Spielbericht
9. Spieltag, 06.10.2018
FC Erzgebirge Aue vs. Holstein Kiel 2-1

2

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Erzgebirgsstadion Aue, Sonnabend 06. Oktober 2018
(Kick off 13:00 Uhr)


Trainer Meyer wechselt den Sieg ein


Dem FC Erzgebirge Aue ist am 9. Spieltag der erhoffte Befreiungsschlag gelungen. Gegen Holstein Kiel gewannen die Meyer Schützlinge am frühen Samstag-Nachmittag mit 2-1. Zwei Joker sorgten dafür, dass die Veilchen am Ende den so wichtigen zweiten Heimdreier der Saison eingefuhren. „Wir haben einen kleinen Schritt gemacht, dürfen deshalb aber nicht ausflippen“, wirkte Nazarov nach dem Schlusspfiff innerlich zufrieden, aber keinesfalls euphorisch. Mit seinem Tor in der ersten Minute der Nachspielzeit sicherte der Nationalspieler Aserbaidschans den Sieg. Nazarov war erst kurz zuvor von Aues Trainer Meyer für Bertram eingewechselt worden. Der Trainer, der zu Wochenbeginn von Vereinspräsident Helge Leonhardt für seine Spieler Rotation noch öffentlich kritisiert worden war, hatte diesmal alles richtig gemacht. Beim letzten Heimspiel gegen den SV Sandhausen von den eigenen Anhängern noch ausgepfiffen, wurde die Mannschaft gegen Kiel von den Rängen förmlich zum Sieg gepeitscht. „Ein Riesenkompliment geht an die Fans. In den letzten 30 Minuten wurde jeder Einwurf oder Freistoß lautstark bejubelt. Nur so geht es. Bei dieser Stimmung wird es für jeden Gegner brutal schwer, in Aue zu bestehen“, hofft Nazarov, dass der Sieg Signalwirkung für die nächsten Wochen hat.

Die Gastgeber legten vom Anstoß weg los wie die Feurwehr. Schon nach 31 Sekunden mußte Kiels Torwart Kronholm einen Schutz von Kempe aus dem spitzen Winkel entschärfen. Und in der 4. Minute konnte Kronholm nur mit Mühe einen Schuss von Bertram über die Latte lenken. Wenig später tauchte Testroet alleine vor dem Holstein-Torwart auf, aber scheiterte gleich zweimal an ihm (6.). Die Gäste konnten aber auch spielen und zeigten dies im Gegenzug. Mühling, Girth und Lee ließen den Ball schön laufen, ehe letzterer zum Abschluß kam, aber den Ball rechts neben den Kasten setze. In der Folge übernahm Kiel das Kommando. Serra (7.) und Herrmann (15.) setzten ihre Versuche aber zu hoch an. Die Partie verlor nach der

interessanten Anfangsphase dann immer mehr an Fahrt, richtige Torchancen gab es keine mehr. Ein erfolgloser Drehschuß-Versuch von Testroet (34.) blieb die Außnahme. Als sich das Spiel schon fast auf ein torloses Halbzeitremis einzupegeln drohte, schlug dann Holstein eiskalt und aus dem berühmten Nichts zu. Nach einem doppelten Doppelpass zwischen Lee und Mühling überwand Mühling Aues Keeper Männel von der Straraumgrenze aus zum 0-1 (41.). Aue läßt sich aber kaum was anmerken. Fandrich probiert es gleich zweimal (42. + 44.) jedoch ohne Erfolg. In der Nachspielzeit verpaßt Kempe am langen Pfosten eine verlängerte Ecke von Bertram.

Nach Wiederanpfiff brauchten die Gastgeber einige Zeit um ihren Rhythmus zu finden. In der 51. Minute reklamierten die Gäste einen Handelfer. Rapp streift eine Hereingabe von Schindler im Strafraum mit der Brust, von dort sprang der Ball an seinen Arm. Diese Aktion aber als absichtliches Handspiel zu bewerten, wäre extrem hart gewesen. Zwei Minuten später hätten die Kieler nach einem Freisthoß erhöhen können, aber Wahl köpfte freistehend Männel den Ball in die Arme. Auf der Gegenseite klärt Meffert im letzten Moment vor dem einschußbereiten Testroet (55.), Kronholm ist schneller außerhalb vom sechszehner am Ball als Testroet (56.) und wieder nur eine Minute später legt Testroet ein Rapp-Zuspiel wunderschön mit der Brust für Fandrich auf. Der Ball geht rechts vorbei. Aue mach fast alles richtig hat aber kein Schußglück. Von Holstein ist nicht mehr viel zu sehen. Traner Meyer reagierte und brachte nach einer guten Stunde zunächst Kvesic (63.) und später dann Iyoha (69.), der sich glänzend einführte. Von Bertram geschickt, markierte der Joker aus spitzem Winkel mit seiner ersten Aktion den umjubelten Ausgleich (72.). Kronholm sieht alles andere als gut aus und wird in der kurzen Torwartecke erwischt. Danach wurde es kurios: Der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Schindler sah binnen 60 Sekunden die Gelb-Rote Karte, als er zunächst bei einem Sprint mit dem Arm ins Gesicht von Fandrich fasst und beim anschließenden Freistoß von Kvesic den Ball an den linken Ellenbogen bekam, was Schiedsrichter Bacher mit dem Platzverweis ahndete (84.). Der zweite Freistoß-Versuch von Kvesic ging weit über den Kasten. Doch die Veilchen ließen jetzt in der heißen Schlußphase nicht mehr locker. Ihr Siegeswille war nun imponierend. Nazarov kommt für Bertram aufs Feld (86.). Bei einer Rechtsflanke von Rizzuto (88.) behindern sich Nazarov und Kempe gegenseitig beim Kopfball. Kvesic versucht es aus 18 Metern – rechts vorbei. Dann läuft schon die Nachspielzeit. Einen weiten Ball von Rapp aus der eigenen Hälfte geschlagen, legte sich Nazarov mit Hilfe von Wahl mit dem Kopf vor und nimmt dann den Ball mit der Brust ansehnlich mit. Technisch anspruchsvoll schweißt er den Ball aus 16 Metern flach ins lange Eck. Keine Chance für Kronholm. Das Stadion steht Kopf. Doch Kiel kommt nach Wiederanstoß noch einmal vors Tor. In einer wilden Szene pariert Männel fünf Meter vor seinem Kasten eine Freistoßeingabe und trifft dabei Kinsombi. Der Auer Keeper berührt zuerst den Ball, verletzt sich aber danach beim Zusammenprall und muß behandelt werden. Kurz nachdem dies überstanden war, pfeifft der Schiedsrichter ab. (Burg)

Pressekonferenz in Aue. Foto: Burg

Trainerstimmen
Tim Walter (Kiel): "Wir sind heute schlecht ins Spiel gekommen. Nach 20 Minuten bekamen wir dann Zugriff und konnten auch verdient in Führung gehen. Es war klar, das Aue in der zweiten Halbzeit Druck aufbauen wird. Der Schiedsrichter hatte nicht seinen besten Tag. Er hätte einen Hand-Strafstoß für uns geben müssen und der Platzverweis für Kingsley Schindler war frech. Aber es wäre zu einfach, die Niederlage am Schiedsrichter festzumachen. Bei den zwei Toren der Auer stellten wir uns dilettantisch an, da hätten wir besser verteidigen müssen."

Daniel Meyer (Aue): "Für unsere Situation haben wir eine überragende erste Halbzeit gespielt. Wir haben das Zentrum der Kieler gut kontrolliert und uns zur Pause schon gefragt, warum wir mit 0-1 zurückliegen. Wir haben auch nach dem Seitenwechsel etwas gebraucht um nach einigen Umstellungen zurück ins Spiel zu finden. Den Sieg für uns sehe ich nicht als unverdient an. Für die Jungs freue ich mich.“


Aue (Lila/Lila/Lila): Männel – Rapp, Breitkreuz, Kalig – Rizzuto, Fandrich, Riese (63. Kvesic), Kempe – Hochscheidt – Bertram (86. Nazarov), Testroet (69. Iyoha)

Kiel: Kronholm – Herrmann (90. +2 Mörschel), Schmidt, Wahl, van den Bergh – Mühling, Meffert, Kinsombi, Lee – Girth (46. Schindler), Serra

Schiedsrichter: Michael Bacher (Amerang-Kirchensur)

Zuschauer: 7.500

Tore: 0-1 Mühling (41.), 1-1 Iyoha (72.), 2-1 Nazavor (90. +1)

Reservebank Aue: Haas – Cacutalu, Tiffert, Herrmann

Gelbe Karten: Rapp (80.), Kalig (90. +3) * van den Bergh (58.), Herrmann (71.), Schindler (82.)

Gelb/Rot: Schindler/Kiel (84.)