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In Gedenken an Uli Ebert

Ulrich Ebert im Mai 1979 bei einem Heimspiel. Foto: F. Kruczynski

Heute am 22. November, vor genau 15 Jahren, starb nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 57 Jahren Aues langjähriger Torhüter Ulrich „Uli“ Ebert. Er wird allen Freunden des Auer Sports immer in guter Erinnerung bleiben. Er war ein Fußballverrückter. Uli hat den Auer Fußball geliebt, ihn mit jeder Faser gelebt. Aues ehemaliger Kapitän Dietmar Pohl: „Uli war ein herausragender Torwart der DDR-Oberliga und Wismut Aue. Er zeigte seine ausgezeichnete Sprungkraft und Reaktionsschnelligkeit in vielen Spielen. Nach seiner Karriere arbeitete ich gemeinsam mit ihm im Nachwuchsbereich und organisierte mit ihm die Spiele der Traditionsmannschaft des FC Erzgebirge Aue.“ Viele erinnern sich noch begeistert seiner Klasseparaden, als er in den siebziger und achtziger Jahren als Nachfolger von Manfred Fuchs das Tor der Wismut-Mannschaft hütete. Zwischen 1970 und 1983 bestritt er 268 DDR-Oberligapunktspiele sowie 31 Pokalspiele für Wismut Aue. Damals wie heute hatte Aue stets exzellente Torhüter in seinen Reihen, unter ihnen war Uli Ebert einer der Besten. „Ulrich Ebert gehörte zu seiner aktiven Zeit zu den besten Torhütern der DDR-Oberliga. Seine Stärken waren vor allem eine hervorragende Athletik, ein gutes Stellungsspiel und ausgezeichnete Reflexe. Oft hat er scheinbar unhaltbare Bälle gehalten und damit für Wismut Aue wichtige Punkte geholt", so sein langjähriger Mitspieler Jürgen Escher.

1. September 1979 – Im Heimspiel gegen den 1. FC Lok Leipzig (2-1). Foto: F. Kruczynski

Der junge Ebert war im September 1966 als 18-Jähriger von Dynamo Magdeburg zur BSG Wismut gekommen, und hatte noch keine Chance gegenüber Manfred Fuchs und Klaus Thiele. Am 1. November 1967 musste er für 18 Monate zur NVA; zunächst diente er in Marienberg, dann in Berlin. Dort spielte er beim FC Vorwärts II in der Bezirksliga Berlin. Anfang Mai 1969 kehrte Ebert nach Aue zurück. In der Saison 1970/71 erkämpfte er sich mit 22 Jahren einen Stammplatz (15 Einsätze). Ebert zählte zu den besten DDR-Torhütern der 1970er-Jahre, kam aber zu keinem Einsatz in der ostdeutschen Nationalelf, da in seinen stärksten Phasen dort zunächst der Zwickauer Jürgen Croy und dann der Jenaer Hans-Ulrich Grapenthin von Trainer Georg Buschner den Vorzug erhielten. Ein weiterer Grund war, dass in dieser Zeit mit Ausnahme Croys keine Spieler aus Betriebssportgemeinschaften zu Auswahlehren kommen durften. Aufgrund dieser Nominierungspolitik wurden auch Eberts Auer Mitspieler wie Holger Erler, Konrad Schaller oder Jürgen Escher trotz guter Leistungen in der Oberliga nicht eingeladen. Als vom DFV der DDR Mitte der 1980er-Jahre auch wieder Spieler aus BSG-Mannschaften Auswahlberufungen erhielten, war die Karriere von Ulrich Ebert schon beinahe beendet. So stehen lediglich zwei Berufungen in die U-23-Auswahl der DDR im Jahre 1971 gegen Rumänien und Jugoslawien in seiner sportlichen Laufbahn zu Buche.

30. April 1980 – Parade im Heimspiel gegen Zwickau (2-1). Foto: F. Kruczynski

Uli war ein gefürchteter Elfmetertöter. Von den 60 Duellen vom Punkt in der Oberliga gegen ihn, konnte er ganze 11 halten. Weitere fünf gingen an den Pfosten oder wurden verschossen. Seinen ersten Elfer hielt er im Oktober 1970 im Heimspiel gegen den FC Carl Zeiss Jena gegen Eberhard Vogel. Besonders wichtig war Anfang 1974 im Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden, als „Uli” beim Stand von 2:2 sechs Minuten vorm Spielende den Schuss von Hans-Jürgen Dörner abwehren und seiner Mannschaft einen wichtigen Zähler sichern konnte. Er konnte aber auch anders, wie Ende Februar 1982 im Derby gegen Sachsenring. Als die Sekunden den Auern im ungestümen Schlußspurt verrannen, Schiedsrichter Henning zum 21. Male auf Ecke entschied, da raste Ebert über den Platz bis in den gegnerischen Strafraum. Er schoß zwar kein Tor, doch sein Kopfball war der Ausgangspunkt des kaum noch erwarteten Ausgleichs. Die 20.000 Veilchen-Fans hatten das Remis schon in den Wind geschrieben, als Distelmeier nach Kopfballvorarbeit von Torhüter Ebert (!), der eine Ecke von Escher verlängerte, in der Schlußsekunde die Kugel in das von Alscher sehr gut gehütete Sachsenring-Gehäuse brachte. Manch einer wird wohl das Ergebnis erst durch den Riesenjubel erfahren haben, weil er selbst schon in den Straßen von Aue heimging. Der Torschütze Distelmeier erinnerte sich: „Zwickau machte an diesem Tag vieles richtig und unser Spiel brachte trotz ständigen Anrennens nicht Zählbares. Als wir alles oder nichts spielten und selbst Uli mit noch vorn ging, kam die besagte 90. Minute. Sein Kopfball am langen Pfosten konnte nicht richtig geklärt werden, so kam der Ball zu mir und ich habe den mir entgegenspringenden Abwehrspieler getunnelt und der Ball konnte so verdeckt ins lange Eck rutschen."

18. Oktober 1980 – Im Schneeregen gegen Jena (1-4). Foto: F. Kruczynski

In der Saison 1979/80 holte er sich mit 167 Punkten den Ersten Platz in der FuWo-Punktwertung. Ebert stand in jener Saison in allen 26 Punktspielen im Auer Tor. Das Fuwo-Benotungssystem wurde erstmals von der Neuen Fußballwoche zur Saison 1962/63 eingeführt. Für jeden Spieler gab es in den wöchentlichen Oberliga-Spielen eine Bewertung von 0 (niedrigster Wert) bis 10 (höchster Wert). Sein letzter Trainer mit dem er von 1981 bis 1985 zusammen war, Hans-Ulrich Thomale: „Ulrich Ebert verkörperte aus meiner Sicht die „Wismut-Mentalität“ als Mensch und Torwart in jeder Phase unserer Zusammenarbeit. Einsatz-und meinungsstark, verlässlich, ohne Angst ausgestattet auf der Grundlage seines Könnens als Torwart ein wertvoller Rückhalt der Mannschaft. Selbst als Raucher konnte ich ihn überzeugen, diese Angewohnheit nicht im Rahmen mannschaftlicher Aktivitäten auszuüben. Leider ist er viel zu zeitig aus dem Leben geschieden. R.I.P. - Ulrich Ebert.“
Uli Ebert hütete in 299 Pflichtspielen für die Veilchen das Tor. Letztmals stand er beim Auswärts-Intertoto-Spiel gegen Baník Ostrava (0:0) am 7. Juli 1985 zwischen den Pfosten. Bis 1985 hielt sich der 1,78 Meter große gelernte Stuckateur noch als Ersatztorhüter für seinen Nachfolger Jörg Weißflog zur Verfügung und beendete dann seine aktive Laufbahn.

23. Mai 1979 – Aue gegen Zwickau (3-1). Ebert hält seinen dritten Elfmeter in der Saison 1978/79. Hier gegen Schellenberg. Foto: F. Kruczynski

Nach seiner aktiven Zeit engagierte er sich in einigen Vereinen, wie auch der zweiten Mannschaft des FCE, mit Erfolg als Trainer. Bis zuletzt gab Ebert als Stützpunkttrainer für den Deutschen Fußball Bund in Falkenstein seinen großen Erfahrungsschatz an den Nachwuchs weiter. Bei der Auer Oldie-Traditionsmannschaft hatte Uli Ebert in vielen Jahren den Hut auf, hütete dabei selbst noch das Tor und organisierte Jahr für Jahr das beliebte Oldieturnier ehemaliger DDR-Oberligamannschaften in der Lößnitzer Erzgebirgshalle. Ebert arbeitete in Aue bei einem kostenlosen Wochenblatt und war nicht nur wegen seiner sportlichen Vergangenheit sehr beliebt.
Uli lebt in unserer Erinnerung fort als ein hervorragender Fußballer, als Vorbild für Generationen junger Sportler im Erzgebirge. Wir behalten ihn als lebensfrohen, bis zuletzt optimistischen Menschen und Freund im Gedächtnis. Er hat Tausenden Veilchen-Anhängern mit seinen Leistungen Mut und Freude gegeben. (Burg)

4. Mai 1985 – Aue gegen 1. FCM (2-0). Verabschiedung durch Trainer Thomale. Links sein Nachfolger Jörg Weißflog. Foto: F. Kruczynski


Anfang der 1990er Jahre – Ebert (li.) mit seinem letzten Trainer in Aue, Hans-Ulrich Thomale. Foto: Archiv Thomale


November 2005 - Nachruf im Veilchen-Echo gegen Braunschweig. Foto: Archiv Burg



Alle Pflichtspiele von Uli Ebert
Geschrieben von Burg am 21.11.2020, 23:05   (2917x gelesen)