Spielbericht
DFB-Pokal 1. Runde, 09.09.2006
SC Westfalia Herne 04 vs. FC Erzgebirge Aue 1-2

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Stadion am Schloß Strünkede, Sonnabend, 9. September 2006
(Kick off 14.00 Uhr)


Knapp an Blamage vorbeigeschrammt


Der FC Erzgebirge Aue gelang nur mit Viel Mühe in die 2. DFB-Pokal Runde. Die Auslosung findet am 16. September 2006 im Rahmen des ZDF-Sportstudios statt. Mit einem Mann weniger – Hendrik Liebers hatte in der 44. Minute Gelb/Rot gesehen – gelang am Ende ein knapper 2-1 Sieg beim Westfälischen Traditionsverein SC Westfalia Herne. Die Partie begann auf Grund des hohen Zuschaueransturmes mit Sieben Minuten Verspätung. Aues Trainer Gerd Schädlich versuchte die ganze Woche die Gedanken an die Viertklassigkeit des Gegners aus den Köpfen seiner Spieler zu verbannen, was ihm aber nicht gelang. „Klar ist so ein Spiel für Herne das Spiel des Jahres. Es war

Blick ins Stadion Am Schloß Strünkede. Foto: Burg

ein echter Pokalfight mit wunderbarer Stimmung genau wie ich es mir vorgestellt hatte“, meinte Gerd Schädlich. Der Westfälische Pokalsieger spielte von Anfang an mit viel Einsatz und Aggressivität und zwang die Auer zu Fehlern. Immer wieder angetrieben von seinen fantastischen Publikum, wurden der Oberligist immer frecher und mutiger. Der Zweitligist aus Aue versuchte sich von der hitzigen Atmosphäre nicht anstecken zu lassen, was ihm aber nur die erste Viertelstunde gelang. Da hatte Marco Kurth (11.) in dieser Phase die einzigste! Möglichkeit seine Farben in Führung zu bringen. Doch schön aufgelegt von David Siradze per Kopf, vergab er völlig freistehend und überhastet – übers Tor. Danach war die 1. Halbzeit nur noch schlecht aus Auer Sicht (O-Ton Gerd Schädlich). Torwart Axel Keller, der sein erstes Pflichtspiel für Aue bestritt, klärte nach 35 Minuten per Kopf! an der Strafraumgrenze gegen Publikumsliebling El-Nounou. Davor (16.) stand das Stadion schon fast Kopf, als Sturmpartner Erzen nur um Zentimeter an einer Freistoß Vorlage von Mykola vorbeirutschte. Keller war auf der Hut. Negativer Höhepunkt für die Gäste war die Gelb-Rote Karte für Hendrik Liebers (44.). Der nicht immer sichere Schiri Markus Kuhl aus Köln fiel zweimal auf die Schlitzohrigkeit von Sammy El-Nounou herein. Die erste Gelbe kassierte „Henne“ schon in einer ähnlichen Situation gegen den Ägypter in der 32. Minute. Die beiden Sturmspitzen der Gastgeber, Erzen und El-Nounou waren abgezockt und mit allen Wassern gewaschen. So bitter es für die Gäste war in Unterzahl die zweite Spielhälfte bestreiten zu müssen, „der Feldverweis war positiv für uns und hat uns munter gemacht“, so Aues Trainer Gerd Schädlich.

Der Oberligist machte Anfang der zweiten Hälfte aber erstmal da weiter wo sie aufgehört hatten und drückten auf das 1-0. Über einen Rückstand hätten sich die Gäste nicht beklagen zu brauchen. Doch ein wenig überraschend fiel in dieser Herner Drangphase die Führung für die Gäste durch einen Kopfballaufsetzer von Siradze (50.). Miso Brecko hatte hoch in den Herner Strafraum geflankt. Hernes Torwart Oliver Bautz und Abwehrspieler Michael Baum machten dabei keine gute Figur oder war es einfach nur die Unerfahrenheit. Egal, David Siradze nutzt dies eiskalt aus. Schöner Aufsetzer Kopfball der unter den Jubel der 435 Auer Schlachtenbummler ins Netz hoppelte. Sechs Minuten später hatte der Georgier aber Riesenglück das er nicht mit Rot vom Platz flog. Direkt vor den Augen des Schieds- und Linienrichter und der Hauptkamera!!! ließ er sich zu einer Rangelei (stieß den Herner Spieler mit den Händen um....) mit Tobias Urban hinreißen, der ihn kurz zuvor unsanft auf die Aschenbahn beförderte. Für beide Hitzköpfe gab es nur die Gelbe Karte. Das Publikum raste und tobte. Fast englische Stimmung. Danach spielten die Gastgeber alles oder nichts. Barton überläuft zweimal (62.+65.) in spektakulärer Art und Weise die linke Auer Abwehrseite (Liebers war ja nicht mehr da....). Bei der ersten (62.) Flanke zeigte Keller sein ganzen Können. Aber auch selbst René Trehkopf prüfte seinen eigenen Keeper (72.) mit einem verunglückten Rückpass der Keller überraschte und zur Ecke sprang. Das 1-1 lag förmlich in der Luft. Es fiel dann zwar auf recht kurioser weise, aber war allemal hochverdient für den Oberligisten. Nach einer Ecke fiel El-Nounou der Ball aufs Knie und von da ins Tor (81.). Keller konnte den Ball nur hinter herschauen. „Er wusste wohl selber nicht wie das Ding reinging“, meinte der Ex-Karl-Marx-Städter nach dem Spiel. Der Jubel war natürlich grenzenlos und noch nicht verklungen, da schlugen die Erzgebirger wieder wie aus dem Nichts zurück, als Debütant Mitja Schäfer (83.) ein Durcheinander im Herner Strafraum nach Eckball Kurth ganz cool ausnutzte und volley zum 1-2 Siegtreffer einnetzte. Eine Vorlage von David Siradze (wie im Fußball Tennis!!!) verwandelte er ganz cool zum 1-2. Die Veilchen mussten zwar noch mal bange 7 Minuten überstehen, indem der Gastgeber noch mal alles nach vorne warf und fast, Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit durch Erzen (stand nach Flanke völlig frei vor Keller!!!), um Zentimeter die Verlängerung verpasste.

Pressekonferenz nach dem Spiel. Foto: Burg


Betreuer, Fans und Offizielle des FCE atmeten dann erst mal nach dem Schlusspfiff des Schiedsrichter (ließ 111 Sekunden nachspielen) tief durch. Auch Trainer Gerd Schädlich: „Das Spiel war immer offen weil Herne über sich hinauswuchs. Wenn wir in die Verlängerung gekommen wären, na ja, ich weiß nicht ob wir weiter gekommen wären. Großes Kompliment aber an Westfalia Herne“. Schädlich, der diesen Pokalkrimi nervlich und mental gut überstand und zu Scherzen aufgelegt war, bedankte sich auch ganz herzlich für die nette und freundliche Gastfreundschaft bei Westfalia Herne. Hernes Trainer Frank Schulz, der schon als Spieler Pokalendspiel Luft mit Eintracht Frankfurt und Mönchengladbach schnupperte: „Man braucht im Pokal das Quäntchen Glück, das war schon zu meiner Zeit so. An so ein Spiel wie heute wird man sich noch lange erinnern“. (Burg)


Herne: Bautz – Baum, Seidel, Urbanski, Makarchuk – Urban/V, Sürgit, Barton, Köse (ab 87. Behrend) – El-Nounou, Erzen

Aue: Keller – Kos, Emmerich, Liebers – Trehkopf, Kurth, Jungwirth (ab 57. Schäfer), Brecko – Curri (ab 77. Dostalek), Juskowiak (ab 46. Demir), Siradze

Schiedsrichter: Markus Kuhl (Köln)

Zuschauer: 8.000 (davon ca. 435 Aue-Supps/Quelle: Westfalia Herne)

Tore: 0:1 Siradze (50.), 1:1 El-Nounou (81.), 1:2 Schäfer (83.)

Karten: Urban (57.) – Juskowiak (19.), Siradze (57.) und Schäfer (79.)
Liebers (44./wiederholtes Foulspiel)