Spielbericht
2. Spieltag, 04.08.2019
FC Erzgebirge Aue vs. SV Wehen-Wiesbaden 3-2

3

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Erzgebirgsstadion Aue, Sonntag 04. August 2019
(Kick off 15:30 Uhr)


Jubel im Lößnitztal - Aue mit sechs-Punkte-Start


Dem FC Erzgebirge Aue ist ein perfekter Start in die neue Saison der 2. Bundesliga gelungen. Die Veilchen gewannen am Sonntag-Nachmittag gegen Aufsteiger SV Wehen-Wiesbaden im heimischen Stadion verdient mit 3-2 und freuten sich verständlicherweise über die Maximalausbeute von sechs Punkten nach den ersten beiden Spieltagen. Dies gelang in der 2. Bundesliga bereits schon dreimal zuvor. Auch 2004, 2010 und 2013 schaffte man in den beiden ersten Punktspielen 2 Siege. In Abwesenheit von Cheftrainer Daniel Meyer (private Gründe) übernahmen die Co-Trainer André Meyer und Marc Hensel die Leitung beim FC Erzgebirge. Gegenüber dem 2-0 Sieg in Fürth beließ es das Duo bei einem Wechsel: Testroet startete für Zulechner. Das Spiel benötigte keine lange Anlaufphase. Vom Anpfiff weg gingen es beide Mannschaften offensiv an und spielten nach der Balleroberung mit Tempo in die Spitze. Eine abwechslungsreiche Anfangsviertelstunde entwickelte sich. Aue gefiel mit guter

Ballzirkulation und direkten Ballpassagen. Ajani (7.) prüfte Männel mit einem Schuß von der rechten Strafraumkante. Dann gab es in der 15. Spielminute plötzlich ein Aufschrei im Publikum: Innenverteidiger Gonther zwingt Männel mit einem missratenen Rückpass zur Rettungsaktion. Ging noch einmal gut. Doch dann schnupperte wenig später der Gast an der Führung. Nach einer Ecke wurde der erste Versuch von Mrowca gerade noch von Nazarov geblockt, der sich tollkühn in den Volleykracher warf, der Nachschuß rauschte knapp über den Querbalken (16.). Im Anschluss verzettelten sich die Hessen immer mehr, Fehlpässe und Unkonzentriertheiten häuften sich. Gerade ihre Hintermannschaft präsentierte sich nun unsortiert und eröffnete große Lücken für Aues Offensive. Was sich die Gastgeber gleich zweimal zu Nutze machten: Zunächst schob Krüger aus fünf Metern nach toller Vorarbeit von Riese und Testroet zum Führungstreffer ein (19.) und dann versenkte Nazarov den Ball aus fast 25 Metern völlig ungestört links unten zum 2-0 (35.). Die Führung war zu diesen Zeitpunkt hochverdient, denn davor vergaben Hochscheidt (24.) und Testroet (29.) weitere gute Einschussmöglichkeiten. Die Gäste blieben aber trotzdem immer gefährlich. Von Resignation war keine Spur beim Aufsteiger. Schon vor dem 2-0 hatten sie gute Möglichkeiten zum Ausgleich von Kyereh (30./33.) und beim Schuss von Mockenhaupt rettete Hochscheidt auf der Linie stehend (31.) mit dem linken Oberschenkel. Die Hessen kamen dann kurz vor dem Seitenwechsel zu neuer Hoffnung. Tietz drückte den Ball nach Ajanis Flanke und Lorchs Kopfballverlängerung, die vom Rücken des Auer Mihojevic Richtung langer Pfosten trudelte, über die Linie (43.). Vom VAR gab es danach noch eine Überprüfung auf Handspiel von Lorch. War nicht der Fall. Somit ging mit dem 2-1 in die Kabinen.

In der Kabine schien Wehens Coach Rehm die richtigen Worte gefunden zu haben. Die Gäste agierten nach dem Seitenwechsel deutlich zielstrebiger und war nun das aktivere Team. Männel kratzte in der 49. Minute einen Schuß von Dittgen gerade noch so um den Pfosten. Wehen blieb am Drücker, Aue schaffte kaum Entlastung. Flanke um Flanke flog durch den erzgebirgischen Strafraum. Die Abschlüsse aus aussichtsreicher Position vom eingewechselten Schäffler (64./drüber), Lorch (65./drüber) und Kyereh (67./drüber) verfehlten aber ihr Ziel bei dem Männel nicht eingreifen mußte aber bei den Fans Angstzustände verbreitete. Die Gastgeber blieben nur in Ansätzen gefährlich und schleppten sich förmlich durch diese 2. Halbzeit. Als dann auch noch Schäffler (69.) eine Eingabe von Dittgen nur um Zentimeter verpasste, schien der Ausgleich nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Aues Trainerteam stellte in der 70. Minute auf Dreierkette um. Mit Erfolg: Die Angriffe der Gäste erlahmten nun zusehends und die Veilchen zeigten sich wieder im gegnerischen Strafraum. Kam der eingewechselte Zulechner beim Lupfer von Kusic noch einen Schritt zu spät (75.), so zwang er Wehens Torwart Watkowski vier Minuten später, nach feiner Flanke von Baumgart, mit einem Kopfball zu einer Glanzparade. Und dann kam der Auftritt von Tom Baumgart: Der gebürtige Freiberger eroberte den Ball in der eigenen Hälfte und stürmte auf dem rechten Flügel los, wurde nicht angegriffen und schlenzte den Ball perfekt mit links aus 18 Metern zum 3-1 ins linke Eck (82.). Wieder gab es Pfiffe weil der VAR das Tor wegen eines vermeintlichen Abseits überprüfte. Zulechner und Hochscheidt standen im passiven Abseits beim Schuß von Baumgart. Doch die Zuschauer durften zum zweiten Mal jubeln, als das Tor bestätigt wurde. Das Ding war durch dachten die meisten im Stadion, doch ein fataler Ballverlust von Kalig brachte die Wiesbadener wieder ins Spiel. Dittgen bedankte sich mit einem satten Schuß in den linken oberen Winkel zum 3-2 (89.). Danach wurde noch einmal gezittert im Stadion. Die Gäste warfen in der angezeigten fünfminütigen Nachspielzeit alles nach vorn, hatten aber schließlich keine gefährliche Aktion mehr zu verzeichnen. (Burg)

Pressekonferenz in Aue. Foto: Burg

Trainerstimmen
Rüdiger Rehm (Trainer Wehen): "Wir mussten sehr bitteres Lehrgeld zahlen. Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit ganz gut in der Partie waren, aber die Auer uns eiskalt erwischt haben. Sie waren sehr effizient und kaltschnäuzig. Meine Mannschaft hat in der ersten Hälfte ein bisschen naiv agiert. Dann machen wir nach einem sehr guten Spielzug das 1-2 und wir wussten, dass wir damit die Auer getroffen haben. In der zweiten Halbzeit haben wir die Auer in die eigene Hälfte gedrückt und hatten eine Torchance nach der anderen. Da hätten wir den Ausgleich machen müssen. Nach dem 3-1 mussten wir wieder zwei Tore aufholen. Das haben wir wieder mit größter Leidenschaft gemacht: Wir haben versucht, den Gegner nochmals zu bespielen, nochmals zu bekämpfen und machen das 2-3. Leider war die Zeit dann abgelaufen. Trotzdem bin ich mit dem Auftritt meiner Mannschaft sehr zufrieden und macht Mut. Aber im Moment tut es einfach nur weh."

André Meyer (Aue): "Das Ergebnis paßt so richtig in die Woche rein. Die Umstände sind bekannt. Wir haben trotzdem eine richtig gute Vorbereitung gehabt. Alle waren sehr sensibel mit der Situation und ich glaube, dass man das in der ersten Halbzeit gesehen hat. Wir haben die Inhalte, die wir trainiert haben, sehr gut umgesetzt. Wir waren richtig gut im Spiel, führen meiner Meinung nach nicht unverdient, haben sogar die eine oder andere Chance ausgelassen. Kriegen dann leider fast mit dem Abpfiff das 2-1 und dann haben wir so ein bisschen den Abklatsch aus dem Fürth-Spiel. Wir haben zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten gesehen. Wir sind in der zweiten Hälfte nicht mehr in unser Spiel reingekommen, uns haben einfach die Ballbesitz-Phasen gefehlt. Wir haben nur hinten drin gestanden. 24 Torschüsse waren es am Ende für Wehen, das muss man erstmal verteidigen und das hat nicht nur was mit Glück zu tun. Aber wir wissen, dass wir nicht jedes Mal so durchkommen. Es war ein Auf und Ab der Gefühle – aber das gehört zum Fußball dazu. Von der Moral und der Geschlossenheit war die zweite Hälfte aus meiner Sicht daher überragend. Wir wissen, woran wir arbeiten müssen und das werden wir auch tun."

Aue: Männel - Kalig, Mihojevic, Gonther, Kusic (81. Strauß) - Fandrich, Nazarov (66. Baumgart), Riese – Krüger, Hochscheidt, Testroet (61. Zulechner),

Wiesbaden: Watkowiak - Kuhn, Mockenhaupt, Röcker, Niemeyer (34. Franke) - Mrowca, Lorch (81. Shipnoski) - Ajani (56. Schäffler) , Dittgen - Kyereh, P. Tietz

Schiedsrichter: Robert Kempter (Stockach)

Zuschauer: 9.500

Tore: 1-0 Krüger (19.), 2-0 Nazarov (35.), 2-1 Tietz (43.), 3-1 Baumgart (82.), 3-2 Dittgen (89.)

Reservebank Aue: Jendrusch – Ciftci, Rizzuto, Wydra, Kupusovic, Daferner

Gelbe Karten: Nazarov (40.), Testroet (48.), Gonther (55.), Mihojevic (90.+4) / Ajani (22.), Tietz (36.), Lorch (75.), Mrowca (79.), Dittgen (90.+1)