Spielbericht
DFB-Pokal 2. Runde, 29.10.2014
RB Leipzig vs. FC Erzgebirge Aue 3-1 n.V.

3

n.V.

1

Red Bull Arena Leipzig, Mittwoch 29. Oktober 2014
(Kick off 19.00 Uhr)


Nackenschlag in der 91. Minute durch Poulsen


Das hätte so gut getan für die Lila Weisse Fanseele. Bis in die Nachspielzeit der regulären Spielzeit führten die Auer Gäste in der 2. Runde des DFB-Pokals bei RB Leipzig. Zum Ersten Mal in ihrer DFB-Pokal Geschichte war der Einzug ins Achtelfinale schon greifbar nahe. Dann gab es die neunte Ecke für die Leipziger die Kaiser genau auf den Kopf von Poulsen zirkelte. Der stieg gefühlte 3 Meter hoch und köpfte zum 1-1 Ausgleich ein. Aues Trainer Tommy Stipic nimmt die Schuld für den Ausgleich auf seine Kappe. „Ich habe beim letzten Eckball nicht beide Pfosten zu zustellen und Poulsen in Manndeckung nehmen lassen. Damit bekam die Mannschaft keinen klaren Plan für diese Situation“. Seine Mannschaft hatte bis zur 91. Minute mit 1-0 geführt, ehe der Däne Poulsen seinen Verein mit dem Kopfballtor in die Verlängerung köpfte. „Wenn man ein guter Trainer werden will, muss man solche Situationen erkennen und entschlüsseln und das habe ich nicht gemacht. Mir tut es einfach leid, dass ich der Mannschaft in dieser Millisekunde nicht zur Seite stand“, so Stipic weiter.

Im Vergleich zum Leipziger 1-0-Punktspielsieg im August präsentierte sich Erzgebirge Aue wie ausgewechselt. Trainer Tomislav Stipic hatte die Gastgeber genau studiert und seine Schützlinge besonders auf die Schwächen der RB-Akteure eingestellt. Und die waren in der ersten Halbzeit fehlende Kreativität im Mittelfeld und Einfallslosigkeit im Angriff. Besonders Aues Fink machte in der Innenverteidigung ein großartiges Spiel, ließ Poulsen und Frahn nie zur Entfaltung kommen. Zudem überraschte Aues Trainer die Leipziger mit drei vorgezogenen Spielern, die die RB-Verteidiger hinten banden und somit das bislang so erfolgreiche Pressing und Umkehrspiel der Messestädter verhinderten. Kaum hatte das Spiel begonnen mußten die Gäste schon verletzungsbedingt wechseln. Der estische Nationalspieler, Henri Anier, musste mit einer Sprunggelenksverletzung raus. Für ihn kam Könnecke (6.). Anfangs ging bei den Auern nach vorn nur wenig bis gar nichts. Die Leipziger wollten sofort mit ihren schnellen Spiel die Gäste beeindrucken. Klappte nur bedingt. Fink kochte Poulsen (8.) ab und Männel hielt einen Schuß von Kaiser (10.). Die 1. Viertelstunde spielte sich im Prinzip alles in der Hälfte der Auer ab. Erst nach 16 Minuten drang Novikovas zum Ersten Mal in den gegnerischen Strafraum ein und holte einen Eckball heraus. Beim Zweiten Angriff (20.) gingen sie sogar 0-1 in Führung. RB Verteidiger Sebastian wollte per Kopfball einen Angriff einleiten der aber genau in die Füße von Schröder landete. Der schickte Kollege Klingbeil auf rechts außen auf die Reise. Seine Hereingabe, für Löning gedacht, wurde jedoch unglücklich von RB-Debütanten Klostermann (18 Jahre) abfälschte, so dass sich der Ball hinter RB-Keeper Coltorti ins lange Eck senkte. Aues Erster Treffer, wenn auch per Eigentor, im umgebauten ehemailgen Zentralstadion. Ein gutes Gefühl beim 3.300 Man starken Gästeanhang. RB antwortet in Person von Poulsen wütend, der in der 22., 25., 26. und 35. Minute gefährlich in Erscheinung trat. Aue hinten aber hochkonzentriert. Gelegentlich bot sich ihnen aber ein Konter. Könnecke (32.) war aber zu eigensinnig anstatt Novikovas anzuspielen und auch Novikovas (36.) selbst flankte zu ungenau, denn im Zentrum warteten Löning und Könnecke. Zum Halbzeitpfiff schaute RB-Sportdirektor Ralf Rangnick auf der Tribüne missmutig drein.

Blick ins Stadion zum Beginn der 2. Halbzeit. Foto: Burg

Nach dem Seitenwechsel machten die Gastgeber mehr Tempo und rannten unvermindert an. Aue zog sich mehr und mehr bis zum eigenen Strafraum zurück. Damit machten sie die Räume für die Gastgeber noch enger. Nur selten kamen sie mit ihrem Flachpass-Spiel durch. Bei Fernschüssen, wie den von S. Khedira (54.), war Aues Torwart Männel auf dem Posten oder aber die Leipziger zielten zu ungenau. Und immer wieder stachen die Erzgebirger in die nicht überzeugend arbeitende Leipziger Abwehr. Ging der Schrägschuss von Novikovas (57.) noch ganz knapp am linken Pfosten vorbei, so fanden sich Müller und Kortzorg zwei Minuten später zu einem feinem Doppelpaß im gegnerischen Strafraum. Coltori konnte den Ball von Kortzorg nur abklatschen und Könnecke traf im Nachschuß nur die Latte. Er rutschte mit dem Standbein weg und konnte den Ball nicht mehr 100% treffen. Schade. Die mitgereisten Veilchen-Fans waren völlig aus dem Häuschen. RB-Coach Zorniger hingegen reichte es: Er brachte Boyd für den enttäuschenden Frahn (61.). Poulsen wühlte weiter über den Platz. Mit großen Anlauf verzieht (61.) er aus 17 Metern ganz knapp am linken Pfosen vorbei. Aue verteidigt leidenschaftlich und wirft sich in fast jeden Ball. Und Männel ist die Ruhe in Person. Er hält den Kopfball von Boyd (80.) der genau in den rechten Winkel gepasst hätte mit einer Weltklasse Parade. Auch davor (79.) und danach (81.) war Männel zur Stelle. RB spielt alles oder nichts und öffnet hinten total. Kann Aue aber nicht nutzen, weil Novikovas RB am Leben hält. Im Vorwärtsgang verliert Teigl kurz nach der Mittellinie den Ball an Kortzorg. Der schickt Novikavas (81.) völlig alleine auf die Reise zum 0-2. Und dann? Ja dann kommt ein halbherziger Heber raus den Coltorti einfach festhält. Er kam zwar aus seinen Kasten, blieb dann aber einfach stehen. Die Minuten verrannen für die Gäste weil Poulsen (85.) drüber köpfte und Kaiser (87.) den Ball freistehend Männel in die Arme schießt. Aue hatte sogar noch einen Konter in der hochdramatischen Schlußphase. Der eingewechselte Schönfeld schickt Kortzorg (88.) der bleibt aber an Coltori hängen beim Versuch ihn zu umspielen. Sogar Stipic hilft von draußen mit und brachte Schulz (90.) für Novikovas um ein paar wertvolle Sekunden zu schinden. Nutzte aber alles nichts. In der dreiminütigen Nachspielzeit schlug Poulsen dann doch noch zu.

In der Verlängerung machten sich dann die größere Kraft der Leipziger bemerkbar. Könnecke foulte Teigl, den Elfmeter (98.) verwandelte Kaiser sicher links unten. Und Boyd (108.) konnte eine Flanke von Kaiser unbedrängt am langen Pfosten zum 3-1 einköpfen. In der 112. Minute mußte gar Kortzorg noch verletzt vom Platz. Aue spielte bis zum Schlußpfiff in Untzerzahl weiter. Das Wechselkontigent war schon ausgeschöpft. Trotzdem zeigten sie Moral und spielten nach vorn. Schönfeld (120. +1) verzog. Danach war Schluß.

Aues Trainer Tomislav Stipic war trotz der Niederlage nicht geknickt. „Ich bin unheimlich stolz auf meine Jungs. Das nächste Mal werden wir uns belohnen, da habe ich keine Zweifel.“

Grundlegend verschiedene Meinungen hatten die beiden Trainer nach der Partie vor allem zur regulären Spielzeit. „Wir waren bis zur 91. Minute das bessere Team, müssen einfach vorher das 2-0 machen“, sagte Veilchen-Trainer Stipic. „So unterschiedlich können Ansichten sein“, sagte RB-Trainer Zorniger und ergänzte: „Der Zeitpunkt zum 1-1 war vielleicht glücklich, aber nicht das Ausgleich an sich. Wir waren während der ersten 90 Minuten die bessere Mannschaft.“ Er relativierte später aber etwas, das man zumindest in der 1. Halbzeit, überhaupt nicht mit der spielerisichen Qualität der Gäste zurechtkam. (Burg)

Pressekonferenz in Leipzig. Foto: Burg


Coltorti - Teigl, Sebastian, Klostermann, A. Jung - Khedira - Hierländer (46. Palacios), Demme (77. Fandrich) - Kaiser -Poulsen, Frahn (61. Boyd)

Aue (Lila/Schwarz/Lila: Männel - Müller, Fink, Vucur, Klingbeil - Schröder, Benatelli - Novikovas (90. Schulz), Kortzorg, He. Anier (6. Könnecke) - Löning (76. Schönfeld)

Schiedsrichter: Tobias Stieler (Hamburg)

Zuschauer: 28.419 (davon 3.300 Auer | Quelle: Ticketservice Aue)
Auer Auswärtssupport 2014/15

Tore: 0-1 Klostermann (20.-Eigentor), 1-1 Poulsen (90. +1), 2-1 Kaiser (98.-Foulelfmeter), 3-1 Boyd (108.)

Reservebank Aue: Kirschstein - Paulus, Luksik, Diring

Gelbe Karten: - / Müller (39.), Männel (67.)

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