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Auer Fußball Historisch – Aues Sechs-Siege-Rekord in Liga Zwei

Vor 10 Jahren empfing der FC Ergzgebirge Aue in der 2. Bundesliga am 5. November 2006 den Aufsteiger FC Augsburg. Bei strömenden Regen verpaßten die Gastgeber vor 8.150 Zuschauern

Schlagzeile der Freien Presse am 9. November 2006 einen Tag nach dem Sensatiosnsieg in Köln. Foto: Archiv Burg
gegen die Schwaben den vierten Heimsieg. Nach einem 0-1 Rückstand schon nach 8 Minuten durch Lawaree, stemmten sich der FCE nach dem Seitenwechsel gegen die drohende Heimniederlage und kam in der 54. Minute zum verdienten Ausgleich. Marcin Adamaski drückte einen Eckball von Marko Kurth im Fallen über die Linie. Nach diesen 10. Spieltag der Saison 2006/07 – es war die vierte im Unterhaus der Bundesliga - standen die Veilchen mit 11 Punkten auf einem 13. Tabellenrang. Im Auer Umfeld war dann zu hören, das dieser eine Punkt eindeutig zu wenig war, weil die Abstiegszone nur zwei Punkte entfernt begann und das manch einem mit Blick auf das kommende Auswärtsspiel beim Bundesligaabsteiger 1. FC Köln drei Tage später, nur Angst und Bange werden konnte.

In dieser Spielzeit waren als Vorjahres-Absteiger aus der Bundesliga der 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Köln und MSV Duisburg vertreten und machten die 2. Bundesliga höchst atraktiv. Aufsteiger aus den Regionalligen waren der FC Augsburg und TuS Koblenz aus der Südstaffel sowie Rot-Weiss Essen und FC Carl Zeiss Jena aus der Nordstaffel.
Aber es kam völlig anders am 11. Spieltag weil Stürmerlegende Andrzej Juskowiak die Gäste aus dem Erzgebirge zum 1-0 Sensationssieg in der Domstadt schoß und seine Mannschaft vor einer sportlichen Krise bewarte. Gegen den Millionenschweren Aufstiegskandidaten feierte die Schädlich-Truppe im neuen Kölner WM-Stadion ihren ersten Auswärtserfolg in der Liga. Trotz 12-3 Ecken für den FC jubelten am Ende nur die Gäste, die das Spiel mit ganzen 2 Torschüssen und nur 38% Ballbesitz gewannen. Über die linke Seite von Mitja Schäfer gelangt der Ball zu David Siradze im Sturmzentrum und der Georgier spielt einen Zucker-Sahne-Pass auf Juskowiak durch die geöffnete Kölner Abwehr hindurch. Der Pole läuft noch 2-3 Schritte und schiebt den Ball eiskalt Kölns Keeper Wessels durch die Beine ins Tor. Alleine der Pass von Siradze, war die 525 Kilometer lange Anfahrt an einem Mittwoch für die mitgereisten 500 Veilchenfans aus dem Erzgebirge wert. Für den damals 36-jährigen Polen Juskowiask, der seine letzte Saison für die Auer spielte, war es das 2. Saisontor. Und so lagen sich nach nach den Schlusspfiff von Schiedsrichter Holger Henschel die mitgereisten Fans, Trainer, Betreuer, Vereinsoffizielle und FCE-Präsident Uwe Leonhardt des kleinen FC Erzgebirge Aue freudetrunken in die Arme.

Vier Tage später versetzte ein 5-1 Kantersieg gegen Aufsteiger Carl-Zeiss Jena die eigenen Fans weiter in Hochstimmung. Die Mannschaft trat als geschlossene Einheit auf und an solchen Tagen klappt dann einfach alles. Andrzej Juskowiak und Florian Heller trafen je zweimal. Hendrik Liebers stellte mit einem 20-Meter Volleyschuß den

Das 5-1 gegen Jena war Aues höchster Sieg bis dato gegen den langjährigen Rivalen aus Jena und auch bis zu diesen Zeitpunkt Aues höchster Heimsieg in der Zweiten Liga. Foto: Archiv Ede
Endstand her. Dieses Tor war überhaupt sein Erstes in der Zweiten Liga und für die Auer. Für Jenas damaligen Coach Heiko Weber war das Auftreten seiner Mannschaft zum Teil peinlich. Bei Jena standen in dieser Saiosn gleich vier ehemalige Auer Spieler unter Vertrag: Ronny Thielemann, Sven Günther, Sebastian Helbig und Holger Hasse. Letzterer kam in der 19. Minute im Laufduell mit dem schnellen Auer Stürmer Tomas Klinka einen Schritt zu spät und sah die Rote Karte. Diese sah dann auch Aues Schlußmann Tomasz Bobel (36.) wegen einer Notbremse gegen den Jenas de Napoli. Stammtorhüter Bobel stand zuvor in allen 11 Ligaspielen im Tor. Für ihn kam Axel Keller in den Kasten. Keller wechselte im Sommer 2006 – praktisch im Tausch mit Jörg Hahnel – von Rostock nach Aue. Dort wurde er im Spiel gegen Jena zum Stammtorhüter und bestätigte seinen Platz im weiteren Saisonverlauf durch überzeugende Leistungen. Bobel kehrte in den letzten drei Saisonspielen ins Auer Tor zurück.

Eine Woche später mußten die Lila-Weißen ins Ruhrgebiet zu Rot-Weiss Essen, dem Deutschen Meister von 1955 und DFB-Pokalsieger von 1953, dem ehemaligen Bundesligisten und Heimatklub von Willi Lippens reisen. Dort konnte sich der FCE

Die Auer Mannschaft ließ sich vor dem Auer Gästeblock (nicht im Bild) nach dem 1-0 Sieg in Essen feiern. Foto: A.Gerber
mit einem knappen aber am Ende hochverdienten 1-0 Erfolg auf den sechsten Tabellenlatz verbessern. Die Gastgeber spielten ab Minute 23 wegen eines Platzverweises mit einem Mann weniger, die letzten 11 Minuten, Aufgrund einer Verletzung, gar nur mit neun Mann. Für die Gäste war Hendrik Liebers der Mann des Tages. Er versenkte den Ball nach einer zu kurz abgewehrten Ecke aus 14 Metern ins RWE-Tor. Die Gäste überboten sich gegen den Tabellenvorletzten im Auslassen von Chancen. Aues Trainer Gerd Schädlich freute sich nach Spielende zwar über den dritten Auer Sieg in Folge zeigte sich aber gewohnt kritisch: „Nach dem Platzverweis für Essen wollten einige meiner Spieler nur mit 90 Prozent weiterspielen. Da mußte ich in der Kabine klare Worte finden. Kritikwürdig war, wie wir uns in der zweiten Halbzeit angestellt haben. Jetzt gilt es in der Woche bis zum nächsten Heimspiel, den Ball flach zu halten“.

Im kommenden Heimspiel gegen den SC Paderborn war bis zur 76. Minute wenig bis gar nichts vom Selbstvertrauen der Erfolgsserie zu spüren. Viel Krampf, schwache Standards, zu wenig Laufbereitschaft und Fehlabspiele im Aufbau ließen die Veilchen an den sehr defensiv agierenden Paderborner Mannschaft mit ihrem Trainer Roland Seitz fast verzweifeln. Dann aber erlöste Skerdilaid Curri eine Viertelstunde vor Spielende die 10.500 Zuschauer im Erzgebirgsstadion. In der 55. Minute eingewechselt, vernaschte der kleine Albaner nach Zuspiel von Jörg Emmerich erst einen Paderborner, um dann trocken mit links zum Siegestreffer einzuschießen. Seine feine Einzelleistung entschied eine Partie, an der viele schon gar nicht mehr an einen Sieg glaubten. Sein letztes Ligator (April 2006 in Braunschweig) lag sieben Monate zurück. Mit diesen Sieg und nun schon 23 Punkten auf der Habenseite kletterte Aue einen Platz nach oben und war fünfter in der Tabelle. Im November 2006 wurden 13 von 15 möglichen Punkten geholt.

Am 15. Spieltag ging es dann für die Auer Veilchen zum ungeschlagenden Spitzenreiter Karlsruher SC. Mann des Tages war David Siradze, der den einzigen Treffer des Spiel erzielte und

Tomas Klinka war in der Saison 2006/07 Aues bester Torschütze. Er erzielte insgesamt 9 Ligatore bei 30 Einsätzen. Foto: Frank Kruczynski
kurz vor Schluss mit der „Ampelkarte“ vom Platz flog. Das Spiel begann mit etwas Verspätung, weil vor dem Anpfiff an den verstorbenen Trainer Max Merkel erinnert wurde, der Anfang der achtziger Jahre auch zwei Jahre für den KSC tätig war. Siradzes Kopfballtreffer war quasi der erste Höhepunkt in einer Partie, in der es bis dahin so gut wie keine Chancen auf beiden Seiten gab. Die „Übermannschaft“-KSC (9 Siege/5 Unentschieden) enttäuschte und der FCE wirkte im Offensivspiel zu behäbig. Aber ab der 55. Minute wuchs der Druck der Gastgeber auf den Kasten von Axel Keller dann mehr und mehr an. Mit Glück und Geschick kämpfte sich Aue aber durch und überstand auch die fünfminütige Nachspielzeit im Wildpark. Die 700 mitgereisten Auer Schlachtenbummler konnten über den dritten 1-0 Sieg in Folge jubeln und der der KSC, der zuvor in jeden seiner sieben Heimspiele zumindest drei Tore erzeilt hatte, war die Tabellenführung los. Aue-Trainer Gerd Schädlich zeigte sich bei der Pressekonferenz nach dem Spiel natürlich bestens gelaunt: „Wir haben jetzt vier Mal hier in Karlsruhe gespielt, ein Mal verloren, aber drei Mal gewonnen. Liebe Karlsruher, wenn ihr diese Entwicklung der Bilanz ändern wollt, dann steigt auf!“ Eigene Ansprüche auf Liga eins erhebt Schädlich aber nicht: „Ich sehe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund, dass wir unser ausgegebenes Saisonziel schon ändern sollten.“

Zum letzten Heimspiel des Jahres 2006 empfing der FC Erzgebirge Aue den Aufsteiger TuS Koblenz.

Quelle: Veilchen-Echo
Dieser Verein, der 1911 gegründet wurde, spielte zum ersten Mal in seiner Geschichte in der 2. Bundesliga. In einem höchst unterhaltsamen Flutlichtspiel drehten die Schützlinge von Trainer Gerd Schädlich vorallem im zweiten Durchgang auf. Wie die Veilchen den 0-1 Rückstand nach einem Freistoß wegsteckten und die Gäste dann unter Druck setzten, war vor einer begeistert mitgehenden Auer Zuschauerkulisse sehenswert. Emmerich mit einem verwandelten Handelfer, sowie Christian Lenze, Tomas Klinka und Andrzej Juslowiak besorgten am Ende einen ungefährdeten 4-1 Erfolg. Nach diesen historischen Sechs-Siege-Rekord, der noch bis heute Bestand hat, rangierten die die Lila-Weißen Fußballer mit 29 Punkten auf dem fünften Tabellplatz, punktgleich mit dem dritten Duisburg und dem vierten Kaiserslautern. Zwar träumten die Fans schon von der Ersten Liga, aber gerade Leute wie Gerd Schädlich wußten wie schnelllebig das Fußballgeschäft ist. Dieses gilt auch noch heute. (Burg)

Auer Fußball Historisch zum nachlesen
350. Zweitligaspiel für Aue
Geschrieben von Burg am 13.11.2016, 14:33   (1738x gelesen)