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AUER FUSSBALL HISTORISCH - VOR 15 JAHREN VEILCHEN LANDEN AUF EINEN MITTELFELDPLATZ IN DER REGIONALLIGA NORD

Am 9. Spieltag in der Regionalliga Nord im September 2001 empfingen die Veilchen „Nachbar“

Spielplakat vom Derby gegen den CFC. Foto: Archiv Burg
und Zweitligaabsteiger Chemnitz zum Derby im Lößnitztal in der Regionalliga-Nord. Erst gegen 13.30 Uhr traf der CFC-Mannschaftsbus im Erzgebirgsstadion ein. Trotz rechtzeitiger Abreise in Chemnitz war plötzlich schon in Stollberg die B 169 verstopft. Da konnte nur noch die Polizei helfen und sicherte den pünktlichen Anstoß. Bedingt durch den Abstieg des Chemnitzer FC gab es im Derby die größte Zuschauerzahl seit dem August 1996 (damals 9.000 Zuschauer im Spiel gegen Dynamo Dresden). 8.800 bildeten eine lange nicht gekannte Kulisse im Auer Stadion. Nach dem bitteren 0-3 gab es natürlich für die Veilchen Hohn und Spott vom himmelblauen Anhang. Diese feierten sich wie immer logischerweise selbst, waren sie doch (zumindest ein Teil ihrer Fans) zu Fuß ins Stadion nach Aue gelaufen. Bezugnehmend auf ihren Singsang 1999 beim Aufstieg in die 2. Liga vor dem Chemnitzer Rathaus, wollte man sich trotz des Abstieges zwei Jahre später dann keine Blöße geben. Schließlich war von Fahren die Rede, und somit enstand die Idee, die 27 Kilometer von der Chemnitzer Stadtgrenze bis Aue zu laufen. Aber die Erinnerungen an solche Derbys wie zuletzt im November 2015 und April 2016 haben die negativen Gedanken von damals schon längst wieder vertrieben. Zudem gab es ja in der Saison 2001/02 ein Rückspiel in Chemnitz, wo sich die Auer fern aller Tabellensorgen mit einem 2-0 Auswärtssieg revanchierten.

In die neue Spielzeit, immerhin schon seine zehnte, blickte Aues damaliger amtierender Präsident Uwe Leonhardt optimistisch. Jedem im Verein und dem Umfeld sollte klar sein das ein Abstieg kein Thema sein darf. Mit dem VfL Osnabrück, SC Paderborn 07, Bayer Leverkusen/Amat. und Holstein Kiel erwartete man in Aue wieder völlig neue Punktspielgegner. Die treuen Veilchen Fans legten zu den Auswärtsspielen fast 15.000 Kilometer zurück. Allein zehn von insgesamt siebzehn Touren waren mehr als 500 Kilometer lang. Der Saisonauftakt gegen den Ex-Bundesligisten Wattenscheid 09 mit den Altintop-Zwillingen fiel ernüchternd bis enttäuschend aus. Mit einem 2-5 gab es zu Hause im Lößnitztal eine kalte Dusche bei tropischen Temperaturen. Noch schlimmer wiegte aber der Verlust von Alexander Tetzner. Der Neuzugang aus Chemnitz strotzte nur so vor Tatendrang und mußte aber bereits nach 13 Minuten nach einem schlimmen Foul von Sven Lintjens an der Mittellinie verletzt vom Platz getragen werden. Auf Tetzner und Kay- Uwe Jendrossek, der ebenfalls vom CFC ins Lößnitztal gewechselt war, setzte Aues Trainer Gerd Schädlich viel. Tetzner stand nach der Verletzung erst am zweiten Spieltag der Rückrunde gegen die Amateure von Bayer Leverkusen wieder auf dem Platz und Jendrossek konnte wegen Verletzungen auch nur in insgesamt 17 Punktspielen mitwirken. Als echte Verstärkungen erwiesen sich Russi Petkov (Stendal) im Tor, Rostislav Broum im Sturm (Hoyerswerda) und

Aue schoß vier Tore gegen Fortuna Köln am 11. Spieltag als Balsam auf einige Wunden. v.r.n.l: Murat Jasarevic, Radek Sionko, Rostislav Broum, Petr Grund, Holger Hasse, Russi Petkov, Borislav Tomoski, Marco Kurth, Kay-Uwe Jendrossek, Matthias Heidrich, Maik Kunze, Swen Dreyer und Roman Müller. Foto: Kruczynski
Nikolce Noveski (Hansa Rostock/Amat.) in der Innenverteidigung. Dagegen erwiesen sich der als Oberliga-Torschützenkönig von Dessau gewechselte Swen Dreyer und der talentierte Sascha Kadow von Hertha BSC/Amateuren als Flop. Dreyer kam nur zu 18 Pflichtspieleinsätzen und erzielte ein einziges Tor beim Landespokalspiel in Neugersdorf. Kadow entwickelte sich in seinen zwei Spielzeiten beim FCE (2001 bis 2003) und nur 12 Pflichtspielen gar zur größten Enttäuschung von Gerd Schädlich. Statt mit fußballerischer Klasse machte er mit seinem Lebenswandel Schlagzeilen. In allen 34 Punktspielen wirkte Maik Kunze mit. Zusammen mit Radek Sionko und Rostislav Broum teilte er sich mit je acht Treffern die interne Torjägerkrone in den Ligaspielen. FCE-Eigengewächs Holger Hasse machte einen Riesensprung. Die Verletzung von Udo Tautenhahn schon am 2. Spieltag in Leverkusen bedeutete für den harten Verteidiger das Ende seiner Karriere. Seit der Saison 1996/97 bei den Veilchen am Ball, war dann nach 149 Pflichtspielen jäh Schluß für den damals 35-jährigen. Hasse sprang in die Lücke und wurde Abwehrchef. Trotz einer gelb-roten Karte am 16. Spieltag in Braunschweig und der damit verbundenen Sperre für eine Partie stand er von allen 22 eingesetzten Spielern in jener Saison mit den meisten Minuten auf dem Platz: 2.963.

Einer, der das Gesicht des FC Erzgebirge Aue im vergangenen Jahrzehnt wie kein anderer prägte, verließ im Sommer 2002 das Lößnitztal. Die Rede ist von Lutz Lindemann. Am 30. Juni 2002 lief der Vertrag des damals 52-jährigen aus. Als Grund für seine Entscheidung gab Lindemann die Suche nach einer neuen Herausforderung an. FCE Präsident Uwe Leonhardt äußerte Verständnis und Respekt für Lindemanns Entscheidung: „Wir gehen im Guten auseinander“. Der frühere DDR-Nationalspieler kam im März 1992 als Trainer nach Aue und führte die Veilchen 1994 in die Regionalliga Nordost. Im Jahr darauf wurde er sportlicher Leiter, um im

Stürmer Swen Dreyer im DFB-Pokalspiel am 25. August 2001, indem die Veilchen unglücklich erst nach Verlängerung mit 1-2 gegen den FSV Mainz 05 den kürzeren zogen. Er wechselte vom SV Dessau 05 ins Erzgebirge und kam in 14 Punktspielen nur auf eine Einsatzzeit von 335 Minuten. Foto: Kruczynski
April 1996 erneut für zwei Jahre auf der Bank Platz zu nehmen. Danach wurde er wieder sportlicher Leiter sowie Geschäftsführer der Marketinggesellschaft, später Manager. Zu seinen Verdiensten zählt zweifellos der Aufbau des FCE-Förderkreises, dem derzeit mehr als 260 Sponsoren angehören.
Lindemann hatte auch immer ein Ohr und ein gutes Gespühr für die Auer Fans. Eine Woche nach dem verloren Derby gegen Chemnitz gab es mit der vierten Niederlage am Stück beim Tabellenvorletzten Dresdner SC´98 eine bemerkenswerte Szene. Fünf Minuten nach Abpfiff, der mit 1-2 verlorenen Partie im Heinz-Steyer-Stadion, riefen die über 500 mitgereisten Auer Fans: „Wir ham die Schnauze voll!“ - Wir woll´n euch kämpfen seh´n“. Prompt marschierte Manager Lindemann und Trainer Schädlich zum Gästeblock. Demonstrativ legte Lindemann seinen linken Arm um Schädlich und gebot mit der rechten Hand um Ruhe. Nach einigen Erklärungen sagte er, das es keine Diskussionen um Gerd Schädlich gibt. Der Trainer entschuldigte sich für die vierte Niederlage in Folge und versprach harte Arbeit.

Genau wie in der Vorsaison (2000/01), kam auch diesmal nach vier Niederlagen in Folge, Fortuna Köln ins Lößnitztal. Aue belegte zu diesen Zeitpunkt einen Abstiegsplatz. Als hätte es erst der harten Worte von Lindemann und den Fans bedurft, blieb die Mannschaft in den nächsten sechs Pflichtspielen (inkl. Sachsenpokal) ohne Niederlage, wobei sie fünfmal klar gewann. Lohn war nach dem 15. Spieltag Anfang November 2001 der 6. Tabellenrang und damit die beste Platzierung in der gesamten Saison. Insgesamt blieb der FCE aber der Meister der Unbeständigkeit. Die Phasen der Erfolge und Mißerfolge wechselten zu oft. In der Schlußphase der Meisterschaft arbeitete sich die Mannschaft bis auf den 7. Rang nach oben und schienen zumindestens ihre Vorjahresplatzierung wiederholen zu können. Eine schwache Vorstellung im letzten Punktspiel beim Absteiger Fortuna Düsseldorf (0-3) machte aber einen Strich durch diese Rechnung. Der 9. Platz war keine Katastrophe für den Präsidenten. Ab nicht nur er erkannte das der Verein auf der Stelle trat. Der Gewinn des Sachsenpokals zwei Wochen nach dem Saisonende, ausgerechnet wieder in Zwickau beim ungeliebten Erzrivalen, versöhnte die Anhängerschar ein bißchen.

Der Zuschauerzuspruch im heimischen Stadion war immerhin der viertbeste nach dem Abstieg 1990 aus der DDR-Oberliga. Bis auf dem Derby gegen den CFC und die 6.700 Zuschauer beim letzten Heimspiel gegen Aufstiegsaspirant Braunschweig, waren die Kulissen zu den restlichen Spielen eher Durchschnitt, was die am Ende 3.315 Zuschauer pro Spiel in dieser Saison bewiesen. Auch Mannschaften wie Essen (3.000), Düsseldorf (2.900) oder Osnabrück (2.500) zogen nicht besonders. Tiefpunkt war die Partie gegen den SC Verl Mitte Dezember 2001 vor nur 1.400 Zuschauern. Bitterkalte -13° zeigte das Thermometer im Stadion an. An Fußball war da gar nicht zu denken. Der alte Klassiker Aue vs. 1.FCM zog an einem Mittwochabend unter Flutlicht immerhin 4.000 Zuschauer an. In dieser Saison gab es auch nach langer Zeit kein einziges Spiel mehr gegen eine Berliner Mannschaft. Dies war zuletzt in den Jahren 1990/91 bis 1993/94 der Fall. (Burg)

Auer Fussball Historisch zum nachlesen
Aues 1. Saison in der DDR-Oberliga 1951/52

Am 13. April 2002 lief der heutige Veilchen-Cheftrainer Pavel Dotchev zum ersten Mal als Spieler im Auer Stadion auf. Es war der 29. Spieltag der Regionalliga Nord in der Rückrunde 2001/02 und die Auer gewannen 2:1. In dieser Szene klären die Paderborner Narucevicius, Krösche und Dotchev (rechts) vor Maik Kunze, hinten Alexander Tetzner. Beim Hinspiel am 13. Oktober 2001 in Paderborn (1-1) stand Pavel nicht im Kader. In der Saison 2001/02 erzielte der frühere bulgarische Nationaspieler in 19 Punktspielen vier Tore. Insgesamt lief Pavel Dotchev zwischen 1995 bis 2002 in 208 Punktspielen (21 Tore) für den SC Paderborn 07 auf. Foto: Archiv Frank Kruczynski
Geschrieben von Burg am 28.09.2016, 19:04   (1537x gelesen)