Spielbericht
DFB-Pokal 1. Runde, 29.07.2011
1. FC Saarbrücken vs. FC Erzgebirge Aue 1-3 n.V.

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Ludwigsparkstadion Saarbrücken, Freitag 29. Juli 2011
(Kick off 20.30 Uhr)


Aue schafft zum 4. Mal Einzug in die zweite Runde – hartes Stück Arbeit in Saarbrücken


Fußball-Zweitligist FC Erzgebirge Aue schaffte zum 4. Mal, nach 2005, 2006 und 2008, den Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals. Nach 110.000 EUR für die erste Runde, dürfen sich die Veilchen um weitere mindestens 274.000 EUR freuen. Es war am Freitag-Abend im Saarbrücker Ludwigsparkstadion beim starken Drittligisten 1. FC Saarbrücken ein hartes Stück Arbeit notwendig um den 3-1 Sieg nach 120 umkämpften Minuten sicher zustellen. „Saarbrücken brachte uns an den Rand einer Niederlage“, urteilte nach dem Spiel ein sichtlich gezeichneter Auer Coach Rico Schmitt.

Spielszene aus der 1. Halbzeit. Im Hintergrund der Gästeblock. Foto: Burg

Nach einer 10 minütigen Abtastphase übernahmen die Gäste das Kommando auf dem Platz. Hochscheidt (13. und 15.) prüfte mit zwei Kopfbällen den guten Mariner im Saarbrücker Tor. Spätestens nach einer weiteren Kopfballchance von Könnecke (23.), den Marina auch parierte, spielten die Gäste dominant. Könnecke der sein erstes Spiel für Aue von Anfang an machte, war schnell, am Ball technisch sicher und spielte mannschaftsdienlich. Gastgeber Saarbrücken spielte zu ängstlich und zu nervös. Zweimal tauchten sie vorm Auer Tor auf (Fuchs 8. und 28.) konnten aber keine echte Gefahr für Männel darstellen. Aue spielte schnell und konzentriert ohne Schnörkel nach vorn und wurde auch nach 35 Minuten belohnt. Nach Anspiel von Curri konnte sich Lerandy gegen Hochscheidt nur mit Trikot halten und Foul in die Beine helfen. Nach kurzen Zögern zeigte Schiedsrichter Willenborg auf den Punkt. Paulus zeigte keine Nerven und verwandelte hart und platziert unten links obwohl Mariner die Ecke ahnte. Danach verflachte die Partie etwas ohne weitere Höhepunkte.

Im zweiten Abschnitt ging dann aus Sicht von Aue immer mehr „unsere Strucktur verloren“, wie Trainer Schmitt es umschrieb. Aue verwaltete im Prinzip nur noch seinen hauchdünnen Vorsprung und vergaß den berühmten Sack zu zubinden. Erst legte sich König (47.) den Ball nach fatalen Eggert Patzer etwas zu weit vor und dann konnte Mariner beim Kopfball von Könnecke (69.) grade noch so die Hände hochreißen. Die Saarländer wurden von Minute zu Minute immer selbstbewußter obwohl die ganz großen Chancen fehlten. Stiefler (72.) war mit seinem Distanzschuss aus gut 18 Metern nah dran. Sein Ball rasierte die Netzoberkannte. Die wenigen nicht genutzten Chancen der Auer sollten sich dann rächen. Nachdem Könnecke (77.) eine weitere liegenließ, wurde aber zu ungenau von Strauß angespielt der selber hätte schießen können, lag der Ball dann plötzlich im Tor von Männel (79.). Lerandy bugsierte nach einer Ecke von Söckler den Ball im Fallen mit dem Oberarm über die Linie. Der Ludwigspark kochte, auch weil sich die heimischen Zuschauer ein ums andere Mal vom Schiedsrichter betrogen fühlten. Das Tor beflügelte natürlich den Drittligisten. Spätestens jetzt war es ein fifty-fifty Spiel. Trainer Schmitt mußte in der 88. Minute seinen angeschlagenen Innenverteidiger Adli Lachheb (bekam einen Schlag auf den rechten Knöchel) gegen Fabian Müller tauschen. Klingbeil rückte neben Paulus in die Innenverteidigung. Und dieser Fabian Müller, der gegen Ingolstadt noch die gelb-rote Karte sah aber im Pokal spielberechtigt war, wäre in der Nachspielzeit bei einem Saarbrücker Konter fast ein Eigentor unterlaufen. Die gut 300 mitgereisten Auer Schlachtenbummler hielten bei dieser Szene den Atem an.

Die 104. Spielminute. Jan Hochscheidt wird behandelt und wenig später mit der Trage vom Platz getragen. Foto: Steffen Colditz

In der Verlängerung nahmen die Veilchen ihr Herz aber in die Hand und begannen wieder Fußball zu spielen. Hensel (97.) verfehlte das Tor nach guter Kombination mit Könnecke. Sie hatten aber Glück als Lerandy aus Nahdistanz nur die Querlatte des Auer Tores traf und in der selben Minute (100.) durch einen beherzten 17 Meter Flachschuß von Jan Hochscheidt mit 2-1 in Führung gingen. Le Beau hatte von rechts geflankt und der abgewehrte Ball landete bei Hochscheidt der bei seinem Schuss Mariner wohl auf dem falschen Fuß erwischte. In der 104. Minute zwang Müller mit einem Gewaltschuß Mariner zu einem Reflex. Jetzt wurde es ruhig im Park und beim Abpfiff der ersten Verlängerung hallten Schieber – Schieber Rufe durchs Stadion.

Die zweite Hälfte der Verlängerung wurde hochdramatisch. Nichts für schwache Nerven. Wurtz knallte einen Ball über die Latte des Auer Tores (106.). Die konditionellen Vorteile des Zweitligisten wurden nun immer sichtbarer. Die Konterchancen häuften sich. Könnecke bediente den völlig freistehenden Strauß an der Strafraumkante. Der schaffte es aber nicht den sehr guten Enver Marina im Saarbrücker Tor zu überwinden (111.). Danach verhinderte Martin Männel mit einer Glanzparade gegen den frei durchgebrochenen Johannes Wurtz den Ausgleich (113.) und beschwerte sich vehement beim Schiedsrichter, weil Saarbrücken weiterspielte, obwohl Jan Hochscheidt in der gegnerischen Hälfte mit Wadenkrämpfen am Boden lag.

Hämmerritual vor dem Gästeblock. Foto: Steffen Colditz

Beim Schuss in der 112. Minute in die Arme von Mariner sank er mit Krämpfen zu Boden und blieb liegen. Er verließ den Platz (114.) auf einer Trage und kam auch nicht wieder. Da die Gäste zu diesen Zeitpunkt schon dreimal gewechselt hatten spielten sie die Partie in Unterzahl zu Ende. Diese restlichen sechs regulären Minuten sollten es aber noch einmal in sich haben. Bei der folgenden Ecke, die aus der Wurtz-Chance resultierte, kam Laux zum Kopfball und Männel musste auf der Linie hockend nachfassen. Der hinzuspringende Eggert gab ihm wohl eine mit und Männel blieb liegen. Es bildete sich ein wildes Rudel von Spielern der beiden Mannschaften im Auer-Tornetz. Eine Szene wie beim Eishockey. Danach war der 1.FCS platt. Sie blieben bei Ballbesitz Aue einfach stehen und resignierten. Strauß (119.) läuft alleine auf Mariner zu ist aber zu nervös und ängstlich um den Ball an Ihm vorbeizubringen. Beim nächsten Angriff wird er wieder freistehend angespielt und weiß einfach nicht wie man einen Ball ins Tor schießt. Er schiebt die Entscheidung an Könnecke weiter und der zeigt wie man es macht – 1-3 (119.) die Entscheidung. Das Spiel war aber noch nicht zu Ende. Drei Minuten Nachspielzeit. In der bekommt Strauß eine weitere 1-1 Chance gegen Mariner (120. + 1) scheitert aber wiederum an Mariner.


Pressekonferenz in Saarbrücken. Foto: Burg
Beim Schlußpfiff von Schiedsrichter Frank Willenborg lagen sich alle Spieler, Betreuer, Offizielle und natürlich die Fans erleichtert in den Armen. Neben Hochscheidt, hatten sich auch andere Spieler wie sichtbar Schlitte oder Könnecke total verausgabt. Der Respekt von den Fans war der Lohn. In der anschließenden Pressekonferenz fiel kein Wort über das Handtor von Lerandy. Saarbückens Trainer Jürgen Luginger war zufrieden mit der Einstellung seiner Mannschaft: „Meine Mannschaft lieferte einen guten Pokalfight. Wir konnten uns aber für den Riesenaufwand nicht belohnen“. Aues Trainer Rico Schmitt: „Unterm Strich waren wir die glücklicheren Gewinner“. Er lobte aber auch die Genialität von Hochscheidt und Könnecke bei den entscheidenden Toren und vergaß auch nicht Martin Männel zu erwähnen: „Bei Ihm müssen wir uns zweimal bedanken in der Nachspielzeit“

Der nächste Gegner im Pokal (Auslosung am Sam. 06. August) ist den meisten Spielern egal. Abwehrspieler Thomas Paulus: „Ein Heimspiel wäre schön“. Die 2. Runde mit 32 Mannschaften wird am 25./26. Oktober ausgespielt. (Burg)


1. FC Saarbrücken: Marina - Forkel, Lerandy, Eggert, Gehring - Sieger, Tim Kruse - Stiefler (102. Laux), Özbek (60. Ziemer), Sökler - Fuchs (60. Wurtz)

FC Erzgebirge Aue: Männel - Schlitte, Lachheb (88. Müller), Paulus, Klingbeil - Schröder, Hensel - Könnecke, Curri (73. Le Beau), Hochscheidt - König (62. Strauß)

Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)

Zuschauer: 7.136 (davon 270 Auer Schlachtenbummler | Quelle 1. FC Saarbrücken)

Tore: 0:1 Paulus (35., Foulelfmeter), 1:1 Lerandy (79.), 1:2 Hochscheidt (100.), 1:3 Könnecke (119.)

Gelb: Tim Kruse (66.), Forkel (103.), Marina (110.), Eggert (118.) - König (52.), Hochscheidt (110.), Männel (113.)


Spielberichte DFB-Pokal mit Auer Beteiligung