peter Heidlers beherztes Dribbling (4.) war die einzig nennenswerte Offensivaktion in Hälfte eins. Kaum Bewegung, kaum Direktspiel, viele Einzelaktionen, dazu das frühe 0:1 von Scheller nach Freistoß Engelhardt (16.)! Radek Sionko: "Zu 100 Prozent meine Schuld. Ich habe ihn einen Moment aus den Augen verloren." Es war das erste Standard-Gegentor seit dem zweiten Spieltag und der erste Rückstand seit dem sechsten. Die Kabinenpredigt von Schädlich zur Pause hatte sich gewaschen. Erfurts Danny Bach, personifizierter Lauschangriff vor der Tür, musste die Ohren nicht allzu sehr spitzen. Bei Aue wurde danach nichts besser. Hagen Schmidt flog vom Platz (49.), Einwechsler führten sich mit grobem Foul (Hasse) und grobem Fehlpass (Binke) ein. Abwehr und Keeper Sven Beuckert verhinderten bei den Überzahlangriffen von RWE Schlimmeres. Das 0:2 von Fritz (85.) war überfällig, das 1:2 durch Jörg Kirstens Volley nach Flanke von Steffen Binke (86.) wenig tröstlich. Sturmpartner Harun Isa (nur ein - abgeblockter - Torschuss) agierte kläglich, sagte: Vielleicht bin ich ich einer Krise, fühle mich etwas müde. " Schädlich: "Einige denken schon zu viel an Weihnachten. Verstehe ich ja. die Ausländer haben ihre Familien nicht hier, freuen sich auf den Urlaub. Aber sie sind bei uns auch gut dotiert." Heißt: Bezahlt wird nicht Anwesenheit, sondern Leistung... Tino Künzel, Chemnitzer Morgenpost, Montag 06. Dezember 1999