Spielbericht
1. Spieltag, 13.08.2006
FC Erzgebirge Aue vs. SpVgg Unterhaching 1-0

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Erzgebirgsstadion Aue, Sonntag 13. August 2006
(Kick off 14.00 Uhr)


Schlitzohr Juskowiak mit Köpfchen


FC Erzgebirge Aue glückt zum Saisonauftakt 1:0 (0:0)-Arbeitssieg gegen Spvgg Unterhaching

"Leise ist es ja bei unserem Trainer in der Kabine eigentlich nie", schmunzelte Jörg Emmerich. Der Kapitän des Fußball-Zweitligisten FC Erzgebirge Aue war erleichtert nach dem 1:0 (1:0)-Arbeitssieg seiner Veilchen-Elf gegen die Spvgg Unterhaching. Zuvor mussten sich "Emma" und seine Teamgefährten auf dem Weg in die Kabine zur Halbzeit ein gellendes Pfeifkonzert der heimischen Fans anhören, es folgte die Predigt des Vorgesetzten. "Ich kann das aber nicht verstehen, dass einige meiner Spieler erst mit Lautstärke geweckt werden müssen. Wir haben doch als Kinder nichts lieber gemacht, als uns draußen bewegt und Fußball gespielt", sagte Gerd Schädlich und fügte verwundert an: "Da war viel zu wenig Initiative bei meiner Mannschaft zu sehen. Ich dachte immer, die Profis haben ihr Hobby zum Beruf gemacht."

Dies sah zumindest 45 Minuten lang anders aus: Aber das lag auch an einer sehr kompakt und gut organisiert spielenden Elf aus Unterhaching. Mit dem körperlich robusten Omodiagbe und dem quirligen Buck hatten die Rand-Münchner ihre Säulen in der Abwehr. Und in Ballbesitz überzeugten die Männer von Harry Deutinger mit schnellem Umkehrspiel und präzisen Kontern. Zudem brachte der schnelle Stürmer Lechleiter die FCE-Abwehr und insbesondere Uwe Ehlers ein ums andere Mal in Verlegenheit. "Wir wussten, dass, die Hachinger zwei Pfeile im Angriff haben. Erst in der zweiten Halbzeit konnten wir uns besser darauf einstellen", resümierte Jörg Emmerich trefflich.

Wer weiß, wie der Saisonauftakt ausgegangen wäre, hätte Hachings Neuzugang Spizak allein stehend vor Bobel (45.) jenen Killerinstinkt bewiesen, der dem Kontrahenten schon in der letzten Saison vor des Gegners Gehäuse fehlte. So aber kamen die Erzgebirger immer besser ins Spiel. Curri (52.) und Demir (60.) hatten die Führung auf dem Fuß. Beide hatten sich die Ansprache Schädlichs offenbar besonders zu Herzen genommen. Warum der Erfolgstrainer dennoch beide auswechselte und der bis dato nur unwesentlich stärkere Andrzej Juskowiak auf dem Feld bleiben durfte, wurde in der 76. Minute offenkundig. Der eingewechselte Florian Heller, wegen eines zurückliegenden Magen-Darm-Virus mit zwei Kilo weniger zunächst auf der Ersatzbank, zirkelte einen Freistoß gefühlvoll auf den Polen. Und der 35-Jährige zeigte, warum er trotz seines hohen Fußballalters noch so wichtig für den FC Erzgebirge ist. Mit Köpfchen lochte Juskowiak ein.

Ruhig und abgeklärt arbeitete der Routinier auch nach dem Abpfiff die zahlreichen Interviews als Torschütze des Tages ab. Und so schlitzohrig wie auf dem Rasen wich er auch der Frage nach der eigenen Leistung bis zu seinem Treffer gekonnt aus: "Wir hatten uns bis dahin nur ganz wenige Chancen herausgespielt", bemängelte er und stellte damit indirekt Neuzugang Tom Geißler nicht das allerbeste Zeugnis aus. Die Mainzer Ausleihe mühte sich zwar. Doch seine Leistung im ersten Punktspiel-Auftritt für Aue ließ noch reichlich Luft nach oben. Gerd Schädlich will dies alles heute intern auswerten, bevor die schweren Auswärtshürden am Freitag in Rostock und danach in Duisburg anstehen. "Das Leistungsgefälle im Team hat mir nicht gefallen", meinte Schädlich ernst. Der Mann des Tages war von seiner Kritik freilich ausgenommen. Vielleicht, weil ihm der Torinstinkt mit in die Wiege gelegt wurde? Oder was sagt Andrzej Juskowiak selbst dazu, dass er wieder einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige tat? "Wenn du 18 Jahre Fußball gespielt hast, weiß du eben, wie man das macht." Thomas Prenzel, Freie Presse, 14.08.2006


Aue: Bobel - Ehlers, Emmerich, Trehkopf - Brecko, Kurth, Geißler (68. Heller), Liebers - Curri (62. Klinka), Juskowiak, Demir (62. Siradze)

Unterhaching: Heerwagen - Sträßer, Omodiagbe, Buck, Oswald - Thomik (81. Ghigani), Sobotzik, Majstorovic (81. Custos), Spizak - Lechleiter, Kolomaznik (64. Teinert)

Schiedsrichter: Babak Rafati (Hannover)

Zuschauer: 12.000

Tore: 1:0 Juskowiak (76.)

Karten: Kurth, Bobel - Lechleiter, Spizak