Spielbericht
32. Spieltag, 09.05.2015
1. FC Union Berlin vs. FC Erzgebirge Aue 1-2

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Alte Försterei Berlin, Sonnabend 09. Mai 2015
(Kick off 13:00 Uhr)


Aue gewinnt mit grossen Willen An der alten Försterei


Mit einem knappen aber insgesamt verdienten 2-1 Auswärtserfolg beim 1.FC Union Berlin bleiben die Veilchen in der Spur Mission Nichtabsteig aus der 2. Bundesliga. Zwar wurde es noch einmal eng, nachdem Kobylanski zum 1-2 verkürzen konnte, aber insgesamt war der Wille bei den Gästen zu gewinnen größer. „Heute hat die Mannschaft gewonnen, die es wollte. Wir wollten das nicht. Oder eben nur ein bisschen“, fasste Unions Innenverteidiger Parensen die Partie gut zusammen. Aue konterte nervenstark die Freitags-Ergebnisse der Abstiegs-Konkurrenz und rückten nun sogar näher an den FSV Frankfurt und der SpVgg Fürth heran. Willkommen im Abstiegskampf.
Dabei hätte die Partie einen ganz anderen Spielverlauf nehmen können, wenn Leistner (2.) bei der ersten Ecke mit dem Kopf getroffen hätte. Doch der Ball strich knapp übers das Quergebälk von Aue. Danach passierte 20 Minuten rein gar nichts mehr. Richtige Strafraumszenen waren Mangelware oder nicht vorhanden. Die Mannschaften tasteten sich ab. Aue ließ zwei Freistöße regelrecht verpuffen - Benatelli (8.) und Schönfeld (19.). Zwar hatten die Gastgeber leichte Vorteile, doch streuten sie sich immer wieder selber Sand ins eigene Angriffsspiel mit ungenauen Zuspielen. Manche landeten gar im Seitenaus. Aue stabilisierte sich im Gegenzug im Laufe der 1. Halbzeit. Ein bißchen überraschend gingen sie dann gar in Führung. Müller trieb den Ball durchs Mittelfeld, paßte auf Wood und der fand Mugoša, eigentlich umzingelt von der gegnerischen Abwehr im Strafraum, 12 Meter zentral vor dem Union-Tor. Der Montenegriner drehte sich fast aus dem Stand um die eigene Achse und knallte den Ball per Pike ins Tor von Haas (23.). Eine Szene für die Ewigkeit, weil herlich anzuschauen. „Mit Bobby verstehe ich mich sehr gut, als wenn wir schon Jahre zusammenspielen würden“, erzählte Mugoša nach dem Spiel.
Mit einem Schlag war Aue der Chef auf dem Rasen. Ihre Ballzirkulation war eine Augenweide. Nur vergaßen sie ihre Überlegenheit in Tore umzumünzen. Haas war eher am Ball als Wood (31.), nach Zuspiel von Benatelli. Die Veilchen waren bissig in den Zweikämpfen und arbeiteten gut gegen den Ball und suchten immer wieder die schnelle Umschaltbewegung. Bestes Beispiel war: Mugoša (34.) scheiterte nach Diagonalpaß von Schönfelds an Haas. Kurz vor der Pause ärgerte sich Wood zudem noch über ein schlechtes Anspiel von Schönfeld. Wieder war Haas auf den Posten. Union brachte dagegen keine nennenswerten Aktionen mehr zustande.

Einlauf der beiden Mannschaften. Im Hintergrund der volle Gästeblock. Foto: A. Weiß


Im Zweiten Durchgang konnten die Gäste Union Anfangs meist gut vom eigenen Tor weghalten. Kreilach (57.) mit einem Versuch aus der zweiten Reihe, der über das Tor ging, war schon fast Verzweiflung. Als dann Fandrich (62.) ein Zuspiel von Benatelli gar zum 0-2 versenkte, schienen die Auer ganz klar auf der Siegerstrasse. Angesprochen auf sein zweites Saisontor strahlte Fandrich über beide Backen: „Bena sieht mich Super und ich halte einfach den Fuß rein“. Die Freude währte aber nicht lange. Der eingewechselte Kobylanski wird bei seinem Marsch mit Ball (64.) nicht angegriffen und hält aus über 20 Metern einfach mal drauf. Unten links findet der Ball den Weg ins Tor zum Anschlußtreffer. Männel hechtet vergeblich. Mit einem Schlag waren nun die Eisernen da und drücken Aue komplett hinten rein. Stipic stellte auf ein 5-3-2 um. Fink rettet im letzten Moment gegen Unions besten Torschützen Polter (67.), den man bis hierher gar nicht sah. Weitere Versuche von Thiel (74.) und Trimmel (81.) hält entweder Männel oder gehen drüber. Erst ab der 82. Minute erreichen die Gäste etwas Entlastung, weil Trainer Stipic mit Kortzorg, Könnecke und Alibaz drei neue Spieler bringt. In der 86. Minute stockte den pickepacken vollen Gästeblock dann aber doch der Atem. Männel muß weit aus seiner Kiste und verfehlt den Ball. Unions´ Skrzybski setzt den Ball knapp am rechten Pfosten vorbei. Beim nächsten Versuch von Leistner (89.) ist er wieder ohne Probleme da. Alibaz (90.) hat dann zwar noch eine gute Gelegenheit auf 1-3 zu erhöhen, doch sein Schuß ist viel zu halbherzig. Haas kann klären. Als die dreiminütige Nachspielzeit, bis auf einen Schuß von Nebihi (90. +2), ereignislos verstreicht, ertrinkt der Gästeblock im glückseeligen Jubel. Das war ihnen auch zu gönnen nach den zuvor letzten sechs Union-Gastspielen hier, mit nur einem einzigen Tor (Hensel | Oktober 2010 beim 1-1) bei 11 Gegentoren. (Burg)

2.100 Aue-Fans erleben 2:1-Erfolg bei Union mit


Dass schon mal 2.100 Auer Fans bei einem Fußball-Punktspiel im Stadion "An der alten Försterei" in Berlin die Veilchen angefeuert haben, daran können sich wohl selbst langgediente Schlachtenbummler nicht erinnern. Am Sonnabend jedenfalls waren die Anhänger des FC Erzgebirge in jener Zahl in der Wuhlheide weder zu übersehen noch zu überhören. Die Vereinsfarben wurden zum Blickfang, die Choreografie mit den Luftballons kam an, die Gesänge der Erzgebirger prägten das Fluidum in der traditionsreichen Spielstätte mit. Und der Einsatzbereitschaft auf den Rängen stand der Kampfgeist der lila-weißen Elf auf dem Rasen nicht nach: Gemeinsam wurde der 1. FC Union 2:1 bezwungen, gemeinsam wurden drei im Kampf um den Verbleib in der 2. Bundesliga so immens wichtige Punkte eingefahren.

Apropos fahren. Der Motorrad-Korso, der sich am Morgen von Aue in die Hauptstadt aufgemacht hatte, wurde ebenfalls ein Erfolg. 38 Biker nahmen die Tour in Angriff, zeigten schon auf der Autobahn unmissverständlich, welchem Fußballverein ihre Sympathien gehören. Zudem rollten Fans mit ungezählten Autos und sogar mit zwei Mopeds - ein Star und ein S 50 - nach Berlin. Ein Veilchen-Anhänger hatte schon am Freitag per Fahrrad (!) die 300 Kilometer unter die Reifen genommen. Den Motorrad-Korso empfingen die Eisernen Biker am Stadtrand, dann knatterten etwa 70 Maschinen zum Schauplatz des Zweitliga-Ostderbys.

Die Partie selbst lief - und vor allem endete - nach dem Geschmack der Erzgebirger. Auch wenn viele im Gästeblock in den letzten 20 Minuten einem Herzinfarkt sehr nahe schienen. Da waren die Bierduschen längst vergessen, verursacht von hochgeworfenen Bechern nach den bejubelten Auswärtstoren. Da wurde nur noch gebangt, mitgefiebert, immer wieder nach der verbleibenden Zeit auf der Anzeigetafel geschaut. Eine Tafel übrigens, die nur den Spielstand zeigte. Keine Zwischenergebnisse von anderen Partien, keine Werbung - Fußball pur. Diesmal mit dem besseren Ende für den FCE und seine Fans, die begeistert und hoffnungsvoll wieder in Richtung Heimat aufbrachen.
Burg, Freie Presse – Lokalsport Aue, Montag, 11. Mai 2015


Pressekonfernz in Berlin. Foto: Burg

Trainerstimmen
Tommy Stipic (Aue): "Aktuell war Union Berlin in unserer Situation der unangenehmste Gegner, gegen den man spielen kann. Bis zur Halbzeit haben wir eine sehr gute Leistung gebracht und führten auch verdient. Einziges Manko war die Chancenverwertung. Leider versäumten wir es, das Spiel schon früher zu entscheiden. In der zweiten Halbzeit waren wir auf dem Punkt da und haben das 2-0 gemacht. Leider haben wir nach einem Ballverlust im Mittelfeld nur zwei Minuten später den Anschlusstreffer bekommen. Am Ende war es, glaube ich, ein verdienter Sieg für uns."

Norbert Düwel (1.FC Union):„Aue hat wirklich ein sehr gutes Spiel mit viel Leidenschaft gemacht. Sie haben genau das gemacht, was wir erwartet hatten. Wir hatten gleich zu Beginn eine gute Möglichkeit. Da müssen wir vielleicht das 1-0 machen. Das haben wir leider nicht geschafft. Durch eine große Unachtsamkeit geraten wir dann in Rückstand. Leider waren wir heute nicht in der Lage, den Rückstand aufzuholen. Dazu hat uns über weite Strecken die nötige Leidenschaft und das Engagement gefehlt. Erst nach dem 0-2 waren wir bissiger und bäumten uns auf. Aber das war zu spät. Kämpferisch und Läuferisch war das zu wenig von uns“, stellte Norbert Düwel nach dem Spiel fest.

1. FC Union: Haas - Trimmel, Leistner, Parensen (80. Skrzybski), Schönheim - Zejnullahu (46. Nebihi), Jopek (59. Kobylanski) - Quiring, Kreilach, Thiel - Polter

Aue (Lila/Weiß/Lila): Männel - Hertner, Fink, Vucur, Müller - Fandrich, Schröder, Schönfeld (88. Alibaz), Benatelli - Mugosa (76. Kortzorg), Wood (78. Könnecke)

Schiedsrichter: Markus Wingenbach (Mainz)

Zuschauer: 21.035 (davon 2.100 Auer|Quelle: 1.FC Union)

Tore: 0-1 Mugosa (23.), 0-2 Fandrich (62.), 1-1 Kobylanski (64.)

Reservebank Aue: Kirschstein - Paulus, Klingbeil, Rankovic

Gelbe Karten: Nebihi (67.) / -

BILD

Berliner Morgenpost

Spielstatistik
gehaltene Bälle: 3 - 3
Laufdistanz in Kilometer: 114,92 – 111,76
Sprints: 221 – 183
Ballbesitz: 53% - 47%
angekommene Pässe: 232 – 239
Fehlpässe: 99 – 80
gewonnene Zweikämpfe: 122 – 137
Ecken: 10 – 2
Fouls: 16 – 5
Abseits: 1- 3