Saisonstatistiken des FC Erzgebirge Aue

Regionalliga Nordost 1999/00

Spielbericht

11. Spieltag - Samstag, 16.10.1999 - 14:00

FC Erzgebirge Aue - Dresdner SC 4:0 (2:0)


FC Erzgebirge Aue: Sven Beuckert - Hagen Schmidt, Udo Tautenhahn, Enrico Barth - Radek Sionko, Peter Heidler, Petr Grund, Borislav Tomoski (83. Steffen Binke) - Marek Nowacki (78. Marian Pagels), Jörg Kirsten (85. Steven Zweigler), Harun Isa; Trainer: Gerd Schädlich

Dresdner SC: Thomas Weidner - Frank Baldauf, Andreas Diebitz, Thomas Hoßmang, Veiko Berger - Sven Ratke, Tino Wächtler, Sergio Bustos, Nikica Maglica (71. Heiko Scholz) - Sergio Sanchez (71. Alexander Gleis), Branco Marcetic (52. Thomas Schmidt); Trainer: Matthias Schulz

Tore: 1:0 Harun Isa (7.); 2:0 Harun Isa (39.); 3:0 Petr Grund (61.); 4:0 Hagen Schmidt (83.)

Schiedsrichter: Klaus-Dieter Voigt (Kleinkoschen)

Zuschauer: 3800

Gelbe Karte: Udo Tautenhahn / Thomas Hoßmang, Frank Baldauf

Auer stürzen den Spitzenreiter

Gerd Schädlich hat sein Versprechen gehalten. Mehr noch, der angekündigte Offensivfußball gegen Regionalliga-Spitzenreiter Dresdner SC brachte nicht nur den erhofften Erfolg, sondern ein sehenswertes, attraktives Spiel, wie man es im Lößnitztal seit langem nicht mehr erlebt hat. Beim 4:0-Erfolg des FC Erzgebirge Aue hatte der Tabellenführer nicht die Spur einer Chance, weil die Gastgeber in allen Mannschaftsteilen selbstbewusst und äußerst diszipliniert agierten. Das frühe Führungstor durch Harun Isa (7.), der im Strafraum den bundesligaerfahrenen Thomas Hoßmang vernaschte, brachte zusätzliche Sicherheit. Vor Selbstvertrauen strotzten auch die Abwehrspieler. Egal, auf welcher Seite DSC-Torjäger Sergio Sanchez auftauchte, der Argentinier sah keinen Stich. Fast immer waren die aufmerksamen Verteidiger früher Ball. Bestes Beispiel das 2:0. Libero Udo Tautenhahn fing das Leder vor dem eigenen Strafraum ab, trieb es über die Mittellinie und bediente mustergültig Harun Isa, der sich mit seinem zweiten Treffer bedankte. "Ich bin sehr glücklich, dass ich wieder richtig fit bin. Wenn die Stimmung so gut ist wie heute, dann kann ich auch guten Fußball spielen. Der hohe Sieg ist sehr wichtig für uns und wird unser gutes Kollektiv weiter stärken", sagte der zweifache Torschütze. Nach dem Seitenwechsel änderte sich wenig. Obwohl sich der DSC mehr Spielanteile erarbeitete, konnte der Spitzenreiter den FCE zu keiner Zeit gefährden. Mit einem satten Linksschuss erzielte Petr Grund sein erstes Tor für Aue. Spätestens nach diesem 3:0 (61.) waren alle Messen gelesen. Gäste-Trainer Matthias Schulz wechselte wenig später mit Maglica und Sanchez zwei seiner Leistungsträger aus, die wutentbrannt das Feld verließen. Petr Grund, Udo Tautenhahn und Borislav Tomoski konnten sich in der eigenen Hälfte wie im Training im Dreieck den Ball zuschieben, ohne dass sie ernsthaft angegriffen worden wären. Für den letzten Höhepunkt im Spitzenspiel sorgte Manndecker Hagen Schmidt, der mit einem Kopfballtor zum 4:0 seine tolle Leistung krönte. Das Konzept des Trainers, mit drei Stürmern und dem offensiven Borislav Tomoski zu beginnen, hat sich ausgezahlt. Doch von Euphorie war bei Gerd Schädlich nach dem Abpfiff nichts zu spüren." Jetzt ist es wichtig, dass wir auf dem Boden bleiben und den Ball flach halten. Nächste Woche haben wir vor allem viel Kopfarbeit zu leisten", blickte der Coach auf die nächsten Aufgaben voraus. Uli Steudel, Freie Presse, Montag 18. Oktober 1999

Aues zweifacher Torschütze Harun Isa versucht Dresdens Frank Baldauf (rechts) zu überspielen. Foto: Kruczynski

Angenehmer Wahnsinn

Erzgebirge Aue sorgt für Begeisterungs-Stürme

"Wahnsinn, echt Wahnsinn", brüllte Bernd Tantzscher ins Handy, während rings um ihn die Tribüne bebte. Der Mann aus dem fernen Halle verpasst kein Heimspiel des FC Erzgebirge Aue, weil er doch aus Stollberg stammt und schon als Kind ins Lößnitztal zum Fußball gefahren ist. Aber ein so begeisterndes Spiel wie gegen Regionalliga-Spitzenreiter Dresdner SC hat auch er lange nicht gesehen. Und das wollte er seinem Sohn, der dienstlich verhindert war, mitteilen. Mit 4:0 fegten die Veilchen den DSC vom Platz, da halfen dem Gegner weder erstligaerfahrene Spieler wie Thomas Hoßmang oder Heiko Scholz, noch die sonst so torgefährlichen Argentinier Bustos und Sanchez. "Steht auf, wenn ihr Auer seid", skandierten die Zuschauer. Aber es waren nur 3.800, die dem Ruf der Begeisterung Folge leisten konnten. Die Mannschaft hätte mehr verdient gehabt. Zur Strafe dürfen sich jetzt alle ärgern, die an diesem schönen Herbsttag zuhause geblieben sind, denn sie haben eine Gala-Vorstellung der Veilchen verpasst. Spätestens am Sonnabend dürfte jeder bemerkt haben, welche Stärke in der Mannschaft steckt, wenn alle diszipliniert ihre Aufgaben verrichten, "Heute haben wir gezeigt, wie gut wir Fußball spielen können. Die Bälle werden nicht mehr so oft geschlagen, weil sich die Spieler ihrer technischen Mittel sicher sind", freute sich Trainer Gerd Schädlich, dass das Spiel seiner Elf erfolgreich und sehenswert zugleich geworden ist. Bei allem Jubel drückte er gleichzeitig auf die Euphorie-Bremse und appellierte an alle, jetzt auf dem Teppich zu bleiben. Denn erst vor Jahresfrist folgte beim FCE auf einen großen Sieg eine peinliche Niederlage. Damals bejubelten 7.800 Zuschauer ein 3:0 über den FSV Zwickau. Eine Woche später unterlagen die Auer beim Tabellenletzten und späteren Absteiger Croatia Berlin 0:1. Das darf sich am kommenden Freitag beim wirtschaftlich angeschlagenen VfB Leipzig - vor der Saison als Top-Favorit gehandelt - nicht wiederholen. Gestern reiste Gerd Schädlich extra nach Stendal, um die Messestädter noch einmal unter die Lupe zu nehmen. In dieser Woche sieht er seine Hauptarbeit im mentalen Bereich. Selbstvertrauen ja, Selbstgefälligkeit nein. Wenn allerdings Präsident Uwe Leonhardt recht hat, dann braucht dem Trainer nicht bange sein. Der Vereins-Boss glaubt: "Die Stärke im Team kommt von innen heraus. Es gibt einen Kreis von Spielern in der Mannschaft, allen voran Enrico Barth, der positiv Einfluss nimmt. Uli Steudel, Freie Presse-Lokalsport Aue, Montag 18. Oktober 1999

Hagen Schmidt: Sanchez ist kein Überstürmer

Auer Abwehrspieler aus ganz besonderem Holz

Aus dem Duell der beiden besten Sturmreihen der Fußball-Regionalliga ist der Erzgebirge Aue als klarer Sieger hervorgegangen. Selbst DSC-Trainer Matthias Schulz musste eingestehen, dass das 4:0 auch in dieser Höhe verdient war. "Aue hat eine hervorragende Mannschaftsstruktur - schnelle Leute vorn, großgewachsene hinten." Mit Hagen Schmidt stand einer der auffälligsten Akteure auf dem Platz in der Verteidigung. Der Auer Manndecker schaltete nicht nur Sergio Sanchez, den Führenden der Torjägerliste aus, sondern trat selbst als Torschütze in Erscheinung. Nach dem Spiel unterhielt sich Uli Steudel mit dem 29-jährigen.

Der FC Erzgebirge hat sich als Mannschaft in den vergangenen Wochen von Spiel zu Spiel gesteigert. Wie ist das zu erklären?

Am Anfang hatten wir immer wieder Probleme. Durch Verletzungen und Rote Karten fehlte uns einfach die nötige Kontinuität. Das ist jetzt besser geworden. Und deshalb haben wir uns auf dem Feld auch spielerisch gesteigert.

Der DSC hat mit dem Argentinier Sergio Sanchez den derzeit besten Torschützen der Liga in seinen Reihen. Aber heute hat er keinen Stich gesehen, wurde sogar ausgewechselt.

Weil er auf ordentliche Gegenspieler gestoßen ist. Enrico Barth und ich haben ihm gezeigt, aus welchem Holz in der Regionalliga gute Manndecker geschnitzt sind. Ich habe versucht, immer schneller als er am Ball zu sein, um unnötige Fouls zu vermeiden. Heute war ich einfach besser als er. Im Stadion hat jeder gesehen, dass Sanchez nicht der Überstürmer ist, für den ihn viele halten.

Nach dem hohen Erfolg gegen den DSC hat die Mannschaft eine gute Ausgangposition für die weitere Meisterschaft. Was ist jetzt besonders wichtig?

Mit vier Siegen in Folge haben wir uns eine kleine Serie erarbeitet und sind in einem guten Lauf. Jetzt gilt es, diesen Rückenwind mitzunehmen, Wenn wir uns auf einem für das Erreichen der dritten Liga gesicherten Tabellenplatz fest einrangieren, dann können wir vielleicht auch mal mit einem Punkt zufrieden sein. Ohne den Druck, immer unbedingt gewinnen zu müssen, können wir uns spielerisch weiter steigern. Und das bringt uns letztlich unserem Ziel näher. Uli Steudel, Freie Presse, Montag 18. Oktober 1999