Spielbericht
26. Spieltag, 12.04.2003
FC Erzgebirge Aue vs. Chemnitzer FC 3-0

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Erzgebirgsstadion Aue, Sonnabend 12. April 2003
(Kick off 14.00 Uhr)


Ein großes Derby vor großer Kulisse stand an, fast 10.000 Zuschauer wollten bei bestem Fußballwetter das Rückspiel um die Bezirksmeisterschaft sehen. Das ist übrigens Zuschauerrekord seit der Umbenennung von Wismut nach Erzgebirge Aue. Eine fünfstellige Zuschauerzahl (zu Punktspielen) hatte Aue zuletzt im März 1990 ebenfalls gegen den FCK (11.800 Zuschauer sahen damals ein 1:1 im Auer Abstiegsjahr aus der DDR-Oberliga). In der aktuellen Regionalliga-Saison fanden nunmehr exakt 50.000 Zuschauer den Weg ins Lößnitztal (Zufälle gibt's...).

Zunächst spielten die Gäste im untypischen rot-schwarz besseren Fußball. Zumindest die ersten 20 Minuten des Spiels gingen eindeutig an den CFC. Dabei sprang die ein oder andere gute Möglichkeit heraus, bei denen sich der Auer Keeper Russi Petkov auszeichnen konnte. So fischte er in der 15. Minute einen platziert geschossenen Ball aus dem Dreiangel. Danach wendete sich das Blatt, Aue begann gut nach vorn zu kombinieren, immer wieder waren es Heidrich in Kurth, welche im Mittelfeld Akzente setzen konnten. Den ersten Jubelschrei hatte der lila-weiße Anhang bereits in der 20. Spielminute auf den Lippen, als Broum im Strafraum völlig freistehend durch einen Zauberpass von "Matze" Heidrich angespielt wurde, CFC-Schlussmann Süßner bereits am Boden lag, das Leder aber leider den langen Pfosten verfehlte. Damit waren die Gäste endgültig gewarnt. Nur wenige Sekunden später brachten Heidrich und Broum mit schönem Doppelpassspiel über rechts den Ball nach vorn, Broum flankte auf den bereitstehenden Shubitidze. Dieser Köpfte - gewollt oder nicht - auf den langen Pfosten, an dem Ronny Jank bereits lauerte und zum 1:0 vollendete (25.). Die Fans des FCE lagen sich jubelnd in den Armen! Damit nicht genug, Aue begann nun das Spiel klar zu dominieren. Als Kapitän Petr Grund in der 39. Minute zum zweiten Eckball in Folge schritt, dachten einige bereits an den Direktverwandelten der Vorwoche gegen Dynamo. Süßner stand sogar richtig, Grund spielte aber tatsächlich wieder auf den langen Pfosten, diesmal jedoch maßgeschneidert auf den langen Nic Noveski, der per Kopf den 2:0 Halbzeitstand herstellte. Dabei hätte Aue bis zur Pause durchaus noch erhöhen können, vielleicht sogar müssen - Chemnitz war nun völlig orientierungslos, während Aue Powerplay an den Tag legten. Heidrich per Fernschuss (41.) und Broum per Kopf (45.) brachten Süßner in höchste Bedrängnis.

Nach dem Pausentee verflachte die Partie zusehens, während die abstiegsbedrohten Bezirksstädter nun wieder offensiver agierten und sich die Auer Bemühungen auf Konter beschränkten, kam jedoch zu keiner Zeit wirklich Erinnerungen an das 2:2 im Hinspiel auf, bei dem die Erzgebirger auch mit 2:0 zur Pause führten. Ganz im Gegenteil, der CFC hatte keine richtige Chance und der FCE konnte durch eine Standartsituation in der 65. den Sack zumachen. Erneut war es Ronny Jank, der nach einem Grund-Eckball aus Nahdistanz vollendete. Seine Saisontore neun und zehn dürften damit recht gute Argumente in den anstehenden Vertragsverhandlungen sein. Auf Chemnitzer Seite kam wenig konstruktives, einige mitgereiste Anhänger wollten aber unbedingt auffallen, während zeitweise der gesamte Gästeblock von einer grauen Nebelwolke bedeckt war, immer wieder Leuchtraketen auf den Platz flogen, nutzten einige die Möglichkeit, nach dem 3:0 über den Zaun in den Innenraum des Stadions zu gelangen. Was sie dort wollten, wussten sie ganz offensichtlich selber nicht, sie warteten artig auf die herbeieilende Staatsmacht und kletterten hektisch zurück in den Block, während sich die langsamsten noch ein paar Schläge der Gummiknüppel einfinden oder sogar vorübergehend festgenommen wurden... Herzlichen Glückwunsch zu dieser Aktion!

Es half nichts, Aue blieb souveräner Sieger. Nach dem Spiel stellte ein völlig ratloser CFC-Trainer Joachim Müller fest, dass Aue wesentlich weiter als die eigene Elf ist und hochverdient zu den Spitzenteams der Staffel gehört, während der CFC unter seiner Leitung noch immer um den Klassenerhalt spielt. FCE-Präsident Leonhard zeigte sich sichtlich begeistert von der aktuellen Serie des FCE (12 Punkte aus vier Spielen, darunter zwei Derbys und Zuschauerrekord im Erzgebirge). Er nutzte die Gelegenheit weiter Dampf zu machen, verglich den Kampf um die Tabellenspitze mit einer "Regatta", an der fünf Boote teilnehmen und nur die besten zwei gekrönt werden. Das "Auer Boot" um "Kommandant" Schädlich hätte jetzt genau das Gesicht, was es brauche, um weiterhin eine gute Rolle zu spielen. Gerd Schädlich wollte von Lobreisen nichts hören, brachte Auer Schwächen im spielerischen Bereich und zu wenig effektive Konter in der zweiten Halbzeit des Spiels zur Sprache. Bleibt zu hoffen, dass man diesen Weg beibehält und nicht in Träumereien verfällt. (Kay)


Aue: Petkov - Emmerich (88. Jendrossek) - Jasarevic, Noveski - G. Berger, Heidrich, Kurth, Grund - Jank, Broum (67. F. Berger), Shubitidze

Chemnitz: Süßner - Göhlert - Jörres, (60. M'Boma), Ahlf (46. Hiemann), Mehlhorn - Zedi, Walther, Meißner, Meyer (80. Baumann) - Demir, Rolleder

Schiedsrichter: Detlef Scheppe (Wenden)

Zuschauer: 9.750

Tore: 1:0 Jank (25.), 2:0 Noveski (42.), 3:0 Jank (75.)