Spielbericht
8. Spieltag, 15.10.2010
1. FC Union Berlin vs. FC Erzgebirge Aue 1-1

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Alte Försterei Berling, Freitag 15. Oktober 2010
(Kick off 18.00 Uhr)


Glücklicher Punkt An der Alten Försterei


Der FC Erzgebirge Aue bleibt in der 2. Bundesliga in der Erfolgsspur. In einem sehr emotionalen Spiel vor toller Kulisse holten die Veilchen Freitag-Abend einen aus ihrer Sicht etwas glücklichen Punkt beim alten Ost-Rivalen 1. FC Union Berlin.

Der Lauf für den Aufsteiger geht weiter, weil die Mannen um Trainer Rico Schmitt nun schon seit Fünf Spielen in der Liga ungeschlagen sind. Im 55. Aufeinandertreffen (nur Ligaspiele gezählt) hing das Remis aber am seidenen Faden wie es Torschütze Marc Hensel (2.) nach dem Spiel erleichert umschrieb. Einzig Aues Torwart Martin Männel war es zu verdanken das es für den FCE kein Debakel gab. Im Unioner Dauerdruck behielt er 90 Minuten lang die Übersicht, die seine Abwehrkollegen vor ihm über weite Strecken nicht mehr hatten.
Union geriet nach nur 73 Sekunden durch eine Unsicherheit von Union Schlussmann Glinker in Rückstand. Nach einem Freistoß zieht Hochscheid aus 20 Metern in zentraler Position ab, Glinker kann den Flatterball nur abklatschen lassen und Hensel vollstreckt gedankenschnell aus spitzem Winkel zum 0:1. Endlich wieder mal ein Torerfolg für den FCE, denn die letzten drei Aufeinandertreffen gegeneinander gingen alle komplett und auch zu Null an den 1. FC Union.
In der Folge brauchte Union einige Minuten, um sich von diesem Blitzstart der Gäste zu erholen. Hoch konzentriert und mit viel Leidenschaft arbeitete sich die Mannschaft von Uwe Neuhaus in die Partie zurück. Aue blieb nach der Führung unerklärlicherweise viel zu passiv und zog sich zurück. Der erste richtig gut vorgetragene Angriff der Hausherren, konnte Mosquera (9.) zum 1:1 Ausgleich nutzen. Ede spielte den Kolumbianer in zentraler Position an, der sich durch eine

Einlauf der beiden Mannschaften. Foto: Burg

Drehung geschickt von Paulus lösen konnte und den Ball an Schlussmann Martin Männel vorbei im linken Eck versenkte. Eine Leidenszeit von 23 Spielen ohne Tor ging für den Angreifer damit zu Ende. Jetzt erst besannen sich die Gäste und spielten geordneter und konzentrierter nach vorn. Und die Kulisse An der Alten Försterei war sensationell, fast englische Verhältnisse. Hensel (17.) verpasste knapp eine Lachheb Eingabe von rechts. Im Gegenzug schoss Thomik freistehend am langen Pfosten vorbei. Danach begann eine 10 minütige Leerlaufphase auf beiden Seiten. Beide versuchten zwar nach vorne zu spielen, fanden aber keine Lücke in der gegnerischen Abwehr. In den letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit zog Union das Tempo dann noch einmal an. Benyamina (30.) prüfte mit einem Direktschuss die Reflexe von Männel. Die Gäste tauchten wenig später gefährlich vor dem Tor der Gastgeber auf. Hensel war mit dem Kopf eher als Glinka dran und Glasner (33.) hatte plötzlich die Möglichkeit per Kopfball Lupfer seine Farben in Führung zu bringen. Im Rückwärtslaufen konnte Glinka dies grade noch verhindern. Das war es aber auch schon von den Veilchen. Der Druck der Unioner nahm stetig zu. Mosquera (41.) per Kopf und Mattuschka (44.) mit einem Schrägschuss der noch den Pfosten streite, hatten gute Einschußchancen.
Und der Torschütze vom 1-1 hätte noch einen drauf packen können, hätte er in der Nachspielzeit der ersten Hälfte allein vor Männel aus 14 Metern den Ball nicht mit der linken Innenseite in die Arme des Keepers geschoben. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff hielt Männel seine Mannschaft somit im Spiel. Mattuschka spielt mit einem Superpass Mosquera völlig frei, der mutterseelen alleine auf den Auer Keeper zulief. Männel bieb einfach stehen und als der Kolumbianer den Ball rechts vorbeischieben wollte, tauchte Männel wie eine Katze ab. Union hatte mit dem Pausenpfiff mehr Spielanteile und auch die besseren Chancen.
Nach der Halbzeit kam Union ohne Wechsel aus der Kabine und begann die zweite Hälfte genauso druckvoll, wie die erste geendet hatte, mit dem Unterschied, dass die Durchschlagskraft fehlte. Wieder hatte Mosquera (46.) eine gute Torchance die Männel, wer sonst, zunichte machte. Die Gäste zeigten anschließend das sie auch den Ball ganz sicher in ihren Reihen halten konnten, aber nur eine nennenswerte Kopfball-Chance von Hochscheidt (58.) war einfach zu wenig. Union erholte sich von den Durchhänger und ab der 60. Minute spielten eigentlich nur noch die Platzbesitzer die das Spiel nun immer mehr an sich rissen. Die Kulisse stand wie ein Mann hinter ihrer Elf und peitschte sie förmlich nach vorn. Jetzt begann endgültig die Zeit von Männel der zu Hochform auflief. Einen wuchtigen Freistoß vom Union-Kapitän Mattuschka (68.) parierte er per Faustabwehr ebenso, wie auch den Schuß von Thomik (71.) und den Kopfball von Banyamina (74.), der nach hohen Ball von Menz wie aus dem Nichts und völlig frei vor ihm auftauchte. Aue spielte eigentlich nur noch auf Konter. Kempe kam für den schwachen Glasner und Kern ging dafür in die Spitze.
Für Aue wurde es in der Schlussviertelstunde nochmal richtig eng, aber dank einer eindrucksvollen Leistung ihres Torhüters Martin Männel, wollte Union der überfällige Führungstreffer einfach nicht gelingen, der in dieser Phase förmlich in der Luft lag. Mosquera (82. und 88.) hätte mit zwei Chancen der Kategorie 1a den Siegtreffer eigentlich machen müssen. In der letzteren trieb Männel den Kolumbianer und den eigenen Anhang fast schier zur Verzweifelung. Nach Paß von Peitz stand er wieder alleine vor Männel, doch der Auer Keeper hielt auch diesen Ball fast wie in Lew Jaschin Manier. Unglaublich. Hochscheidt versuchte in der 90. Minute mit einem Schlenzer den zu weit vor seinen Kasten stehenden Glinka zu überlisten. Dies wäre aber des Guten zu viel gewesen. Die Gäste überstanden auch die zweiminütige Nachspielzeit obwohl drei Minuten angezeigt waren. Die Mannschaft von Uwe Neuhaus schaffte es damit nicht, sich für eine starke Leistung zu belohnen.


Pressekonferenz. Foto: Burg
Der Trainer der Köpenicker haderte im Anschluss an die Chancenverwertung seines Teams: „Das waren heute zwei verlorene Punkte aus unserer Sicht. Wir haben den frühen Rückstand sehr gut weggesteckt und uns sehr viele Chancen erarbeitet. Leider haben wir nur einmal getroffen und uns erneut nicht für eine gute Leistung belohnt. Bedanken möchte ich mich ausdrücklich bei den Zuschauern für die bravouröse Unterstützung – leider konnten wir ihnen heute keinen Sieg schenken, aber wir werden weiterarbeiten, damit das bald wieder gelingt.“
Aues Coach Rico Schmitt war des Lobes voll für die Gastgeber: „Union war mit Abstand die stärkste Mannschaft, gegen die wir auswärts bislang zu bestehen hatten. Wir haben uns nach Kräften gewehrt und hatten auch unsere Chancen. Mit dem Punkt sind wir am Ende aber sehr zufrieden." Auch ein Lob vom Trainer für die Leistung von Männel ließ nach dem Spiel auch nicht lange auf sich warten: "Wir alle in der Mannschaft sind uns einig das der Martin Männel eine ganz starke Partie gemacht hat. Er stand in den letzten Wochen nicht so im Brennpunkt wie seine Kollegen vor ihm, die da präsenter waren."
Aues Torwart Männel blieb nach dem Spiel bescheiden wie er nun einmal ist. „Heute konnte ich mich mal auszeichnen. Solche Sachen wie die eins zu eins Situationen, wie sie heute im Spiel vorkamen, trainieren wir jeden Tag im Training“. Männel wäre 2000 fast bei den Köpenicker gelandet wie er noch am Rande kurz erwähnte. "Ich war schon zum Probetraining dort, entschied mich aber im letzten Moment zum FC Energie Cottbus zu gehen." Von dort ging der heute 22-jährige zum FC Erzgebirge Aue und ist in der derzeitigen Form momentan nicht mehr aus der Mannschaft weg zudenken. (Burg)

Union: Glinker – Menz, Stuff, Madouni (59. Göhlert), Kohlmann – Peitz, Thomik, Mattuschka, Ede (86. Brunnemann) – Benyamina, Mosquera
Aue: Männel – Klingbeil, Paulus, Lachheb, Schlitte – Schröder, Hensel – Hochscheidt, Kern (90. Kos), Müller (46. le Beau) – Glasner (72. Kempe)

Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)

Zuschauer: 16.927 (davon ca. 1.300 Auer/Quelle: Ticketservice 1. FC Union)

Tore: 0-1 Hensel (2.), 1-1 Mosquera (9.)

Gelbe Karten: Mattuschka (10.), Peitz (36.), Menz (77.), Thomik (87.) - Müller (20.), le Beau (67.)