Spielbericht
35. Spieltag, 17.04.2010
FC Erzgebirge Aue vs. Holstein Kiel 3-1

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Erzgebirgsstadion Aue, Sonnabend 17. April 2010
(Kick off 14.00 Uhr)


Aue springt nach 3-1 Heimsieg an die Spitze


Der FC Erzgebirge Aue steht zum ersten Mal seit Bestehen der 3. Liga auf dem 1. Platz. Als um 15.51 Uhr die Mannschaft vor der Kurve der Fans bereitsteht und die Tabelle an der Anzeigetafel eingeblendet wird, hallte ein Aufschrei durchs Erzgebirgsstadion. Schon 7 Minuten vor dem Abpfiff von Schiedsrichter Robert Kampka, gab es die frohe Kunde vom 2-2 Ausgleich Regensburg gegen Osnabrück und die Fans stimmten an: wir steigen auf – wir steigen auf...

Dabei war es von Anfang an nicht einfach gegen den Tabellenletzten Holstein Kiel zu bestehen. „ Glückwunsch an Erzgebirge Aue für die es heute ein großer Schritt in Richtung ihres großen Zieles war. In der ersten Hälfte waren wir mindestens auf Augenhöhe. Wir haben lange die Null gehalten und sie nicht ins Spiel kommen lassen. Das erste Tor von Sembolo war meiner Meinung nach korrekt. Leider wurde uns der Treffer nicht gewährt - warum auch immer“, diktierte Kiels Trainer Christian Wück den Journalisten in der Pressekonferenz in deren Notizblöcke. Geschichte wiederholt sich im Fußball ab und zu. Blicken wir zurück zum Hinspiel am 7.11.2009, da verloren die Veilchen mit 1-2 bei Holstein. Schiri Seidel verwehrt den Auern, ein aus ihrer Sicht regulären Treffer, von Ramaj, in der Nachspielzeit. Wäre das 2-2 gewesen und Wück tröstete anschließend die todtraurigen Gäste mit den Satz: „Das gleicht sich im Laufe einer Saison wieder aus“. Hat es auch Herr Wück – nämlich am Samstag in der 6. Minute. Cannizzaro flankte von der rechten Seite und Sembolo erzielte per Kopf das Tor. Nur stützte er sich bei Abwehrspieler Kos auf. Das wertete Schiedsrichter Kampka als Foulspiel, es gab auch kaum Proteste der Kieler.

Mannschaftsbus Holstein Kiel. Foto: Burg

Die Gäste, die im Prinzip nichts zu verlieren hatten, hielten in der Tat lange das Spiel offen. Die erwartungsvolle Kulisse musste lange auf echte Torchancen ihrer Lieblinge warten. 20 Minuten lang gab es viel Leerlauf auf beide Seiten, sieht man mal vom nicht gegebenen Tor Sembolos´ aus der 6. Minute ab. Zwar hatte Glasner (10.) eine Volley-Chance aus spitzen Winkel und Curri (14.) eine Freistoßchance aus gut 25 Meter, aber wirklich zwingendes war das nicht. Kiel war immerhin bemüht, Heiders´ (19.) Schussversuch ging vorbei, konnte die Abwehr der Auer aber nicht ernsthaft in Verlegenheit bringen. Erst nach gut 20 Minuten ging ein kleiner Ruck durch die Mannschaft. Der an diesen Tag enorm fleißige Müller spielt schön Agyemang frei, doch der Torschütze vom Dienst verzieht den Ball (21.). Jetzt war man gewillter das eigene Angriffsspiel anzukurbeln, war aber leider nur von kurzer Dauer. Kiel ließ sich nicht beeindrucken. Birk konnte in der 31. Minute schlimmeres verhindern, als er zusammen mit Männel gegen Sembolo in allerhöchster Not zur Ecke klären kann. Als Agyemang (35.) wiederum ein Anspiel von Müller nicht verwerten konnte, sollte es aber Hilfe in Form eines Elfmeters geben. Beim Steilpass von Müller auf Agyemang (35.), wird Eric von Vujcic umgestoßen. Curri schnappt sich das Leder von Agyemang und knallt ihn an die Querlatte. „In der 1. Halbzeit waren wir viel zu lethargisch. Der verschossene Elfmeter war dann Ausdruck unser gesamten Spielweise. Es hat sich gezeigt das der eine oder andere einen Rucksack drauf hatte, der dann in der Kabine geblieben ist“, analysierte Trainer Schmitt rückblickend den ersten Abschnitt.

Nach den Seitenwechsel zeigte die Mannschaft sofort Charakter, stellte Schmitt fest. „Zwar hatten wir Glück beim 1-0, aber so was gleicht sich über die Gesamte Saison aus“, sprach Schmitt fast die gleichen Worte die Wück zum Hinspiel in Kiel sprach. Er meinte damit die wütenden Reklamationen der Holstein Spieler nach dem Führungstreffer von Agyemang (49.). Nach einem Eckball von Hochscheidt, kam Curri gleich zweimal zum Schuss. Konnte Siedschlag den ersten noch abwehren, so zielte der kleine Albaner beim zweiten etwas besser. Torwart Frech konnte den Ball nur abklatschen und Agyemang stand genau dort wo er in den letzten Spielen einfach immer steht. Mit Hilfe seiner rechte Schulter nimmt er den Ball mit und schiebt ihn zur umjubelten Führung ein. „Ich behaupte mal, wenn das erste Tor für Aue nicht fällt, dann fällt auch das zweite nicht. Aber Aue hat aufgrund der zweiten Halbzeit letztlich verdient gewonnen“, kritisierte zu Recht Kiels Trainer die Entstehung des 1-0 für die Gastgeber. Dieses 1-0 war wie eine Befreiung. Drei Minuten später geht Müller wie das berühmte Messer durch die Butter durch die Kieler Abwehr hindurch und legt den Ball Glasner mustergültig auf den Fuß. Der konnte nun wirklich nichts mehr verkehr machen und schob ein zum 2-0. „Sebastian Glasner war zur rechten Zeit am rechten Ort“, lobte Trainer Schmitt. Die Kieler schienen jetzt völlig zusammen zubrechen. Angriff auf Angriff rollte auf ihr Tor zu. Agyemang (55.), Hochscheidt (57.) und Hensel (58.) hatten zum Teil phantastische Einschusschancen und ließen Holstein kaum Luft zum atmen. Der Anschlusstreffer vom Ex-Auer Sykora (61.) fiel ein wenig überraschend für den Tabellenletzten und weckte noch einmal Hoffnung bei den Störchen. Ein Flanke von Sembolo verwertete Sykora am Elfmeterpunkt mit Hilfe der Hacke von Kos ansehnlich. Es war der erste echte Torschuss überhaupt auf den Kasten von Männel in der Partie und das erste Gegentor im heimischen Stadion 2010. Danach die Kieler durchaus etwas gefälliger auch weil sich die Gastgeber etwas zurückzogen. Man hatte aber nie das Gefühl das noch was „anbrennt“. Kos (71.) setzte einen Freistoß aufs Tornetz und Müller (75.) beseitigte endgültig alle Zweifel an diesen Tag. Mit einem Unwiderstehlichen Solo über rechts, bei den er Hummel und Siedschlag wie Fahnenstangen stehen ließ, bereitete er das entscheidende 3-1 vor. Seine scharfe Eingabe war für Agyemang gedacht der in der Mitte wartete, traf aber Schyrba, von den der Ball dann ins Netz sprang. Wulff (82.) traf danach zwar der Vollständigkeit halber, die Querlatte des Auer Tores per Kopf nach einem Eckball von Siedschlag. Dem 4-1 näher waren aber die Platzbesitzer. Hensel hätte sich zu seinem 24. Geburtstag beinahe selber beschenkt (88.), doch sein Direktschuss nach toller Kombination über Hiemer und Ramaj konnte Frech entschärfen.

Schon Ritual nach dem Spiel - die gekreuzten Hämmer der Mannschaft vor der O,P,N- Kurve. Foto: Burg

Eric Agyemang war nach dem Schlusspfiff wieder ein vielgefragter Spieler: „Wir waren alle gewillt das Ding zu ziehen. Ich muss Sven Müller hervorheben, der heute ein Klassespiel gemacht hat“. Müller selber: „Wir haben uns erst schwer getan. Beim 1-0 war der Knoten, auch wenn eine Hand im Spiel war, geplatzt“. (Burg)

Aue: Männel - le Beau, Kos, Klingbeil, Birk – Hensel - Müller, Hochscheidt, Curri (86. Klotz) - Agyemang (80. Hiemer), Glasner (65. Ramaj)

Holstein: Frech - Vujcic (75. Gutzeit), Schyrba, Rohwer, Lamprecht (62. Hummel) - Siedschlag, Sykora, Müller, Heider (54. Wulff) - Cannizzaro, Sembolo

Schiedsrichter: Robert Kampka (Mainz)

Zuschauer: 10.500

Torfolge: 1:0 Agyemang (49.), 2:0 Glasner (52.), 2:1 Sykora (61.), 3:1 Schyrba (75., Eigentor)

Gelbe Karten: keine – Sembolo (30.), Vujcic (35.), Lamprecht (44.), Frech (49.), Sykora (64.)

Besondere Vorkommnisse: Curri (37.) schießt Foulelfmeter an die Latte


Pressekonferenz in Aue. Wück (links) fügte zur Leistung des Schiedsrichters hinzu: „Der junge Schiri hat Aue irgendwie geholfen. Vielleicht war er auch aufgrund der vielen Zuschauer unsicher. Die 3. Liga ist keine Ausbildungsliga. Und heute war der Begriff Unparteiischer nicht immer gerechtfertigt.“ Foto: Burg