Rote Limo unterm Eifelturm

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(Bing) Wenn sich der amtierende Welt- und Europameister Frankreich sowie England ein Stelldichein geben, sollte man sich das nicht entgehen lassen. Dies dachten neben mir noch drei weitere England-Sympatisanten. Somit konnte Anfang September unsere Paris-Stippvisite beginnen. In der Seine-Metropole angekommen, widmeten wir uns natürlich erst mal der Kultur und hakten den Eifelturm sowie den Champs-Élysées inklusive Triumphbogen ab. Nun war es Zeit für ein Bier. Da wir unsere Bestellung jedoch nicht in akzentfreiem Französisch aufgaben, kam es zu einem bedauerlichen Vorfall. Der Kellner brachte es nämlich fertig, uns originale rote DDR-Faßbrause zu kredenzen. Dies war schon schwer zu ertragen. als dann noch jedes dieser 0,25er Gläser mit umgerechnet 8,-- DM zu Buch schlug, zogen wir es vor, auf unsere Biervorräte im Kofferraum zurückzugreifen.
Nördlich von Paris, im Stadtteil St. Denis, befindet sich das riesige Stade de France. Wenn man diesen futuristischen Bau das erste Mal erblickt, hat man den Eindruck, das UFO sei soeben gelandet. Das französische Nationalstadion ist ein Paradebeispiel für den heutzutage aus dem Boden gestampften, hypermodernen Arenen, welche die guten alten, engen und verwinkelten Grounds ersetzen. Die Leidtragenden sind einmal mehr die Fans, denen das einmalige Feeling Fußball "zu erleben" vorenthalten wird. Stattdessen wird man auf seinen 90,-- DM-Sitzplatz in den 3. Stock einer Fußball-Oper verfrachtet und darf der Vorstellung zweier Sportteams -nach Möglichkeit emotionslos- beiwohnen.
Siebentausend Engländer kamen über den Kanal und fielen in ihrer eigenen, typischen Art über Paris her. Alle erdenklichen Fortbewegungsmittel mußten herhalten, soweit sie zum Transport von genügend Bier geeignet waren. Es ist immer wieder erstaunlich mit welchem Enthusiasmus die Engländer ihr Nationalteam unterstützen. Dies scheint paradoxerweise nicht von der Leistung der Keegan-Elf abhängig zu sein. Bekanntlich lag das enttäuschende EM-Aus gegen Rumänien nicht einmal drei Monate zurück.
England war die bessere Mannschaft und hätte eigentlich gewinnen müssen. Keegan probierte viel Neues und blickte besonders aufgrund des in Kürze anstehenden WM-Qualifikationsspieles gegen Deutschland optimistisch in die Zukunft. Michael Owen machte ein herrliches Tor, sorgte damit kurz vor Ultimo für den hochverdienten Ausgleich. Petit hatte den Gastgeben vor 80.000 Zuschauern in Führung gebracht.
Ein gigantisches Feuerwerk rundete nach dem Abpfiff die Verabschiedung der beiden langjährigen Nationalspieler Blanc und Deschamps ab. Diese äußerten nach ihren, mit Standing Ovations begleiteten Auswechslungen: "Einen besseren Abschied als ein Spiel gegen England kann man sich einfach nicht vorstellen!" Dem ist nichts hinzuzufügen.

God save the Queen
BING