Spielbericht
31. Spieltag, 02.05.2008
FC St. Pauli vs. FC Erzgebirge Aue 4-2

4

:

2

Millerntorstadion Hamburg, Freitag 02. Mai 2008
(Kick off 18.00 Uhr)


Aue verliert auf der Reeperbahn – Erlebnis Millerntorstadion


Das von vielen Fans seit Wochen, ja seit Monaten ersehnte Erlebnis Millerntorstadion auf St. Pauli ist Geschichte. Es dürfte aber wenige geben, die diesen Trip nicht missen würden in ihrer Fangeschichte. Am Ende gab wieder Tränen.Doch wie sang Drafi Deutscher: „Mamor Stein und Eisen bricht – aber unsere Liebe nicht“. In diesen Falle „...aber unsere Wismut nicht.“ Nach dem Abpfiff war es natürlich bitter aus dem Auer-Fanblock mit anzusehen wie die St. Paulianer den Nichtabstieg feierten. Doch Respekt wie die Gästefans vor dem Anpfiff mit Steigermarsch begrüßt wurden und die St. Pauli Spieler nach dem Spiel auf ihrer Ehrenrunde auch am Gästeblock halt machten und dort fair von den Auer-Schlachtenbummler beklatscht wurden. Einmalig dieses Flair, das in Deutschland zur Zeit schwer zu toppen ist.

Das Spiel war wie so oft wieder mal ein Spiegelbild einer ganzen Saison. Glück (auf St. Pauli Seite) und Pech (2 Pfostentreffer auf Auer Seite) lagen auch hier so eng nebeneinander. Aue begann mit Risiko in der Aufstellung, wie es Trainer Weber umschrieb. Da Nemec verletzt ganz ausfiel, bekam Sykora die Chance von Anfang an zu spielen. Am Ende muss man den oft gescholtenen Spieler ein Lob zollen, sein vielleicht bestes Spiel für die Auer Farben geliefert zu haben. Obwohl Pauli mit optischen Übergewicht begann, gingen die ganz in weiß gekleideten Gäste in Führung. Orahovac trieb den Ball durchs Mittelfeld, passte auf Heller raus und bekam den Ball durch eine mustergültige Flanke von der rechten Seite wieder auf den Kopf serviert. 0-1 nach 9 Minuten – im Gästeblock brachen alle Dämme. Die Auer sangen sich förmlich die Lunge aus dem Hals. Leider hielt die Führung nur ganze 4 Minuten. In einer Drangphase von St. Pauli spielten sich Takyi und Schultz mehrmals den Ball zu, bis Schultz endlich in Schussposition gelaufen war. Von Loose noch abgefälscht fand der Ball zum 1-1 den Weg ins Tor. Das Glück von Pauli (abgefälschter Schuss ins Tor...) hatte auf der Gegenseite Heller (26.) nicht. Ein Freistoß von ihm, ebenfalls abgefälscht, klatschte nur ans linke St. Pauli Gebälk. Bobel zeigte drei Minuten später gegen Takyi sein Können. Die erneute Gäste-Führung durch Curri (35.). Er hob den Ball raffiniert am herausgeeilten Torwart Pliquett vorbei ins leere Tor. Der Rettungsversuch von Morena nutzte nichts mehr. Kurth hatte mit einem hohen Befreiungsball die gesamte Hamburger Abwehr ausgehebelt. Dieses 2-1 verhalf der Mannschaft von Heiko Weber leider keine Sicherheit. Die St. Pauli Angriffe hatten zwar nicht mehr den ganz großen Druck und waren zudem zu rechtslastig. Als alles schon mit dem Halbzeitpfiff rechnete, schlug es zum Ausgleich im Bobel-Kasten ein. Ein ganz gemeiner Flatterball von Takyi, wie aus dem nichts, fand über die Fäuste von Bobel den Weg ins Tor. „Die Spieler saßen zur Halbzeit in der Kabine, als wenn sie schon verloren hätten“, resümierte Weber die Szenen nach dem „2-2 Halbzeit-Schock“ aus Auer Sicht.

Blick von der Haupttribüne, 1. Halbzeit

Bei Wiederanpfiff zur zweiten Hälfte war dies nicht zu übersehen. Die Gäste ließen jetzt die Paulianer gewähren und kassieren prompt das 3-2. Langer Freistoßball auf den langen Pfosten und davor hatte Weber gewarnt. Loose verliert das Kopfballduell gegen Boll und Schnitzler drückt den abgelegten Ball ohne Mühe über die Linie. Aue gibt sich noch nicht geschlagen. Geißler (61.) zwingt Pliquett mit einem Schrägschuss zu einer Parade und Sykora (71.) hatte die Ausgleichschance! Nach einer schnell ausgeführten Ecke und der anschließenden Flanke von Heller hatte Sykora mit seinem Kopfball an den rechten Pfosten Pech. Der zurückspringende Ball springt Pliqeutt in die Arme. Im Gegenzug macht Pauli alles klar. Nur Sekunden auf dem Platz, passt Bruns in der Mitte zu Rothenbach (72.) und der lässt sich die Chance zum 4-2 nicht entgehen. Das Spiel ist gelaufen. St. Pauli jetzt mit der Leichtigkeit des Klassenerhalts – Boll´s Schuss hält Bobel (75.). Aue resigniert noch nicht. Klasse Diagonalball vom eingewechselten Emmerich, doch Heller (76.) völlig frei auf Pliquett zulaufend, passt völlig unmotiviert zu Sykora. Vertan die Riesenchance. Die restlichen Spielminuten verstreichen unter den Gesängen der schon feiernden St. Pauli Fans. Aue lebte noch – aber Geißler´s Schuß (88.) war zu

PK bei St. Pauli mit Weber und Trulsen
schwach.

Aues Trainer Heiko Weber: „Wir haben heute noch mal alles probiert. Bei zwei Standards haben wir geschlafen. Wenn man 4 Tore bekommt, hat man es einfach nicht verdient hier zu gewinnen“. André Trulsen zeigte Mitleid für die Gäste: „Es war nicht das beste Spiel von uns, aber wir bewiesen Moral. Der Schlüssel zum Sieg war heute das 2-2“. (burg)



St. Pauli: Pliquett - Morena, Biermann, Eger, Rothenbach - Schultz, Boll - Ludwig (87. Braun), Takyi (72. Bruns), Trojan - Schnitzler (72. Kuru)

Aue: Bobel - Kos, Paulus, Sträßer, Geißler - Loose (65. Emmerich), Kurth (46. F. Müller) - Heller, Curri (84. Kaufman), Orahovac - Sykora

Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)

Zuschauer: 22.428 ( 1.600 Auer Schlachtenbummler|Quelle: Ticketservice St. Pauli Frau Bindhack)

Tore: 0:1 Orahovac (9.), 1:1 Schultz (13.), 1:2 Curri (35.), 2:2 Takyi (45.), 3:2 Schnitzler (55.), 4:2 Rothenbach (72.)

Karten: Eger (22.) - Kurth (17.), Sträßer (33.), Orahovac (64.), Geißler (67.)