Hammercrossing-Tour 2004

Hammercrossing-Tour in London
30.09.- 03.10.04
West Ham United FC vs. Wolverhampton Wanderers 1-0

Die ostvogtländisch-westerzgebirgische connection hat sich am besagten Wochenende, verstärkt mit der NNK-Vorland-Fraktion, wieder mal zu einem Besuch der gekreuzten Hämmer im Osten Londons auf den Weg gemacht.

In der vorigen Saison waren die „Hammers“ nur knapp in den Play-Offs Crystal Palace unterlegen und haben somit den Wiederaufstieg in die Premiere League verpasst. Dieses Jahr nun soll ein erneuter Versuch gestartet werden und wir wollten dazu natürlich auch beitragen. Der prominenteste Vetreter des Traditionsvereins im East End von London, der Mann mit der Nummer 6 im englischen Weltmeisterteam, Bobby Moore ist sicher allen ein Begriff. Aktuelle Größe im Team ist Teddy Sheringham, den der Teammanager der Hammers, Alan Pardew, mit 38 nochmals reaktiviert hat, um den Wiederaufstieg zu schaffen. In der Elf sind auch hoffnungsvolle Talente wie zum Beispiel der 21jährige Verteidiger mit der Nr. 26, Calum Davenport, von dem man sicher auch international noch hören wird.

Aber der Reihe nach. Da es eine gepflegte Herrentour war, brauche ich ja nicht extra zu erwähnen, dass genügend Pils, GUINNESS und frisches Rauchwerk aus der Yenidze während der gesamten Tour gereicht wurde. Die eine oder andere Ausfallerscheinung (bei den Ü-30 Herren wurde mangelnde Belastbarkeit moniert) konnte mit tatkräftiger Unterstützung der deutschen pharmazeutischen Industrie umgehend abgestellt werden. Eingecheckt sind wir wieder im Atlantic-Paddington im Stadtteil Westminster Nähe Hyde Park. Der billigste Stall, der übers Internet zu kriegen war. Soweit so gut, leider beherbergte unser Etablissement auch Getier und war nicht wie voriges Jahr 100% mausfrei. Über weitere Details hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens.

Am Freitag und Samstag Vormittag stand seightseeing auf dem Programm: Imperial War Museum, die Kerker von London, Buckingham Palace, No. 10 Downing Street, Big Ben ... , jeweils im gepflegten Aue-Outfit. Das hatte während der gesamten Tour zwangsläufig interessierte Anfragen von Engländern und anderen Groundhoppern zur Folge.

Der eigentliche Höhepunkt unseres Ausflugs war dann das Spiel gegen den Absteiger aus der Premiere League „Wolves“. Er begann mit einem Merchandising-Kaufrausch im Official Store. Dort herrschte ein Andrang, als ob West Ham bereits den Aufstieg klar gemacht hätte. Von unseren Plätzen im „Dr. Martens stand upper“ hatten wir einen herrlichen Überblick über den „Boleyn Ground“. In diesem Block sind überwiegend Familien und Normalos untergebracht. In der letzten Kategorie sind wir vielleicht nicht ganz einzuordnen, aber ein bisschen Zurückhaltung kann ja insbesondere im Ausland manchmal nicht schaden, zumal wir auch Teile der in den 70er und 80er Jahren berüchtigten Hooligan Szene ICF ausmachen konnten. Mittlerweile hat sich das Ganze aber relativiert und erreicht den Siedepunkt nur bei Derbies wie dem gegen Millwall zum Beispiel. Auf jeden Fall beeindruckte den Engländern unser einheitliches Outfit in schwarz mit den gekreuzten Hämmern. Sogar Fanfreundschaft wurde uns in der Halbzeitpause angeboten.

Als Intro lief im Stadion „Forever Blowing Bubbles“, die Hymne von West Ham, bei der das ganze Stadion aufstand und in beeindruckender Lautstärke mitgesungen hat. Das Spiel wurde dann von West Ham klar dominiert, beste Chancen wurde versiebt. Es fehlte die ordnende Hand im Mittelfeld. Das kam uns alles ziemlich bekannt vor. Es wurde mit einem hohen Tempo gespielt und Verteidiger Davenport brachte mit Kopfbällen immmer wieder Gefahr vor das Tor von Michael Oakes. Das ganze Spiel gnadenlos ausgepfiffen wurde der Altstar in Diensten von Wolverhampton, Paul Ince, dem man seinen Wechsel 1989 zu Manchester United bis heute nicht verziehen hat. Je länger das Spiel dauerte, desto lauter wurden die Fans der Wolves und es machte sich im Ground Unbehagen breit, ob denn das Runde noch ins Eckige gelangen wird. Nach der Einwechslung von Teddy Sheringham war es in der 75. Minute endlich soweit. Eine mustergültige Kombination wurde durch einen genialen Schuss von Sheringham á la Makaay abgeschlossen. Er verlor während seines Einsatzes keinen Zweikampf, stellte sich voll in den Dienst der Mannschaft und wurde mit dieser Leistung von der Fußballzeitung „score“ zurecht zusammen mit Culam Davenport in die Elf des Tages der first division gewählt. Die Stimmung war nach diesem Tor natürlich prächtig und das 2-0 lag in der Luft. Am Ende wurde Sheringham mit standig ovations gefeiert. An diesem Spieler könnte sich so mancher Ü-30 Profi bei uns mal eine Scheibe abschneiden.

Abgerundet wurde der Abend noch mit einem Besuch im Fan-Pub, wo durch uns noch eine Flasche „Wismut-Fusel“ offeriert wurde, was logischerweise den Zuspruch der Fans nach sich zog, die dort lautstark ihr „Forever Blowing Bubbles“ skandierten.

Am Sonntag Mittag mit einer Vollbremsung des Billich-Air-Stalls auf der genau ausdefinierten Landebahn im beschaulich-ländlichen Nobitz eingeschwebt, stand noch eine Direktverwandlung ins Old Otto an mit der Partie vs. Karl-Marx-Stadt. Der Ausgang ist bekannt. Der direkte Vergleich zum Spiel am Vortag war hammerhart. Das Gekicke kam einem wie Schlafwagenfußball vor. Dies war der einzige Wermutstropfen an einem Wochenende, dass man nur jedem Fußballfan zur Nachahmung empfehlen kann.

Tornado-TOM, 05.10.04