Fußball in Kroatien (Istra Pula - Zagreb)
Auch bei unserem diesjährigen Urlaub, im Land mit Sonnenscheingarantie, sollte König Fußball nicht fehlen. Die Ergebnisse der Bundesliga entnahmen wir mittels Weltempfänger dem nervigen Deutschlandfunk, die von den Veilchen wurden uns per Text zum Handy geschickt (vielen Dank Bäck!). Aber auch auf das Live-Erlebnis wollten wir nicht verzichten, erst recht nicht, nachdem wir in unserem Urlaubsort Pula (auf der Halbinsel Istrien) ein recht ordentliches Stadion sahen. Doch sollte dies nicht ganz einfach werden... Zunächst wusste niemand wann gespielt wird, bzw. ob gerade Sommerpause war, später mussten wir feststellen, dass vermutlich am Abreisetag wieder gespielt wird. Also verlängerten wir unseren Kroatienaufenthalt spontan um einen Tag.
Zwischenzeitlich stand im TV die Übertragung des, wegen des Kosovokrieges verschobenen, Länderspiels Jugoslawien – Kroatien an. Nicht das wir eine Röhre gehabt hätten, aber irgendwie musste das schon sein, schließlich lag eine Menge Brisanz in diesem Match. Leider verpassten wir jedoch die erste Hälfte, die zweite wollten wir uns in einer Bar zu Gemüte führen, in der wir auch ein paar Eingeborene vermuteten. Wir betraten also das besagte Lokal und waren fast die einzigsten. Das Fernsehbild war eigentlich kein richtiges und die zweite Hälfte wollte nicht beginnen. Unser Kroatisch war leider auch nicht das Wahre, so das wir nicht herausbekamen, was geschehen war. Man muss dazu sagen, dass bei diesem Spiel jeweils nur die Heimfans dabei sein dürfen und dieses Spiel in Belgrad (Serbien) stattfand.
Wir nutzen diese Unterbrechung, leerten unsere „Favorit“-Biere (igitt!) und verdrückten uns in die nächste Strandbar. Kaum dort angekommen, wurde das Spiel wieder angepfiffen. Eigentlich ohne nennenswerte Highlights endete es 0-0, mit optischen Vorteilen für die Kroaten. Erst die FAZ klärte uns am nächsten Tag darüber auf, was zur Pause geschehen war. Die serbischen Fans forderten wohl lautstark den Rücktritt Milosevics, daraufhin wurde das Licht im Stadion ausgeschaltet und die Polizei begann zu... arbeiten.
Nun aber wieder zum Live-Erlebnis. Wir unternahmen einige Anstrengungen, um herauszufinden wann nun endlich gespielt wurde, liefen vom Sportladen zur Touristeninfo., von dort in unsere Rezeption, zum Vertreter unseres Reiseunternehmens und zum Sportcenter – vergebens! Vergessen hatten wir nur unseren „Schrankenwart“, der Mann vom Parkplatz, woher sollten wir auch wissen, dass ausgerechnet er ein Ordner im Stadion sein würde. Zwischenzeitlich erfuhren wir, dass in Pula gar kein Fußball gespielt wird! Das konnten wir nicht glauben, so fuhren wir zum Stadion und sahen, man glaubt es kaum, ganze zwei Plakate (drei Tage vorm Spieltag)! Noch dazu in einer 80000 Einwohnerstadt und einem Erstligaduell (wie sich später herausstellte).
Irgendwann war es dann soweit, der Urlaub ging zu Ende, das einheimische Geld wurde knapp, doch ein Ereignis stand noch an, Istra Pula vs. Harvatski Dragovoljac Zagreb! Während der größten Hitze (es waren wohl 30°C – im Schatten!) pilgerten wir zum Stadion, die erste Überraschung bereits am (einzigen) Kassenhäuschen, Eintritt nur 20 Kuna, umgerechnet etwa DM 5,21 (€ 2,67)! Dann das Stadion, eine geschlagene Stunde vorm Anpfiff waren wir die ersten Besucher und nach uns kam auch nicht gleich jemand! Gästeblock geschlossen und mit uns dreien kamen zwei Ordner (einer Art staatl. Security) mit in den Block – so unsere ersten Eindrücke. Weit und breit keine Imbissstände und auf der Tribüne schlichtete die Armee Stühle, während sich beide Mannschaften im Stadion „erwärmten“ (die Zagreber durch die Bank in T-Shirts mit dem Aufdruck „France 98“ – eine Niederlage lässt grüßen...)
Doch allen Vermutungen zum Trotze strömten nur wenige Minuten vor Ultimo eine doch noch beachtliche Zahl Schaulustiger zu uns, vermutlich werden es sechs- bis siebentausend gewesen sein. Ein kurzer Pfiff um 17.00 Uhr... kaum begonnen, schon die erste Großchance und die Fans auf 180! Das hierzulande übliche Abtasten blieb aus und so stand es nach nur drei Minuten 1:1, wobei das erste Tor ein Distanzschuss aus gut 30 Metern, der Ausgleich ein Elfer und der Schiri schon längst ein Arschloch war... Das Spiel war schnell, hart und doch technisch ausgereift, was auf den Rängen geschah, läßt sich schwer beschreiben. Es wurde mitgefiebert und gewettert was das Zeug hielt. Ähnlich wie beim VfL Halle wurden Ordner im Stadion so verteilt, dass es fast unmöglich war, den Zaun zu berühren und das obwohl das Spielfeld ca. 3 Meter tiefer lag. Bis zum 3:3 (Halbzeitstand) schaffte Pula es immer wieder einen Rückstand aufzuholen. Beim Stand von 3:4 gab es Elfmeter und Gelb-Rot gegen die Heimmannschaft und es wurde um uns brenzlig. Während die Security (allen voran der ältere Herr vom Parkplatz) damit beschäftigt war, einen Fan vom Zaun zu „lösen“, bewegte sich der halbe Block nach vorn und es flogen die ersten Feuerzeuge. Polizei und Ordner leisteten Überzeugungsarbeit auf den Rängen und der Mann in Schwarz versuchte aufgebrachte Spieler zu beruhigen. Nach ca. 5 Minuten wurde das Spiel fortgesetzt und es stand prompt 3:5. Wider allen Erwartungen wurde es plötzlich viel ruhiger im Stadion, die am tollsten geschmückten Fans traten langsam den Heimweg an (ca. 10 Min. vorm Ende) und verpassten schließlich das 4:5. Dabei blieb es dann auch.
Wir machten uns dann ebenfalls, total begeistert, auf zum Auto, welches direkt vorm Stadion stand. Die Straße vorm Stadion war abgesperrt (gut 5 km!), obwohl außer uns scheinbar keiner mit dem Auto kam.
Alles in allem ein gutes Spiel (nich ganz fair – aber fein), leider war nun aber auch unser Urlaub unwiderruflich vorüber!

Katrin, Alex und Kay