Spielbericht
29. Spieltag, 17.04.2005
FC Erzgebirge Aue vs. Eintracht Frankfurt 0-5

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Erzgebirgsstadion Aue, Sonntag 17. April 2005
(Kick off 15.00 Uhr)


Höchste Heimniederlage seit 1980


Nach den Vorkommnissen beim Cottbus-Spiel wurden erwartungsgemäß die Sicherheitsvorkehrungen deutlich erhöht. So kam die Polizei-Reiterstaffel ebenso zum Einsatz wie Hubschrauber, ganz offensichtlich mehr Polizei und ein Wasserwerfer – letzterer in Lauerstellung (die Staatsmacht trainierte dessen Einsatz übrigens in der Vorwoche am Pumpspeicherwerk Markersbach). Doch dies alles nahmen viele Veilchen-Fans zunächst gar nicht richtig war, standen sie doch unter dem Eindruck der Aufstiegsgelüste. Tatsächlich bot der Ausgang

Zum 4. Mal gab es 0-5 im Auer Stadion. Zuletzt im September 1980 gegen den BFC Dynamo. Foto: Ede

der Freitag-Spiele und das bevorstehende Duell mit einem Aufstiegskandidaten ungeahnte Möglichkeiten die Konkurrenz zu ärgern. Dass Aue zu mehr als das nicht im Stande ist, verdeutlichte die Eintracht in bitteren 90 Minuten: Begonnen haben die, eigentlich auswärtsschwachen, Frankfurter damit nach noch nicht einmal 120 Sekunden Spielzeit. Einwurf von Chris auf Jones, dieser in den Lauf von Köhler, Schuss aus halblinker Position und der chancenlose Bobel im Auer Tor musste zum ersten Male hinter sich greifen. Die Auer waren total verunsichert, vielleicht nervös – Frankfurt in der Folgezeit Klassen besser. Erst nach einem verletzungsbedingten Wechsel der Gäste (Cimen kam für Kapitän Schur, 18.) wurden die Erzgebirger sicherer. Klare Chancen blieben auf beiden Seiten jedoch Mangelware, für Aue gab es nur bei Distanzschüssen Möglichkeiten (29. Tchipev, 38. Curri aus halblinker Position, 43. Trehkopf) – wenig verwunderlich, da die Frankfurter hinten sehr gut agierten, die Räume eng hielten und ständig Überzahlsituationen erzeugten. Zum strategisch denkbar ungünstigsten Zeitpunkt setzte die Funkel-Elf noch einmal Akzente; Bobel glänzte gegen Jones (44.), blieb jedoch gegen van Lent in der Nachspielzeit zweiter Sieger.

In der zweiten Hälfte war Aue weiter bemüht aber erfolglos. Desolat war jedoch die Situation um die 50. Minute. Kapitän und Abwehrchef Emmerich wurde an der Seitenlinie behandelt, was offenbar keiner seiner Mitspieler ernsthaft zur Kenntnis nahm. Aue im Vorwärtsgang, Frankfurt auf Konter lauernd und schnell in Ballbesitz, Aue ohne letzten Mann in der Abwehr… Ein solches Gastgeschenk wird den Hessen nicht gleich wieder unter kommen – drei Leute völlig frei vor Keeper Bobel – oder anders: der Genickbruch für die Veilchen an diesem Tage (Torschütze: Ochs). Dass es dann noch zu regnen begann wie aus Eimern und Aue zwei weitere Tore fing (Köhler 58., Cha 74.) war eigentlich nebensächlich, schlimm war dass noch 15 Minuten des Grauens bevorstanden. Doch kurz vor Spielende kehrte die Stimmung auf die Auer Ränge zurück – bei vielen war die Einsicht zurückgekehrt, dass Aue nicht in die erste Liga muss, sondern die dritte sensationelle Saison in Folge spielt. Schade eben nur, dass es gleich fünf Tore sein mussten, die zu dieser Erkenntnis (zurück) führten. (Kay)

Zum 4.-mal war das Stadion in der Saison 2004/05 ausverkauft. Foto: Ede


Aue: Bobel - Ehlers, Emmerich, Kos, Trehkopf - Heidrich, Tchipev, Rehm (54. Hasse) - Curri (86. Schubitidze), Juskowiak, Helbig (65. Demir)

Frankfurt: Pröll - Ochs, Hoffmann, Vasoski, Wiedener - Christ, Meier (83. Weissenberger), Schur (18. Cimen), Köhler - Van Lent, Jones (71. Cha)

Schiedsrichter: Georg Schalk (Augsburg)

Zuschauer: 15.000 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Köhler (2.), 0:2 Van Lent (45.), 0:3 Ochs (50.), 0:4 Köhler (59.), 0:5 Cha (74.)

Karten: Trehkopf - Van Lent


Aues Aufstiegstraum endet jämmerlich


15.000 Zuschauer erleben beim 0:5 Debakel gegen Eintracht Frankfurt die höchste Heimniederlage seit Jahrzehnten
Sie träumten vom Aufstieg in die erste Liga, doch am Ende kassierten die Fußballer vom FC Erzgebirge Aue die bitterste Heimniederlage seit Jahren: 0:5 (0:2) unterlag das Team von Trainer Gerd Schädlich im Zweitliga-Spitzenspiel gegen die Eintracht aus Frankfurt, die ihrem Namen eindrucksvoll gerecht wur- de. Die Hessen spielten engagiert und konzentriert, präsentierten sich als eine Einheit und sind in dieser Verfassung im Aufstiegsrennen neben Köln und Duisburg klarer Favorit. Die Gastgeber dagegen boten spätestens nach dem 0:3 ein Bild des Jammers. Sang- und klanglos ergaben sich die Veilchen gestern ihrem Schicksal. Vom zur Schau gestellten Selbstbewusstsein der letzten Tage war nichts mehr zu erkennen. Die Partie begann aus Sicht der Auer denkbar unglücklich. Einige wirkten schlichtweg unkonzentriert: Der Einwurf des Frankfurters Chris gelangt zu Jones. Der Angreifer wird von Trehkopf nicht energisch genug attackiert und passt in den Lauf von Köhler. Der steht auf der linken Seite völlig ungedeckt und schießt nach 85 Sekunden zur Gästeführung ein. Es war der Auftakt eines rabenschwarzen Nachmittags für die Erzgebirger. Kapitän Jörg Emmerich sprach nach dem Abpfiff von der „bittersten Stunde, seit ich in Aue bin". So dürften viele FCE-Fans im restlos ausverkauften Stadion gedacht haben. Zwar bemühten sich die Platzherren und kamen in der 19. Minute durch Helbig zur ersten nennenswerten Chance. Doch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit half erneut ein Auer tatkräftig bei der Entstehung des 0:2 mit: Ehlers spielt ohne Bedrängnis den Ball aus der eigenen Hälfte Chris vor die Füß. Der Frankfurter passte auf van Lent, der sich diese Möglichkeit nicht entgehen ließ. Vor dem nächsten Gegentreffer klappte die Abstimmung zwischen Trehkopf und Juskowiak nicht. Als lachender Dritter spitzelte Ochs seine Fußspitze dazwischen, ging auf und davon und schob zum 3:0 ein (50.). Die Entscheidung war gefallen und Aue fortan völlig von der Rolle. Die Eintracht nutzte dies schonungslos aus: Ein Befreiungsschlag von Ochs aus der eigenen Hälfte landete im FCE- Strafraum beim erneut allein gelassenen Köhler, der das Geschenk annahm und zum 0:4 einnetzte (59.). Dann durfte auch der kurz vorher eingewechselte Cha jubeln, als er Bobel nach einem schönen Zuspiel von Meier überwand (74.). „Als Mannschaft haben wir eine der schlechtesten Leistungen abgeliefert, an die ich mich erinnern kann", meinte Emmerich, der während der Entstehung des 0:3 an der Seitenlinie verletzt behandelt wurde. Der Kapitän sah sich in seinen Worten bestätigt: „Ich habe schon vor Wochen gesagt, dass Frankfurter und Köln die Maßstäbe sind, wen es um das Thema Aufstieg geht Heute hat man gesehen, dass wir damit wirklich nichts zu tun haben sondern uns lieber in der zweiten Liga etablieren sollten." Skerdilai Curri schimpfte nach der höchste Auer Heimpleite seit DDR-Oberligazeiten: „Wie wir die Gegentore bekommen haben, das war amateurhaft. Diese Niederlage ist verdient, denn einige von uns haben die Nase ganz schön hoch getragen." Bis Freitag muss Schädlich seine Kicker wieder wach rütteln, sonst gibt es beim Tabellen-16. in Karlsruhe erneut ein böses Erwachen. „Es tut mir weh, wenn ich an die Gegentore denke. Ich möchte mich bei den Fans entschuldigen. Wir haben zwar als Mannschaft verloren, aber in erster Linie hat die Abwehr komplett versagt", ärgerte sich der Coach.
Olaf Mersiovsky, Freie Presse Mo. 18. April 2005

Die Polizei Reiterstaffel war im Einsatz. Foto: Burg


Eiskalte Eintracht duscht Veilchen


Aue eine Klasse schlechter
Die Frage, ob der FC Erzgebirge Aue tatsächlich als Anwärter auf die 1. Bundesliga gelten kann, ist gestern knallhart beantwortet worden. Eintracht Frankfurt verpasste den Veilchen eine derart bittere Lehrstunde, dass sogar der Himmel heftig zu Weinen begann. So glichen die Gastgeber am Ende des 0:5-Debakels im wahrsten Sinne des Wortes begossenen Pudeln. Angesichts der anderen Ergebnisse an diesem Spieltag hatten sie sogar doppelt Grund dazu. Bei einem Sieg wäre der FCE nämlich auf den fünften Platz vorgerückt — zwei Punkte hinter Aufstiegsrang drei. „Das war eine Katastrophe heute, bei der jeder sehen konnte, dass es nicht reicht, Der Unterschied zwischen uns und Frankfurt ist einfach riesengroß gewesen", machte René Trehkopf aus seinem Herzen keine Mördergrube. Das galt ganz besonders für ihn und seine Abwehrkollegen. Rannte die Defensivabteilung doch bei den schnellen Angriffen der Eintracht teilweise wie ein Hühnerhaufen durcheinander. Andererseits verhinderte Trehkopf mit einigen guten Aktionen eine noch schlimmere Pleite. Frustriert schaute auch Holger Hasse drein. Der hatte sich eigentlich Chancen ausgerechnet, von Anfang an ran zu dürfen. Letztlich musste er sich mit der Rolle begnügen, beim Stand von 0:3 in eine schon verlorene Partie zu kommen. „Man versucht trotzdem alles, der Mannschaft irgendwie zu helfen, um das Spiel zumindest noch ordentlich zu Ende zu bringen. Aber nicht mal das ist uns gelungen", so der Hartensteiner. Frankfurt habe mit der frühen Führung im Rücken absolut clever gespielt. „So einen Gegner können wir nur an einem guten Tag schlagen. Den hatten wir heute nicht." Nun lässt sich trefflich darüber diskutieren, ob dieses Debakel nicht vielleicht sogar genau zur richtigen Zeit kam. Aber nötig War es auf keinen Fall. Offenbar träumten zuletzt nicht nur im Umfeld einige zu sehr von der ersten Liga. Naja, die Eintracht dürfte sie unsanft geweckt haben. Allzu viel Zeit, ihre Wunden zu lecken, bleibt den Lila-Weißen indessen nicht. Geht es doch schon am Freitag nach Karlsruhe. Also tun die Auer bei aller nötigen Analyse des Versagens gut daran, den Blick nach vorn zu richten. Wie René Trehkopf: „Wir geben uns nicht auf und werden versuchen, noch so viele Punkte wie möglich zu holen."
Kjell Riedel, Freie Presse-Lokalsport Aue, Mo. 18. April 2005