Spielbericht
6. Spieltag, 13. 09.2008
Stuttgarter Kickers vs. FC Erzgebirge Aue 1-2

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GAZI-Stadion auf der Waldau Stuttgart, Sonnabend 13. September 2008
(Kick off 14.00 Uhr)


Erster Auswärtssieg nach 377 Tagen Abstinenz


Am 6. Spieltag gelang den Veilchen aus Aue endlich der lang ersehnte 1. Sieg in der neuen 3. Liga. Das Tor zum 2-1 Sieg, vom kurz zuvor eingewechselten Kenny Schmidt in der 88. Minute, machte von einer Sekunde auf der anderen aus seit Wochen finster dreinschauenden Fans, Trainer und Betreuer des Traditionsverein aus dem Lößnitztal nur noch um die Wette strahlende Menschen. Was für ein Happy End im GAZI-Stadion direkt am Fuße des Stuttgarter Fernsehturmes. Als beide Seiten sich schon mit einem Unentschieden angefreundet hatten, erreichte eine weite Flanke von René Klingbeil den Kopf des kurz zuvor eingewechselten Kenny Schmidt. Die Situation sah anfangs harmlos aus, doch der Kopfball von Schmidt, noch dazu bedrängt von einen Kickers Gegenspieler, senkte sich als Bogenlampe ins Tor. Sowohl Flankengeber Klingbeil, wie auch Torschütze Schmidt lobten sich danach gegenseitig: „Ein dickes Lob an René. Der Ball war optimal geschlagen. Ein bisschen Glück war dabei“, meinte der Torschütze. Und Klingbeil fügte hinzu: „Super gemacht von René, mein Kompliment“.

Nebel im Kickers-Stadion

Beim Anstoß wurden die Auer-Spieler mittels eines Transparentes der 500 mitgereisten Schlachtenbummler daran erinnert, das der letzte Auswärtssieg schon sage und schreibe 377 Tage zurückliegt. Der stammte noch aus Zweitliga-Zeiten vom 2. September 2007 mit einem 1-0 Sieg beim SC Paderborn. Marc Hensel wollte dies gleich nach 5 Minuten ändern, als er eine Linksflanke von Arne Feick im zweiten Versuch ins Kickers Netz versenkte. Was für ein Auftakt für die Gäste im richtungweisenden Duell zwischen dem Tabellenletzten und dem Vorletzten, das aufgrund des dichten Nebels unter Flutlicht ausgetragen wurde. Die dritte 1-0 Führung für die Veilchen im dritten Auswärtsspiel in Folge. Zur Zeit schießen sie nur auswärts Tore.

Die Kickers danach nervös. Die Gäste dagegen optisch besser und ballsicherer. Neuzugang Maboula Ali Lukunku prüfte nach 22 Minuten Kickers Torwart Salz. Die Auer Abwehr, mit dem neu im Tor stehenden Stephan Flauder für den erkrankten Martin Männel, wurde kaum gefordert. Dies änderte sich aber schlagartig nach 27 Minuten, als den Hausherren ihr erstes Heimtor in der laufenden Saison gelang. Kickers-Neuzugang Orlando Smeekes donnerte einen Eckball aus 16 Metern beherzt und mit mächtig viel Schmackes aufs Auer Tor. Von der Lattenunterkante zischte die Kugel unerreichbar für den Gäste-Torwart Stephan Flauder zum 1:1 ins Netz. Dieser Treffer – Marke Tor des Monats - schien die Akteure des Tabellenletzten zu motivieren. Sie verlagerten ihr Spiel immer mehr in Richtung Gäste Tor. Nun hatte die Abwehr mehr zu tun. Kos rettete per Kopf im letzten Moment (34.) und Flauder war auch auf den Posten (40.). Doch zum Ende des ersten Durchgangs pegelte sich die Partie wieder auf dem Niveau der Tabellenplätze beider Teams entsprechend ein. Fabian Müller setzte kurz vor dem Pausentee (44.) noch mal ein Achtungszeichen, doch sein Schuss parierte Salz im Stuttgarter Tor mit den Fäusten.

Der Siegtorschütze Kenny Schmidt beim warmlaufen in der 2. Halbzeit

Das Spiel in der zweiten Halbzeit war sicher kein fußballerischer Leckerbissen, sondern kampfbetont, wie es Aues Co-Trainer Rico Schmitt treffend kommentierte. Aue zwar immer bemüht im Spiel nach vorn, aber ohne wirklich echte Torgefahr auszustrahlen. Ein Kopfball vom aufgerückten Kos (54.) nach Eckball Curri, „rutschte“ knapp am langen Pfosten vorbei und ein Schuss von Feick (65.), der am langen Pfosten vorbeistrich, waren erwähnungswert. El Berkani kam für Curri nach 64 Minuten, machte sich aber mit seinen viel zu komplizierten und unnötigen Dribblings selbst das Leben schwer. Sein Querpass nach 75 Minuten kam viel zu ungenau für Lukunku. Die Abwehr um Kapitän Tomasz Kos musste dagegen immer ein waches Auge auf Orlando Smeekes werfen, der immer mal versuchte Unruhe zu stiften. Ein Schuss vom Stuttgarter Deigendesch (78.) war dann aber auch zu wenig aus Sicht der Gastgeber im zweiten Durchgang, hier als Sieger vom Platz zu gehen.

Als Aues Neuzugang Lukunku völlig ausgepumpt vom Platz musste (83.), kam Kenny Schmidt. „Ich bin froh, dass wir heute das Glück durch das Siegtor von Kenny Schmidt endlich einmal gezwungen haben. Unser Sieg war sicherlich etwas glücklich, unter dem Strich aber nicht unverdient“, resümierte ein sichtlich erleichterter Rico Schmitt nach dem Spiel. Zum Neuzugang Mabulu Lukunku aus dem Kongo fügte er noch hinzu: „Wir waren über ihn begeistert was er heute hier gezeigt hat. Man muss bedenken das er 2 ½ Monate nicht mehr gespielt hat“.

Pressekonferenz nach dem Spiel mit R.Schmitt (links) und S. Minkwitz (rechts)

Sein Kollege Stefan Minkwitz haderte dagegen mit dem Schicksal: „Das war heute Abstiegskampf pur. In der 2. Halbzeit haben wir dann nicht mehr viel Fußball gesehen. Aus kämpferischer Sicht habe ich meiner Mannschaft nichts vorzuwerfen. Wenn man dann aber ein solches Gegentor aus dem Nichts bekommt, ist das bitter. Uns hatte heute das nötige Quäntchen Glück gefehlt, was Aue in der Schlussphase eben hatte.“ (burg)


Stuttgarter Kickers: Benedikt Deigendesch, Marcus Mann, Marcel Rapp - Josip Landeka, Ralf Kettemann, Sascha Traut (46. Sasa Janic), Orlando Smeekes, Alexander Rosen, Bashiru Gambo (79. Gökhan Gümüssu) - Michael Schürg (72. Marco Tucci) - Manuel Salz; Trainer: Stefan Minkwitz


FC Erzgebirge Aue: Stephan Flauder - René Klingbeil, Thomas Paulus, Tomasz Kos, Fabian Müller - Marc Hensel, Daniyel Cimen, Skerdilaid Curri (63. Mohamed El Berkani), Steve Müller (89. Jan Hochscheidt), Arne Feick - Ali Lukunku (83. Kenny Schmidt); Trainer: Heiko Weber


Tore: 0:1 Marc Hensel (5.); 1:1 Orlando Smeekes (27.); 1:2 Kenny Schmidt (88.)


Schiedsrichter: Marco Achmüller (Freyung)


Zuschauer: 3280 im GAZI-Stadion auf der Waldau


Gelbe Karte: Marcus Mann / Steve Müller, Marc Hensel (2.), Kenny Schmidt